Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
habe. Ich bezweifle, dass ihr gefallen wird, was ich ihr zu sagen habe.«
Almen senkte die Hand und sah zu, wie der Fremde den Pfad zwischen zwei eingezäunten Obsthainen einschlug; Bäume, deren Äste sich unter der Last blutroter Äpfel bogen. Einen Augenblick lang glaubte er, etwas um den Mann herum sehen zu können. Eine verzerrte Helligkeit in der Luft.
Almen sah dem Mann nach, bis er verschwunden war, dann eilte er zu Alysas Haus. Der vertraute Schmerz in der Hüfte war verschwunden, und er hatte das Gefühl, Meilen laufen zu können. Auf halbem Weg zum Haus begegnete er Adim und zwei Arbeitern. Sie musterten ihn besorgt, als er stehen blieb.
Unfähig zu jedem Wort drehte sich Almen um und zeigte auf die Apfelbäume. Die Äpfel waren rote Flecken, die das Grün wie Sommersprossen überzogen.
»Was ist das?«, fragte Uso und rieb sich das lange Gesicht. Moor kniff die Augen zusammen, dann rannte er auf die Plantage zu.
»Holt alle zusammen«, stieß Almen atemlos hervor. »Jeden aus dem Dorf, aus den Nachbardörfern, jeden, der auf der Shymanstraße unterwegs ist. Jeden. Sie sollen sich hier versammeln und ernten.«
»Was denn ernten?«, wollte Adim stirnrunzelnd wissen.
»Äpfel«, sagte Adim. »Was wächst denn sonst auf Apfelbäumen, verdammt noch mal! Hört zu, wir müssen jeden dieser Äpfel vor Tagesende gepflückt haben. Versteht ihr? Geht! Verbreitet die Nachricht! Die Ernte findet doch statt!«
Natürlich liefen sie los, um es mit eigenen Augen zu sehen. Das konnte man ihnen schwerlich zum Vorwurf machen. Almen ging weiter, und dabei fiel ihm zum ersten Mal auf, dass das Gras in seiner Umgebung grüner und gesünder erschien.
Er schaute nach Osten. Verspürte tief in seinem Inneren einen Lockruf. Etwas, das ihn sanft in die Richtung zog, die der Fremde eingeschlagen hatte.
Zuerst die Äpfel, dachte er. Dann … nun, das würde sich weisen.
KAPITEL 2
Führungsfragen
A m Himmel grollte Donner so leise und bedrohlich wie das Knurren einer fernen Bestie. Perrin richtete den Blick nach oben. Vor wenigen Tagen hatte sich die allgegenwärtige Wolkendecke schwarz verfärbt wie vor einem drohenden schrecklichen Sturm. Aber es hatte nur kurze Regenschauer gegeben.
Das nächste Grollen erschütterte die Luft. Keine Blitze. Perrin tätschelte Stehers Hals; das Pferd roch nervös – verschwitzt und gereizt. Und damit war das Tier nicht allein. Der Geruch hing über seiner ganzen gewaltigen Streitmacht aus Soldaten und Flüchtlingen, die über den matschigen Boden trampelte. Diese Streitmacht erzeugte ihren eigenen Donner, Schritte, Hufschlag, sich drehende Wagenräder, Männer und Frauen, die einander Dinge zuriefen.
Sie hatten die Jehannahstraße fast erreicht. Ursprünglich hatte Perrin geplant, sie zu überqueren und dann weiter nach Norden in Richtung Andor zu ziehen. Aber er hatte durch die Krankheit, die das Lager heimgesucht hatte, viel Zeit verloren – beinahe wären beide Asha’man gestorben. Dann hatte sie der Schlamm noch langsamer gemacht. Insgesamt war seit dem Aufbruch aus Malden mehr als ein Monat vergangen, und sie waren gerade so weit gereist, wie Perrin gehofft hatte, in einer Woche zurückzulegen.
Perrin schob die Hand in die Manteltasche und strich über das kleine Rätselspiel aus Schmiedeeisen. Sie hatten es in Malden gefunden, und er hatte angefangen, damit herumzuspielen. Bis jetzt hatte er noch nicht ergründet, wie man die einzelnen Teile voneinander trennte. Es war das komplizierteste Geschicklichkeitsspiel, das er je gesehen hatte.
Von Meister Gill oder den anderen Leuten, die er mit Vorräten vorausgeschickt hatte, fehlte jede Spur. Grady hatte es geschafft, ein paar kleine Wegetore zu erschaffen, damit Späher sie finden konnten, aber diese waren erfolglos zurückgekehrt. Langsam machte sich Perrin Sorgen um sie.
»Mein Lord?«, fragte ein Mann. Er stand neben Perrins Pferd. Turne war ein schlaksiger Bursche mit lockigem roten Haar und einem mit Lederriemen abgebundenen Bart. In einer Gürtelschlaufe trug er eine Kriegeraxt, ein bösartiges Ding mit einem Dorn an der Oberseite.
»Wir können euch nicht viel zahlen«, sagte Perrin. »Eure Männer haben keine Pferde?«
»Nein, mein Lord«, sagte Turne und warf einen Blick zu seinem Dutzend Gefährten. »Jarr hatte eins. Wir haben es vor ein paar Wochen aufgegessen.« Turne roch ungewaschen und schmutzig, und über diesen Gerüchen lag eine seltsame Schalheit. Waren die Gefühle des Mannes abgestumpft? »Wenn es
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