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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verknüpft zu sein. Diese Intimität empfand sie als widerlich. Vielleicht kann ich auf diese Art wenigstens etwas erfahren, dachte sie. Und wenn nicht, kommt es auf dasselbe heraus wie alles bisher.
    Vorsichtig löste sie das Armband von ihrem Handgelenk – der Verschluss war völlig unauffindbar, wenn man nicht wusste, wie er funktionierte – und reichte es Siuan. »Legt das an.« Es war bitter, die Beherrschung der Macht so aus der Hand zu geben, aber sie musste das jetzt durchziehen. Und diese Gefühlsaufwallungen loszuwerden war wie ein reinigendes Bad. Marigans Blick folgte wie hypnotisiert dem schmalen Silberband.
    »Warum?«, wollte Siuan wissen. »Ihr sagt mir erst, dieses Ding funktioniere nur, wenn …«
    »Legt es einfach an, Siuan.«
    Siuan blickte sie zuerst unwillig an – Licht, diese Frau konnte vielleicht stur sein – und schloss dann doch das Armband um ihr Handgelenk. Augenblicklich nahm ihr Gesicht einen staunenden Ausdruck an, und anschließend zog sie die Augen zusammen und sah Marigan dabei an. »Sie hasst uns, doch das war mir schon klar. Und da ist auch Furcht und … Erschrecken. Sie lässt sich nicht das Geringste anmerken, aber sie ist beinahe zu Tode erschrocken. Ich denke, sie glaubte vorher nicht, dass ich dieses Ding auch benutzen kann.«
    Marigan verlagerte unruhig ihr Gewicht. Bisher konnten nur zwei von denen, die von ihr wussten, das Armband benützen. Vier würden noch erheblich mehr unangenehme Fragen mit sich bringen. Oberflächlich betrachtet, schien sie in vollem Maße zur Zusammenarbeit bereit, doch was mochte sie wohl verbergen? So viel sie nur konnte, da war Nynaeve sicher.
    Seufzend schüttelte Siuan den Kopf. »Und ich kann nicht. Ich sollte doch in der Lage sein, durch sie die Quelle zu berühren, stimmt’s? Also, es geht nicht. Eher könnte ein Schwein lernen, auf einen Baum zu klettern. Ich bin der Dämpfung unterzogen worden, und damit hat sich’s. Wie bekommt man das Ding wieder ab?« Sie fummelte an dem Armband herum. »Verdammt, wie geht das nur wieder ab?«
    Sanft legte Nynaeve eine Hand auf die Siuans, mit der sie am Armband herummachte. »Begreift Ihr denn nicht? Das Armband funktioniert nicht bei einer Frau, die mit der Macht nicht umgehen kann, genauso wenig wie das Halsband in diesem Fall. Wenn ich eines davon einer der Köchinnen anlegte, wäre es nicht mehr als ein hübsches Schmuckstück für sie.«
    »Köchinnen oder nicht«, sagte Siuan, als sei die Diskussion damit für sie beendet, »ich kann jedenfalls die Macht nicht mehr ergreifen. Man hat mich der Dämpfung unterzogen.«
    »Aber es gibt da etwas, das man Heilen kann«, widersprach ihr Nynaeve. »Sonst hättet Ihr durch das Armband überhaupt nichts spüren können.«
    Siuan riss ihren Arm los und streckte ihn Nynaeve mit dem Handgelenk voraus hin. »Nehmt es ab.«
    Nynaeve schüttelte den Kopf, als sie dem Wunsch nachkam. Manchmal konnte Siuan genauso stur sein wie ein Mann!
    Als sie Leane das Armband hinhielt, streckte die Domanifrau ihr den Arm voller Eifer entgegen. Leane tat gewöhnlich, genau wie Siuan, als mache ihr der Verlust der Macht nicht viel aus, aber das wirkte nicht immer. Angeblich gab es nur eine Möglichkeit, die Auswirkungen einer Dämpfung zu überleben, wenn man nämlich etwas fand, um das ganze Leben auszufüllen, die Leere zu füllen, die die Eine Macht hinterlassen hatte. Für Siuan und Leane bestand das im Moment darin, ihr gesamtes Agentennetz auszubauen und zu leiten, und, was noch wichtiger war, zu versuchen, die Aes Sedai hier in Salidar zu überzeugen, dass sie Rand al’Thor als den Wiedergeborenen Drachen unterstützen mussten. Aber die Aes Sedai durften von dieser Absicht nichts merken. Die Frage war nur, ob das auf die Dauer ausreichen würde. Die Bitterkeit auf Siuans Miene und die Freude auf der Leanes, als sich das Armband um ihr Handgelenk schloss, sprachen eine deutliche Sprache. Vielleicht konnte nichts jemals diese Leere füllen.
    »Oh, ja.« Leane hatte eine äußerst knappe Art zu sprechen. Allerdings nicht, wenn sie mit Männern sprach. Schließlich war sie eine Domani, und in letzter Zeit machte sie, was das betraf, alles wieder gut, was sie in ihrer Zeit in der Burg versäumt hatte. »Ja, sie ist wirklich wie betäubt, nicht wahr? Allerdings fängt sie sich jetzt allmählich wieder.« Ein paar Augenblicke lang saß sie schweigend da und betrachtete nachdenklich die Frau auf dem Hocker. Marigan blickte misstrauisch zurück. Schließlich zuckte

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