Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
wollen, und sie hatte sie bei mehreren entscheidenden Gelegenheiten nachdrücklich unterstützt.
Jeder Name war wie ein Dorn, der sich in Egwenes Haut bohrte. Dagdara Finchey, die Egwene einmal Geheilt hatte, als sie sich den Knöchel verstaucht hatte. Zanica, die ihr Unterricht gegeben hatte und so nett erschienen war. Larissa Lyndel. Miyasi, für die sie Nüsse geknackt hatte. Nesita. Nacelle Kayama. Nalaene Forrell, die sich wie Elza Rand verschworen hatte. Birlen Pena. Melvara. Chai Rugan …
Die Liste ging weiter. Weder Romanda noch Lelaine waren Schwarze, was Egwene irgendwie ärgerte. Eine von ihnen oder auch beide in Ketten zu legen wäre so praktisch gewesen. Warum bloß Sheriam und keine der beiden?
Hör auf damit, rief sie sich zur Ordnung. Du benimmst dich nicht rational. Sich zu wünschen, dass gewisse Schwestern Schwarze waren, brachte sie nicht weiter.
Cadsuane stand nicht auf der Liste. Genauso wenig wie Egwenes engste Freundinnen. Damit hatte sie auch nicht gerechnet, aber es fühlte sich trotzdem gut an, die Liste zu beenden, ohne auf einen ihrer Namen zu stoßen. Die Gruppe, die in der Burg die Schwarze Ajah jagte, war auch nicht infiltriert. Außerdem war keiner der Spione dabei, die man in Salidar ausgesandt hatte.
Und Elaidas Name stand auch nicht auf der Liste. An ihrem Ende stand eine Anmerkung, dass Verin Elaida genau unter die Lupe genommen und nach einem Beweis gesucht hatte, dass sie zu den Schwarzen gehörte. Aber Bemerkungen der Schwarzen Schwestern hatten sie zu der Annahme geführt, dass Elaida nicht zu ihnen gehörte. Sie war bloß eine labile Frau, die den Schwarzen manchmal genauso unerträglich war wie dem Rest der Burg.
Leider machte das Sinn. Die Erkenntnis, dass Galina und Alviarin Schwarze waren, hatte Egwene schon vermuten lassen, dass sie Elaidas Name nicht hier finden würde. Das passte eher zu den Schwarzen, jemanden zu wählen, den sie als Amyrlin manipulieren konnten, und dann eine Schwarze Bewahrerin einzusetzen, die sie unter Kontrolle hielt.
Vermutlich hatten sie Elaida durch Alviarin oder Galina irgendwie unter Druck gesetzt – Galina, die sich laut Verins Anmerkungen zur Anführerin der Roten Ajah gemacht hatte. Sie hatten Elaida bedrängt oder bestochen, ihren Wünschen zu entsprechen, ohne dass die Amyrlin überhaupt mitbekommen hatte, dass sie den Schwarzen diente. Und das half auch Alviarins seltsamen Sturz zu erklären. War sie vielleicht zu weit gegangen? Hatte sie es übertrieben und Elaidas Zorn erregt? Das erschien plausibel, aber genau würde man es erst dann wissen, wenn Elaida aussagte oder Egwene Alviarin verhören lassen konnte. Was sie so schnell wie möglich in die Wege leiten wollte.
Nachdenklich schloss Egwene das rote Buch; die Kerze war beinahe niedergebrannt. Es wurde spät. Vielleicht war es Zeit, darauf zu bestehen, Informationen über die Lage in der Burg zu erhalten.
Aber bevor sie sich entscheiden konnte, wie sie vorgehen sollte, klopfte es an der Tür. Egwene schaute auf, verknotete schnell das Lesezeichen und ließ beide Bücher verschwinden. Anklopfen bedeutete, dass dort keine Rote stand.
»Herein«, rief sie.
Die Tür öffnete sich und enthüllte Nicola mit ihren großen dunkeln Augen und der schlanken Statur, die keine Sekunde lang von Turese aus den Augen gelassen wurde. Die Rote erschien nicht erfreut, dass Egwene eine Besucherin hatte, aber die dampfende Schüssel auf dem Tablett in Nicolas Händen erklärte, warum sie hatte klopfen dürfen.
Nicola machte vor Egwene einen Knicks, und ihr weißes Novizinnengewand bauschte sich. Tureses Miene wurde noch finsterer. Aber Nicola fiel das nicht auf. »Für Verin Sedai«, sagte sie leise und deutete mit dem Kopf zum Bett. »Auf Anordnung der Herrin der Küchen, nachdem sie hörte, wie erschöpft Verin Sedai von ihren Reisen ist.«
Egwene nickte, deutete auf den Tisch und verbarg ihre Aufregung. Nicola kam schnell heran, stellte das Tablett ab und flüsterte leise: »Ich soll fragen, ob Ihr ihr vertraut.« Wieder schaute sie zum Bett.
»Ja«, sagte Egwene und übertönte das Wort, indem sie den Hocker zurückschob. Also wussten ihre Verbündeten noch nichts von Verins Tod. Das war gut; für den Augenblick war das Geheimnis noch gewahrt.
Nicola nickte, dann sagte sie lauter: »Es wäre gut für sie, wenn sie sie isst, solange sie noch warm ist, aber ich überlasse es Euch, ob Ihr sie wecken wollt oder nicht. Man hat mir befohlen, Euch zu warnen, das Essen nicht
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