Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
getroffen, die sie als eindrucksvoll bezeichnet hätte, aber Sorilea gehörte dazu. Sie konnte vielleicht sogar ihr selbst auf einigen Gebieten das Wasser reichen. Sie vermutete auch, dass die Frau ebenso alt war wie sie, vielleicht älter, was zu finden sie niemals erwartet hatte.
Kaum war Alanna verschwunden, als Kiruna im Eingang erschien. In ihrer Eile verfing sie sich in ihren grauen Seidenröcken, und sie spähte den Gang in die Richtung hinab, in die Alanna gegangen war. Sie trug ein kunstvoll verziertes, goldenes Tablett mit einem noch kunstvoller gearbeiteten, goldenen Krug mit hohem Ausguss und, unpassenderweise, zwei kleinen, weiß glasierten Tonbechern. »Warum läuft Alanna davon?«, fragte sie. »Ich wäre eher hier gewesen, Sorilea, aber …« Dann sah sie Cadsuane und errötete zutiefst. Verlegenheit wirkte an der statuenhaften Frau recht seltsam.
»Stellt das Tablett auf den Tisch, Mädchen«, sagte Sorilea, »und dann geht zu Chaelin. Sie wird bereits darauf warten, Euch Euren Unterricht erteilen zu können.«
Kiruna stellte ihre Last steif ab, wobei sie Cadsuanes Blick mied. Als sie sich zum Gehen wandte, ergriff Sorilea mit sehnigen Fingern ihr Kinn. »Ihr fangt an, Euch wirklich Mühe zu geben, Kind«, sagte die Weise Frau fest. »Wenn Ihr so weitermacht, werdet Ihr gut werden. Sehr gut sogar. Jetzt geht. Chaelin ist nicht so geduldig wie ich.«
Sorilea deutete zur Tür, aber Kiruna stand da und sah sie einen langen Moment mit seltsamem Ausdruck auf dem Gesicht an. Wenn Cadsuane gefragt worden wäre, hätte sie behauptet, dass Kiruna über das Lob erfreut und überrascht war, gelobt zu werden. Die weißhaarige Frau öffnete den Mund, doch Kiruna schüttelte sich kurz und eilte aus dem Raum. Eine bemerkenswerte Vorstellung.
»Glaubt Ihr wirklich, dass sie Eure Art, Saidar zu weben, erlernen wird?«, fragte Cadsuane, ihre Zweifel verbergend. Kiruna und die anderen hatten ihr aus den Unterrichtsstunden berichtet, aber viele der Gewebe der Weisen Frauen unterschieden sich sehr von den in der Weißen Burg gelehrten. Für gewöhnlich prägte sich die erste Art, wie man das Gewebe für etwas Bestimmtes erlernte, jedermann fest ein. Eine zweite Art zu erlernen war fast unmöglich, und selbst wenn man es konnte, gelang das auf die zweite Art erlernte Gewebe fast niemals so gut wie das der ersten Art. Das war einer der Gründe, warum einige Schwestern Wilde in keinem Alter in der Burg willkommen hießen. Zu vieles konnte schon gelernt worden sein und nicht wieder verlernt werden.
Sorilea zuckte die Achseln. »Vielleicht. Eine zweite Art zu erlernen ist ohne das ganze Handgewedel von Euch Aes Sedai schwer genug. Das Wichtigste, was Kiruna Nachiman lernen muss, ist, dass sie Stolz besitzt und nicht, dass er sie besitzt. Sie wird eine sehr starke Frau sein, wenn sie das erst begreift.« Sie nahm sich einen Stuhl gegenüber demjenigen, auf dem Cadsuane gesessen hatte, betrachtete ihn nachdenklich und setzte sich dann hin. Sie wirkte fast so steif und unbehaglich, wie sich Kiruna gefühlt haben musste, aber dann bedeutete sie Cadsuane gebieterisch, sich ebenfalls hinzusetzen. Sorilea war eine Frau von großer Willenskraft, die es gewohnt war zu befehlen.
Cadsuane unterdrückte ein reuiges Kichern, während sie der Aufforderung nachkam. Es war gut, daran erinnert zu werden, dass die Weisen Frauen, ob Wilde oder nicht, durchaus keine einfältigen Barbaren waren. Sie würden die Unterschiede natürlich kennen. Und was das Handgewedel betraf … Sie hatte nur wenige von ihnen die Macht lenken sehen, aber sie hatte bemerkt, dass sie einige Gewebe ohne die Gesten schufen, welche die Schwestern gebrauchten. Die Handbewegungen waren nicht wirklich Teil des Gewebes, aber in gewisser Weise doch, weil sie Teil des Erlernens des Gewebes gewesen waren. Vielleicht hatte es einst Aes Sedai gegeben, die beispielsweise eine Feuerkugel schleudern konnten, ohne eine wie auch immer geartete Wurfbewegung auszuführen, aber wenn dem so war, waren sie schon lange tot – und ihr Wissen mit ihnen. Heutzutage konnten einige Dinge einfach nicht ohne die entsprechenden Gesten getan werden. Es gab Schwestern, die behaupteten, anhand der für bestimmte Gewebe verwendeten Bewegungen erkennen zu können, wer eine andere Schwester unterrichtet hatte.
»Es ist schwierig, unseren neuen Lehrlingen etwas beizubringen«, fuhr Sorilea fort. »Ich will niemanden beleidigen, aber Ihr Aes Sedai sprecht anscheinend einen Eid und versucht dann
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