Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
abzulenken, was er macht?«
»Warum sollte er das tun?«, fragte Egwene. »Er hat bereits bewiesen, dass man ihn nicht findet, wenn er es nicht will.« Sie schüttelte den Kopf. »Er weiß , dass er diese Siegel nicht brechen sollte. Zumindest ein Teil von ihm. Vielleicht hat er es mir darum erzählt – damit ich den Widerstand organisieren kann, um es ihm auszureden.«
Gawyn nickte. Kein Gegenargument und kein Widerstand. Es war erstaunlich, wie er sich verändert hatte. Er war so intensiv wie immer, aber bedeutend weniger aggressiv. Seit der Nacht mit den Attentätern hatte er begonnen, das zu tun, was sie verlangte. Nicht als Diener. Als Partner, der entschlossen war, dass ihr Wille geschah.
Es war eine wunderbare Sache. Außerdem war es wichtig, da der Saal der Burg entschlossen schien, die Zustimmung, dass sie das Kommando über alle Rand betreffenden Angelegenheiten hatte, wieder zurückzuziehen. Sie warf einen Blick auf den Papierstapel, wo nicht wenige Briefe mit »Ratschlägen« von Sitzenden dabei waren.
Aber sie kamen zu ihr, statt sie zu umgehen. Das war gut, und sie konnte sie nicht ignorieren. Sie musste sie weiterhin in ihrer Meinung bestärken, dass es für alle am besten war, wenn sie mit ihr arbeiteten. Gleichzeitig durfte sie nicht zulassen, dass sie auf die Idee kamen, sie mit ordentlichem Gebrüll umstimmen zu können.
So ein heikles Gleichgewicht. »Nun, gehen wir zu deiner Schwester.«
Gawyn erhob sich mit anmutigen Bewegungen. Die drei Ringe, die er an einer Kette um seinen Hals trug, klirrten dabei; sie würde ihn noch einmal danach fragen müssen, wo er sie herhatte. Er war seltsam zurückhaltend gewesen, was das anging. Er hielt ihr den Zelteingang auf, und sie trat hinaus.
Draußen lag die spätnachmittägliche Sonne hinter grauen Wolken verborgen. Brynes Soldaten arbeiteten fleißig an einer Palisade. Sein Heer hatte während der letzten Wochen großen Zulauf erhalten, und es dominierte die östliche Seite des weitläufigen, von Wäldern gesäumten Graslandes, das einst als Merrilor bekannt gewesen war. Die moosbewachsenen Ruinen der Burgfestung, die dort gestanden hatte, waren über die nördliche Seite des Feldes verstreut und von Büschen überwuchert.
Egwenes Zelt stand auf einer Anhöhe, und sie hatte einen guten Blick auf die vielen Armeen, die hier lagerten. »Sind die da neu?«, fragte sie und zeigte auf eine kleinere Streitmacht, die direkt unterhalb der Ruinen Position bezogen hatte.
»Die kamen von selbst«, sagte Gawyn. »Hauptsächlich Bauern. Es ist kein richtiges Heer; die wenigsten haben Schwerter. Stattdessen Mistgabeln, Beile, Kampfstäbe. Ich nehme an, dass al’Thor sie geschickt hat. Sie trafen gestern ein.«
»Merkwürdig«, sinnierte Egwene. Es schien ein zusammengewürfelter Haufen zu sein, dessen Zelte nicht zusammenpassten und der nicht viel darüber zu wissen schien, wie man ein Heerlager errichtete. Aber es mussten mindestens zehntausend Menschen sein. »Ein paar Kundschafter sollen sie im Auge behalten.«
Gawyn nickte.
Egwene drehte sich um, und ihr Blick fiel auf eine Prozession, die in der Nähe durch mehrere Wegetore kam und ihr Lager aufschlug. Der Löwe von Andor flatterte hoch über ihnen, und die Soldaten marschierten in ordentlichen Reihen. Eine Gruppe in Rot und Weiß hatte sie verlassen und marschierte mit dem Banner der Königin auf Egwenes Lager zu.
Gawyn begleitete Egwene über das vergilbte Gras, um Elayne zu empfangen. Die andoranische Königin hatte sich wirklich Zeit gelassen. Bis zu dem von Rand genannten Datum war es nur noch ein Tag. Aber sie war gekommen, genau wie die anderen. Aiel hatten Darlin von Tear begleitet, und Egwene hatte ihn ausreichend motiviert, ein großes Kontingent Illianer mitzubringen, die auf der Westseite lagerten.
Berichten zufolge gehörten die Cairhiener jetzt zu Elayne, und sie kamen zusammen mit den Andoranern und einer großen Anzahl von Männern der Bande der Roten Hand. Egwene hatte eine Frau mit einem Angebot zum Schnellen Reisen zu König Roedran von Murandy geschickt, aber sie war sich nicht sicher, ob er kam. Doch selbst ohne ihn war eine beträchtliche Zahl der Nationen der Welt hier versammelt, vor allem seit man in Perrins Heer die Flaggen von Ghealdan und Mayene wehen sehen konnte. Sie würde die beiden Herrscher ins Gebet nehmen und sehen müssen, ob man sie auf ihre Seite ziehen konnte. Aber selbst wenn das erfolglos blieb, hatte sie sicherlich genug Leute um sich geschart, um Rand zu
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