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Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)

Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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meinem Dach entfernt«, sagte die Frau wehmütig. »Vielleicht ist es auch weit von mir entfernt. Ich kann Eure Frage nicht beantworten, Lehrling, denn es steht mir nicht zu, diese Wahrheit auszusprechen.«
    Aviendha runzelte die Stirn. Was sollte das denn bedeuten?
    »Ich bin eigentlich der Ansicht, dass unser Volk großes Toh erlangt hat, weil es den Eid brach, keine Gewalt anzuwenden«, fuhr Nakomi fort.
    Aviendha nickte. Was tat man, wenn sein ganzes Volk etwas so Schreckliches getan hatte? Diese Erkenntnis hatte so viele Aiel veranlasst, sich der Trostlosigkeit hinzugeben. Sie hatten sich in ihre Speere geworfen oder sich geweigert, die weiße Kleidung der Gai’shain abzulegen. Damit wollten sie verkünden, dass ihr Volk so großes Toh hatte, dass sich das niemals wieder ins Reine bringen lassen würde.
    Aber sie irrten sich. Das Toh der Aiel konnte erbracht werden – es musste erbracht werden. Genau aus diesem Grund diente man dem Car’a’carn , dem Repräsentanten derjenigen, denen die Aiel ursprünglich ihre Eide geleistet hatten.
    »Wir werden unser Toh erbringen«, sagte Aviendha. »Indem wir in der Letzten Schlacht kämpfen.«
    So würden die Aiel ihre Ehre zurückerhalten. Sobald man sein Toh erbracht hatte, vergaß man es. Sich an einen Fehler zu erinnern, für den man bezahlt hatte, war arrogant. Sie würden fertig sein. Sie konnten zurückkehren und würden nicht länger Scham für die Ereignisse der Vergangenheit verspüren. Aviendha nickte.
    »Und so«, sagte Nakomi und reichte ihr eine Tasse Tee, »war das Dreifache Land unsere Strafe. Wir kamen her, um zu wachsen, damit wir unser Toh begleichen konnten.«
    »Ja«, sagte Aviendha. Ihr war das völlig klar.
    »Wenn wir also für den Car’a’carn gekämpft haben, dann haben wir dieses Toh beglichen. Und darum wird es dann keinen Grund mehr geben, noch länger bestraft zu werden. Aber wenn das der Fall ist, warum sollten wir dann in dieses Land zurückkehren? Wäre das nicht so, als würde man noch länger bestraft werden, obwohl das Toh beglichen ist?«
    Aviendha erstarrte. Aber nein, das war albern. Sie wollte sich nicht mit Nakomi in diesem Punkt streiten, aber die Aiel gehörten in das Dreifache Land.
    »Das Volk des Drachen.« Nakomi nippte an ihrem Tee. »Das ist es, was wir sind. Dem Drachen zu dienen war der Sinn hinter all unseren Taten. Unsere Bräuche, die ständigen Raubzüge gegeneinander, unsere brutale Ausbildung … unsere ganze Lebensart .«
    »Ja«, sagte Aviendha.
    »Aber sobald Sichtblender besiegt ist«, sagte Nakomi leise, »was bleibt dann noch für uns? Vielleicht haben sich deswegen so viele geweigert, dem Car’a’carn zu folgen. Weil sie sich sorgten, was es wirklich bedeutet. Warum die alten Bräuche fortführen? Wie sollen wir Ehre in Raubzügen und dem gegenseitigen Töten finden, wenn wir uns nicht länger auf eine so wichtige Aufgabe vorbereiten? Warum härter werden? Nur um aus reinem Selbstzweck hart zu sein?«
    »Ich …«
    »Es tut mir leid«, sagte Nakomi. »Ich habe wieder einfach laut gedacht. Ich fürchte, ich neige dazu. Kommt, lasst uns essen.«
    Aviendha zuckte zusammen. Sicherlich konnten die Wurzeln noch nicht fertig sein. Aber Nakomi zog sie aus dem Feuer, und sie rochen köstlich. Sie schnitt den Panzerrücken auf und holte zwei Zinnteller aus ihrem Bündel. Sie würzte Fleisch und Wurzeln, dann reichte sie Aviendha einen Teller.
    Aviendha probierte vorsichtig. Das Essen war köstlich. Sogar großartig. Besser als das Essen auf so manchen Festen, von dem sie in den schönen Palästen in den Feuchtlanden gekostet hatte. Erstaunt starrte sie den Teller an.
    »Entschuldigt mich«, sagte Nakomi. »Die Natur verlangt nach mir.« Lächelnd stand sie auf und schlurfte in die Dunkelheit.
    Aviendha aß leise, die Unterhaltung hatte sie verstört. War so eine wunderbare Mahlzeit wie diese hier, die man über einem Feuer zubereitet und aus so bescheidenen Zutaten gemacht hatte, nicht der Beweis, dass man den Luxus der Feuchtländer wirklich nicht brauchte?
    Aber welchen Sinn hatte es jetzt noch, Aiel zu sein? Wenn sie nicht mehr auf den Car’a’carn warten mussten, was taten sie dann? Kämpfen, ja. Und dann? Sich weiterhin auf Raubzügen umringen? Wozu?
    Sie beendete ihre Mahlzeit und dachte dann noch lange Zeit nach. Zu lange. Nakomi kehrte nicht zurück. Besorgt machte sich Aviendha auf die Suche, fand von der Frau aber nicht die geringste Spur.
    Als sie zu ihrem Feuer zurückkehrte, entdeckte sie, dass

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