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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Prolog
    18. Mai
    Allen Correctional Center,
    Lima, Ohio
    A n seinem dreiundvierzigsten Geburtstag, um den sich kein Mensch kümmerte, entschied Ian McGregor, dass er genug hatte vom Gefängnisleben. Zu dieser Erkenntnis gelangte er auf dem Weg mit neun weiteren Insassen vom Zellenblock 11 zum Aufenthaltsraum. Sie schlurften dahin und schubsten sich gegenseitig, nur um die Wachen zu ärgern.
    Ian hatte sein halbes Erwachsenendasein immer mal wieder im Gefängnis gesessen. Die meisten Vergehen waren geringfügig gewesen – Trunkenheit und Randaliererei, versuchter Einbruch und Scheckbetrug –, doch die letzte Verurteilung, sechzehn Monate für Einbruchdiebstahl, hatte ihm den Rest gegeben. Gott sei Dank war er in zehn Tagen wieder frei, und diesmal würde er frei bleiben. Keine stinkenden Zellen, keine perversen Mithäftlinge und keine Gefängnisaufstände mehr. Beim letzten hatte er sich vier hässliche Stichwunden eingehandelt, als irgendein Auftragsschläger ihn mit einer Gabel traktiert hatte.
    Freiheit war leider auch das Einzige, worauf er sich freuen konnte. Er hatte weder Geld noch Arbeit oder ein Zuhause, es sei denn, seine langjährige Freundin Rose Panini, mit der er immer mal wieder zusammen war, nähme ihn bei sich auf.
    Sollte sie sich weigern, konnte er es ihr nicht mal verübeln. Bei seinem Vorstrafenregister der letzten zwanzig Jahre war er alles andere als ein guter Fang. Einfach ausgedrückt: Rose hatte die Nase voll von ihm. Das hatte sie ihm am Morgen seiner letzten Verurteilung deutlich gesagt und geschworen, ihn nie wieder sehen zu wollen. Bisher hatte sie sich daran gehalten. Seine Bitte, ihn zu besuchen, hatte sie ignoriert, und seine Briefe hatte sie ebenfalls nicht beantwortet. Aber Ian war optimistisch. Sobald sie ihn auf ihrer Türschwelle stehen sähe, reumütig und triefend vor Charme, würde sie ihm vergeben. Rose war kein Lottogewinn, aber sie hatte ein großes Herz, ganz zu schweigen von einem festen Job.
    Sein zweites Problem war ernsthafterer Natur und hatte einen Namen: Arturo Garcia, einer der gemeinsten Hurensöhne, denen er je das Pech hatte zu begegnen. Vor zehn Jahren hatte er für Garcia gearbeitet und als sein Kurier alle Nachtclubs in der Gegend von Toledo mit Methadon und Kokain beliefert. Der Job war ziemlich einfach gewesen und die Bezahlung gut. Bis die Bullen, die ihn beobachtet hatten, ihn bei einer Lieferung schnappten und ins Gefängnis warfen.
    Als er schon glaubte, das nächste Jahrzehnt hinter Gittern verbringen zu müssen, bot ihm der Staatsanwalt einen Deal an, der fast zu gut war, um wahr sein zu können. Seine Freiheit für eine umfangreiche Aussage gegen seinen Boss. Er hatte nicht lange überlegt. Das hätte er aber tun sollen, denn außer dass er über Arturo ausgepackt hatte, war er auch noch mit dreißigtausend Dollar aus dessen Besitz abgehauen, und das machte den Drogenboss erst richtig wütend.
    Nachdem Arturo verurteilt worden war – dummerweise hatte Ian an dem Prozess teilgenommen –, wurde er tobend aus dem Saal gezerrt, während er einen Schwall von Obszönitäten und Drohungen gegen seinen Verräter ausstieß.
    „Wir sind noch nicht fertig, du klauender Penner!“ schrie Garcia damals. „Ich finde dich, sobald ich draußen bin, und schlitze dich auf wie einen Fisch!“
    Als Arturo entlassen wurde, war er selbst jedoch gerade wegen Einbruchdiebstahl in den Bau gewandert. Eine glückliche Fügung, die ihn vorläufig vor einem sicheren und schmerzhaften Tod bewahrt hatte. Angeblich war Arturo in seine Heimatstadt El Paso zurückgekehrt, wo er mit seinem jüngeren Bruder Tony ihrer verwitweten Mutter im familieneigenen Lebensmittelgeschäft half. Aber wer konnte wissen, ob das stimmte? Genauso gut konnte Arturo sich gerade jetzt vor den Gefängnistoren die Beine in den Bauch stehen und auf seine Chance warten, ihn umzubringen.
    Ian wurde in seinen Überlegungen durch einen heftigen Schlag in die Kniekehlen gestört. „Beweg dich, McGregor! Was glaubst du, was das hier ist? Eine Beerdigungsprozession?“
    Ian war versucht, dem Wachmann den Knüppel zu entreißen und in den Hintern zu schieben. Doch er ließ es bleiben, so befriedigend der Gedanke auch sein mochte. Gegenwehr würde ihm nur eine Woche Einzelhaft und den Entzug seiner Fernsehprivilegien einbringen. Die Einzelzelle machte ihm nichts, aber er wollte nicht auf seine abendliche Fernsehstunde verzichten, besonders jetzt, da
Baywatch
in den Privaten gezeigt wurde und täglich lief. Es

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