Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
nötigen Maße, die gebraucht wurden. Langsam krümmte er das Metall an der Ambossseite und formte es. Seine Arme begannen zu schwitzen, Feuer und Arbeit wärmten sein Gesicht.
Neald und Grady trafen ein, begleitet von den Weisen Frauen und Masuri. Während Perrin arbeitete, bemerkte er, dass sie Sulin durch ein Wegetor schickten, um nach den Weißmänteln zu sehen. Sie kehrte kurze Zeit später zurück, wartete aber mit ihrem Bericht, da er sich auf seine Arbeit konzentrierte.
Er hielt ein Hufeisen hoch, dann runzelte er die Stirn. Diese Arbeit war einfach nicht schwierig genug. Sie war beruhigend, das schon, aber heute brauchte er eine größere Herausforderung. Er verspürte den Drang, etwas zu erschaffen, als wollte er die Zerstörung ausgleichen, die er in der Welt gesehen hatte, die Zerstörung, an der er seinen Anteil hatte. Neben dem Ofen waren mehrere Stücke unbearbeiteten Stahls aufgeschichtet, besseres Material, als man für gewöhnlich für Hufeisen benutzte. Vermutlich wartete es darauf, für die ehemaligen Flüchtlinge zu Schwertern verarbeitet zu werden.
Perrin nahm mehrere der Stangen und schob sie ins Feuer. Dieser Ofen war nicht so gut wie der, an den er gewöhnt war; obwohl er über einen Blasebalg und drei Fässer zum Ablöschen verfügte, kühlte der Wind das Metall ab, und die Kohlen wurden nicht so heiß, wie er es gern hatte. Unzufrieden betrachtete er sie.
»Ich kann Euch dabei helfen, Lord Perrin«, sagte Neald von der Seite. »Das Eisen heiß machen, falls Ihr es wünscht.«
Perrin musterte ihn, dann nickte er. Mit der Zange holte er eine Stange hervor. »Ich will ein ordentliches Gelbrot. Aber nicht so heiß, dass sie weiß glühend wird.«
Neald nickte. Perrin legte die Stange auf den Amboss, nahm den Hammer und schlug darauf ein. Neald stellte sich neben ihn und konzentrierte sich.
Perrin verlor sich in der Arbeit. Schmiedete den Stahl. Alles andere verblich. Das rhythmische Pochen des Hammers auf dem Metall war wie der Schlag seines Herzens. Dieses schimmernde Metall, so warm und gefährlich. In dieser Konzentration fand er Klarheit. Die Welt zersplitterte, zerbrach jeden Tag ein Stückchen mehr. Sie brauchte Hilfe, und zwar sofort. War ein Ding erst einmal zersplittert, konnte man es nicht wieder zusammenfügen.
»Neald«, sagte Gradys Stimme. Es klang drängend, aber Perrin nahm sie wie aus weiter Ferne wahr. »Neald, was tut Ihr da?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Neald. »Aber es fühlt sich richtig an.«
Perrin hieb weiter darauf ein, immer härter. Er faltete das Metall, verflachte Stücke aufeinander. Der Asha’man hielt die Temperatur auf großartige Weise immer genau richtig. Das befreite Perrin davon, sich auf die wenigen Augenblicke perfekter Temperatur zwischen verschiedenen Phasen der Erhitzung verlassen zu müssen.
Das Metall schien zu fließen, als würde es allein von seinem Willen geformt. Was stellte er da überhaupt her? Er nahm die anderen beiden Werkstücke aus den Flammen, dann fing er an, alle drei gleichzeitig zu bearbeiten. Das erste – und größte – Stück faltete er in sich zusammen und formte es, benutzte eine Technik namens Stauchen, womit er den Umfang vergrößerte. Er formte es zu einer großen Kugel, dann fügte er noch mehr Stahl hinzu, bis es beinahe die Größe eines Männerkopfes hatte. Das zweite Stück zog er in die Länge und machte es dünn, dann faltete er es zu einem schmalen Stab zusammen. Das dritte und kleinste Stück klopfte er flach.
Er atmete ein und aus, und seine Lungen arbeiteten wie Blasebälge. Sein Schweiß war wie das Ablöschwasser. Seine Arme waren wie der Amboss. Er war die Schmiede.
»Weise Frauen, ich brauche einen Zirkel«, sagte Neald drängend. »Jetzt sofort. Sagt nichts! Ich brauche ihn!«
Funken flogen in die Luft, als Perrin zuschlug. Mit jedem Schlag größere Wolken. Er fühlte, wie etwas aus ihm heraussickerte, als würde jeder Schlag das Metall mit seiner Kraft und auch seinen Gefühlen versehen. Sowohl den Sorgen wie auch den Hoffnungen. Sie flossen aus ihm in diese drei Rohstücke.
Die Welt lag im Sterben. Er konnte sie nicht retten. Das war Rands Aufgabe. Perrin wollte einfach wieder zu seinem einfachen Leben zurückkehren, oder nicht?
Nein. Nein, er wollte Faile, er wollte Vielschichtigkeit. Er wollte das Leben. Er konnte sich nicht verstecken, genauso wenig, wie sich die Menschen verstecken konnten, die ihm folgten.
Er wollte ihre Loyalität nicht. Aber er hatte sie. Wie würde er sich
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