Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
Ihr da tut?«
Stille trat ein, schließlich gefolgt von Jolines Stimme. »Cauthon?«, rief sie.
»Was glaubt Ihr denn verdammt noch mal?«, rief er zurück.
»Das weiß ich doch nicht! Ihr wart so schnell da, mit gezückten Waffen. Wollt Ihr unbedingt sterben?«
»Wir wollten Euch retten!«, brüllte Mat.
»Sehen wir so aus, als müsste man uns retten?«, lautete die Erwiderung.
»Nun, Ihr seid immer noch hier, oder nicht?«
Darauf wurde mit Schweigen geantwortet.
»Oh, um des Lichts willen«, rief Joline schließlich. »Kommt Ihr jetzt endlich da raus?«
»Ihr werdet nicht noch einen Feuerball auf mich schleudern, oder?«, murmelte Mat und betrat den Korridor, während Thom wieder auf die Füße kam. Talmanes folgte ihm. Die drei Aes Sedai standen am Fuß einer breiten eleganten Treppe am anderen Ende des Korridors. Teslyn und Edesina schleuderten noch immer Feuerbälle auf Dorfbewohner in der Tiefe; ihr Haar war nass und ihre Kleider saßen nicht richtig, als hätten sie sie hastig übergestreift. Joline trug nur einen voluminösen weißen Morgenmantel. Ihr hübsches Gesicht war die Ruhe selbst, ihr dunkles Haar fiel ihr glatt und feucht über die rechte Schulter. Der Morgenmantel klaffte oben ein Stück auf und zeigte eine Andeutung dessen, was sich darunter verbarg. Talmanes stieß einen leisen Pfiff aus.
»Sie ist keine Frau, Talmanes«, flüsterte Mat warnend. »Sie ist eine Aes Sedai. Haltet sie bloß nicht für eine Frau.«
»Ich gebe mir alle Mühe, Mat«, entgegnete Talmanes. »Aber es fällt schwer.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Soll man mich doch zu Asche verbrennen.«
»Nehmt Euch in Acht, oder sie wird genau das tun«, sagte Mat und zog die Hutkrempe ein Stück tiefer. »Tatsächlich hat sie es eben versucht.«
Talmanes seufzte, und sie begaben sich zu den Frauen. Jolines beide Behüter und die drei Soldaten standen mit gezogenen Waffen im Badezimmer. Etwa ein Dutzend Diener saßen gefesselt in der Ecke: zwei junge Mädchen – vermutlich Bademägde – und mehrere Männer in Westen und Hosen. Anscheinend hatte Jolines Kleid für die Fessel herhalten müssen. Die Seide würde viel besser funktionieren als Handtücher aus Wolle. Kurz vor dem Treppenabsatz direkt unter den Aes Sedai konnte Mat ein paar Tote ausmachen, die durch Stahl und nicht durch Feuer gestorben waren.
Joline musterte Mat beim Näherkommen, und der Blick deutete unmissverständlich an, dass sie irgendwie ihn für das alles hier verantwortlich machte. Sie verschränkte die Arme und zog den Morgenmantel am Hals zusammen, allerdings vermochte Mat nicht zu sagen, ob sie das wegen Talmanes’ bewunderndem Blick oder nur zufällig tat.
»Wir müssen weg hier«, sagte Mat. »Die ganze Stadt ist verrückt geworden.«
»Wir können nicht gehen«, erwiderte Joline. »Wir können diese Diener nicht dem Mob überlassen. Außerdem müssen wir Meister Tobrad finden und dafür sorgen, dass er in Sicherheit ist.«
»Meister Tobrad ist der Wirt?«, fragte Mat. Ein Feuerball sauste die Treppe hinunter.
»Ja.«
»Zu spät. Sein Gehirn schmückt bereits unten die Wand. Hört zu, wie ich gerade sagte, ist das ganze Dorf verrückt geworden. Diese Diener haben versucht, Euch zu töten, richtig?«
Joline zögerte. »Ja.«
»Lasst sie zurück. Wir können nichts für sie tun.«
»Aber wenn wir bis zur Morgendämmerung warten …«, sagte Joline zögernd.
»Und was? Jede Person zu Asche verbrennen, die die Treppe raufkommt? Ihr veranstaltet hier eine ganz schöne Aufregung, und sie zieht immer mehr Menschen an. Wenn Ihr sie aufhalten wollt, werdet Ihr sie alle töten müssen.«
Joline sah die anderen beiden Frauen an.
»Hört mir zu«, sagte Mat. »Dort unten habe ich eine verwundete Rotwaffe, und ich habe vor, den Mann lebend herauszuschaffen. Ihr könnt für diese Leute nichts tun. Ich vermute, Eure Behüter mussten die Gruppe oben auf der Treppe töten, bevor Ihr Euch alle bedroht genug gefühlt habt, um die Macht zu benutzen. Ihr wisst, wie entschlossen sie sind.«
»Also gut«, sagte Joline. »Ich komme mit. Aber wir nehmen die beiden Mägde mit. Blaeric und Fen können sie tragen.«
Mat seufzte – es wäre ihm lieber gewesen, ihm hätten die Klingen der Behüter zur Verfügung gestanden, falls es Ärger geben sollte –, aber er sparte sich jedes weitere Wort. Er nickte Thom und Talmanes zu und wartete ungeduldig, während sich die Behüter die gefesselten Mädchen auf die Schulter luden. Dann eilte die ganze
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