Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Bevölkerung gab es jedoch kaum etwas zu stehlen.
Sie alle saßen oberhalb der dicken, um Pfosten gebundenen Hanfseile. Die Plätze unterhalb waren jenen vorbehalten, die Silber – und Gold – besaßen, den Menschen vornehmer Herkunft, die gut gekleidet und wohlhabend waren. Selbstgefällige Diener gossen für ihre Herren gewürzten Wein in Silberbecher, aufgeregte Mädchen fächerten ihren Herrinnen Kühle zu, und es war sogar ein Luftsprünge vollführender Narr mit weiß bemaltem Gesicht und klingenden Messingglöckchen an seinem schwarz-weißen Hut und Mantel zu sehen. Stolze Männer mit hohen Samthüten schritten mit schmalen Schwertern an den Hüften einher, und ihr Haar streifte über ihre Schultern geschlungene Seidenmäntel, die von Gold- oder Silberketten zwischen den schmalen, bestickten Revers gehalten wurden. Einige der Frauen trugen das Haar kürzer als die Männer, einige länger, und auf so viele Arten frisiert, wie Frauen anwesend waren. Sie trugen breite Hüte mit Federn oder manchmal feinen Netzen, die ihre Gesichter verbargen, und ihre Gewänder waren üblicherweise so geschnitten, dass entweder im Stil dieser Stadt oder einem anderen der Busen sichtbar war. Bei den Adligen, die unter bunten Sonnenschirmen saßen, glitzerten Ringe und Ohrringe, Halsketten und Armbänder in Gold und Elfenbein und kostbaren Edelsteinen, und sie betrachteten ihre Umgebung von oben herab. Gut genährte Händler und Geldverleiher, die nur einen Hauch Spitze oder vielleicht eine Nadel oder einen Ring mit einem dicken, glänzenden Stein trugen, verbeugten sich demütig oder vollführten Hofknickse vor den Höherstehenden, die ihnen wahrscheinlich ungeheure Summen schuldeten. Im Silberkreis wechselten Vermögen ihre Besitzer, und das nicht nur bei Wetten. Es hieß, dass unterhalb der Seile auch Leben und Ehre aus der Hand gegeben wurden.
Mat setzte sich seinen Hut wieder auf und hob eine Hand, und einer der Buchmacher kam heran – eine adlergesichtige Frau mit einer Nase wie eine Ahle. Die Frau spreizte die Hände, während sie sich verneigte, und sprach das rituelle »Ich werde wahrhaft niederschreiben, wie mein Lord zu wetten wünscht«. Der Ebou-Dari-Akzent klang trotz der jähen Endungen einiger Wörter dennoch weich. »Das Buch ist geöffnet.« Wie der Spruch stammte auch das auf die Vorderseite ihrer roten Weste gestickte Buch aus einer lange vergangenen Zeit, als die Wetten tatsächlich noch in ein Buch eingetragen wurden, aber Mat vermutete, dass er hier der Einzige war, der das wusste. Er erinnerte sich an viele Dinge, die er niemals gesehen hatte, aus lange zu Staub zerfallenen Zeiten.
Mit einem schnellen Blick auf die Gewinnquoten des fünften Rennens an diesem Vormittag, die mit Kreide auf eine Schiefertafel geschrieben waren, nickte er. Wind war, trotz seiner Siege, nur als dritter Favorit genannt. Mat wandte sich seinem Begleiter zu. »Setzt alles auf Wind, Nalesean.«
Der Tairener zögerte und zupfte nachdenklich an den Spitzen seines geölten Barts. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht, und doch hielt er seinen Mantel mit den dicken, blau gestreiften Ärmeln bis oben hin geschlossen und trug eine blaue, eckige Samtkappe, die keinen Schutz vor der Sonne bot. »Alles, Mat?« Er sprach leise, wollte nicht, dass die Frau mithörte. Die Gewinnchancen konnten sich jederzeit ändern, bis man seine Wette tatsächlich platzierte. »Verdammt, aber dieser kleine Schecke sieht schnell aus, und der helle kastanienbraune Wallach mit der Silbermähne auch.« Sie waren heute die Favoriten, neu in der Stadt, und wie alles Neue mit großen Erwartungen behaftet.
Mat machte sich nicht die Mühe, zu den zehn Pferden zu blicken, die am nächsten Rennen teilnahmen und am Ende der Bahn aufgereiht standen. Er hatte bereits genau hingeschaut, als er Olver auf den Rücken von Wind setzte. »Alles. Irgendein Dummkopf hat dem Schecken den Schweif eingebunden. Die Fliegen machen ihn schon jetzt halbwegs verrückt. Der Kastanienbraune ist prächtig, aber er hat einen bösen Knick im Fesselgelenk. Vielleicht hat er Rennen auf dem Land gewonnen, aber heute wird er als Letzter einlaufen.« Mit Pferden kannte Mat sich aus. Sein Vater hatte es ihm beigebracht, und Abell Cauthon besaß ein scharfes Auge für Pferde.
»Er wirkt auf mich mehr als prächtig«, grollte Nalesean, aber er stritt nicht mehr.
Die Buchmacherin blinzelte, als Nalesean seufzend eine dicke Geldbörse nach der anderen aus seinen Manteltaschen zog. Einmal
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