Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
stolz darauf, wer ich bin. Und mir gefällt dieser Mantel. Er ist bequem.« Er ballte die Hände zu Fäusten und weigerte sich, sich am Hals zu kratzen.
»Wenn du es sagst«, sagte Elayne. »Ich sehe dich beim Essen. Ich muss Dyelin mitbringen. Sie ist sehr neugierig auf dich.«
Und damit ließ sie Birgitte die Tür schließen. Mat starrte sie einen Augenblick lang rachsüchtig an, dann wandte er sich Thom zu. Talmanes und die Soldaten warteten außer Hörweite ein kurzes Stück weiter den Korridor herunter. Palastdiener versorgten sie gerade mit warmem Tee.
»Das lief ja ganz gut«, sagte Mat und stützte die Hände in die Hüften. »Ich hatte ja Angst, dass sie beißt, aber ich glaube, ich habe sie gut mit der Angel an Land gezogen.« Obwohl die verdammten Würfel noch immer in seinem Kopf klapperten.
Thom lachte und hieb ihm auf die Schulter.
»Was denn?«, verlangte Mat zu wissen.
Thom kicherte bloß, dann schaute er auf die Papierrolle in seiner anderen Hand. »Und das kam auch unerwartet.«
»Nun, Andor hat tatsächlich keinen Hofbarden.«
»Ja«, sagte Thom und las das Papier. »Aber hier wird auch ein Straferlass für sämtliche bekannten und unbekannten Verbrechen verkündet, die ich möglicherweise in Andor oder Cairhien begangen habe. Ich frage mich, wer ihr erzählt hat, dass ich …«
»Ihr was erzählt hat?«
»Nichts, Mat. Gar nichts. Bis zum Abendessen sind es noch ein paar Stunden. Was hältst du davon, wenn wir losziehen und dir einen neuen Mantel kaufen?«
»Also gut«, sagte Mat. »Was meinst du, ob ich auch so einen Straferlass bekomme, wenn ich nett darum bitte?«
»Brauchst du denn einen?«
Mat zuckte mit den Schultern und ging mit ihm zusammen den Korridor entlang. »Kann ja nicht schaden. Was für einen Mantel willst du mir denn kaufen?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn bezahle.«
»Sei nicht so kleinlich«, sagte Mat. »Ich bezahle das Essen.« Und verdammte Asche, irgendwie wusste er, dass er genau das tun würde.
KAPITEL 20
Eine Entscheidung
I hr dürft nicht sprechen«, sagte Rosil zu Nynaeve. Die schlanke Frau mit dem Schwanenhals trug ein orangefarbenes, gelb geschlitztes Kleid. »Das heißt, sprecht nur, wenn Ihr angesprochen werdet. Ihr kennt die Zeremonie?«
Nynaeve nickte. Ihr Herz pochte verräterisch, als sie die kerkerähnlichen Tiefen der Weißen Burg betraten. Rosil war die neue Herrin der Novizinnen und zufällig ein Mitglied der Gelben Ajah.
»Ausgezeichnet, ausgezeichnet«, versicherte ihr Rosil. »Darf ich vorschlagen, dass Ihr den Ring auf den dritten Finger Eurer linken Hand umsteckt?«
»Das dürft Ihr«, erwiderte Nynaeve, ließ den Ring aber da, wo er war. Man hatte sie bereits zur Aes Sedai erhoben. In diesem Punkt würde sie nicht nachgeben.
Rosil schürzte die Lippen, sagte aber nichts mehr. Während Nynaeves kurzer Zeit in der Weißen Burg war ihr die Frau mit einer bemerkenswerten Freundlichkeit begegnet – was eine Erleichterung gewesen war. Eigentlich hatte Nynaeve damit gerechnet, dass sie jede Gelbe Schwester mit Geringschätzung oder zumindest Gleichgültigkeit behandeln würde. Oh, sie hielten sie für talentiert, und viele bestanden darauf, von ihr unterrichtet zu werden. Aber sie betrachteten sie nicht als eine der Ihren. Noch nicht.
Diese Frau war anders, und es war nicht richtig, eine Klette in ihrer Sandale zu sein. »Es ist mir wichtig, Rosil, dass ich der Amyrlin gegenüber nicht den Anschein von Respektlosigkeit erwecke«, erklärte sie. »Sie erhob mich zur Aes Sedai. Mich wie eine bloße Aufgenommene zu verhalten würde ihre Worte untergraben. Diese Prüfung ist wichtig – als mich die Amyrlin erhob, war nie davon die Rede, dass ich die Prüfung nicht ablegen muss. Aber ich bin eine Aes Sedai.«
Rosil neigte den Kopf zur Seite und nickte dann. »Ja, ich verstehe. Ihr habt recht.«
Nynaeve blieb in dem dunklen Korridor stehen. »Ich möchte Euch und den anderen danken, die mich in den vergangenen Tagen willkommen geheißen haben, so wie Niere und Meramor. Ich hätte nicht geglaubt, von euch akzeptiert zu werden.«
»Einige widersetzen sich den Veränderungen, meine Liebe«, sagte Rosil. »Das wird immer so sein. Aber Eure neuen Gewebe sind beeindruckend. Und was viel wichtiger ist, sie sind effektiv. Damit habt Ihr Euch von mir ein herzliches Willkommen verdient.«
Nynaeve lächelte.
»Aber.« Rosil hob einen Finger. »Vielleicht seid Ihr ja in den Augen der Amyrlin und der Burg Aes Sedai, doch die Traditionen
Weitere Kostenlose Bücher