Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
dieselbe …«
»Sie muss es sein«, rief Malin din Toral aus. »Eurer Beschreibung nach muss sie es sein!«
»Die Schale der Winde«, keuchte Dorile din Eiran. »Wenn man sich vorstellt, dass sie nach zweitausend Jahren hier wiedergefunden würde! Es muss der Coramoor sein. Er muss …«
Nesta din Reas schlug laut die Hände zusammen. »Habe ich hier die Herrin der Wogen und eine Windsucherin vor mir oder zwei Decksmädchen bei ihrer ersten Begegnung mit einem Schiff?« Malin din Torais Wangen röteten sich vor Verärgerung, und sie neigte starrsinnig den Kopf. Dorile din Eiran errötete doppelt so stark, verbeugte sich und legte die Fingerspitzen an Stirn, Lippen und Herz.
Die Herrin der Schiffe sah sie einen Moment stirnrunzelnd an, bevor sie fortfuhr, »Baroc, ruft die anderen Herrinnen der Wogen zusammen, die diesen Hafen halten, und auch die Ersten Zwölf – mit ihren Windsucherinnen. Lasst sie wissen, dass Ihr sie in ihrer eigenen Takelage aufhängt, wenn sie sich nicht beeilen.« Als er sich erhob, fügte sie hinzu: »Oh, und lasst Tee herunterschicken. Die Bedingungen dieses Handels auszuarbeiten, wird uns durstig machen.«
Der alte Mann nickte. Er akzeptierte gleichmütig, dass er vielleicht Herrinnen der Wogen in ihrer Takelage aufhängen, als auch, dass er Tee schicken sollte. Er sah Aviendha und die anderen an und schlenderte dann hinaus. Aviendha änderte ihre Meinung, als sie seine Augen aus der Nähe sah. Es wäre vielleicht ein tödlicher Irrtum gewesen, die Windsucherin als Erste zu töten.
Jemand musste entsprechende Befehle erwartet haben, weil Baroc erst wenige Augenblicke fort war, als ein schlanker, hübscher junger Mann mit einem einzigen dünnen Ring in jedem Ohr mit einem Holztablett eintrat, auf dem eine eckige, blau glasierte Teekanne mit goldenem Henkel und große blaue, getöpferte Becher standen. Nesta din Reas winkte ihn hinaus. »Er wird auch so ausreichend viele Geschichten verbreiten, ohne zu hören, was er nicht hören sollte«, sagte sie, als er fort war – und forderte Birgitte auf, einzugießen. Was diese zu Aviendhas und vielleicht auch zu ihrer eigenen Überraschung tat.
Die Herrin der Schiffe wies Elayne und Nynaeve zwei Sessel an einem Ende des Tisches zu, offensichtlich bemüht, den Handel zu beginnen. Aviendha lehnte den angebotenen Platz – am anderen Ende des Tisches – ab, aber Birgitte setzte sich. Die Herrin der Wogen und die Windsucherin waren ebenfalls von diesem Gespräch ausgeschlossen, wenn man es denn ein Gespräch nennen konnte. Es wurde sehr leise gesprochen, aber Nesta din Reas betonte jedes ihrer Worte mit einem speerartig geführten Finger. Elayne hielt das Kinn so hoch emporgereckt, dass sie an ihrer Nase herabzuschauen schien, und obwohl es Nynaeve dieses eine Mal gelang, einen ruhigen Gesichtsausdruck zu bewahren, war sie doch sehr aufgewühlt.
»Wenn das Licht es will, unterhalte ich mich mit Euch«, sagte Malin din Toral und schaute von Aviendha zu Birgitte. »Aber ich denke, ich muss zuerst Eure Geschichte hören.« Birgitte wirkte beunruhigt, als sich die Frau ihr gegenüber hinsetzte.
»Was bedeutet, dass ich zunächst mit Euch sprechen werde, wenn es dem Licht gefällt«, belehrte Dorile din Eiran Aviendha. »Ich habe über die Aiel gelesen. Wenn Ihr mögt, erzählt mir doch, warum noch Männer unter Euch weilen, wenn eine Aiel-Frau jeden Tag einen Mann töten muss?«
Aviendha bemühte sich, ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. Wie konnte die Frau solch einen Unsinn glauben?
»Wann habt Ihr unter uns gelebt?«, fragte Malin din Toral an diesem Ende des Tisches über ihre Teetasse hinweg. Birgitte lehnte sich möglichst weit von ihr fort.
Nesta din Reas’ Stimme erhob sich einen Moment vom anderen Ende des Tisches. »… kamt zu mir, nicht ich zu Euch. Das ist die Grundlage für unseren Handel, auch wenn Ihr Aes Sedai seid.«
Baroc schlüpfte in den Raum und blieb zwischen Aviendha und Birgitte stehen. »Anscheinend ist Euer Küstenboot unmittelbar nachdem Ihr an Bord kamt zurückgefahren, aber seid unbesorgt. Die Windläufer hat eigene Boote, die Euch zurückbringen werden.« Er nahm einen Platz unterhalb von Elayne und Nynaeve ein und beteiligte sich sofort am Gespräch. Wandten sie sich nun dem jeweiligen Sprecher zu, konnte der andere sie in der Zwischenzeit unbemerkt beobachten. Damit hatten sie einen nötigen Vorteil verloren. »Natürlich findet der Handel zu unseren Bedingungen statt«, sagte er in einem Tonfall,
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