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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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augenblicklich, eine Möglichkeit zu finden, ihn zu umgehen. Alanna Mosvani ist besonders schwierig.« Plötzlich richteten sich ihre klaren grünen Augen scharf auf Cadsuanes Gesicht. »Wie können wir sie für ihr bewusstes Versagen bestrafen, wenn das bedeutete, dem Car’a’carn zu schaden?«
    Cadsuane faltete die Hände im Schoß. Es fiel ihr nicht leicht, ihre Überraschung zu verbergen. Nur so viel zur Geheimhaltung von Alannas Verbrechen. Aber warum hatte die Frau ihr mitgeteilt, dass sie davon wusste? Vielleicht eine Enthüllung, die eine weitere verlangte. »Der Behüterbund wirkt nicht so«, sagte sie. »Wenn Ihr sie tötet, wird er bald darauf ebenfalls sterben. Bei allem anderen wird er sich dessen bewusst sein, was mit ihr geschieht, aber er wird es nicht wirklich spüren. Auf die jetzige Entfernung wird er sich dessen nur vage bewusst sein.«
    Sorilea nickte nachdenklich. Ihre Finger berührten das goldene Tablett auf dem Tisch und lösten sich dann wieder davon. Ihre Miene war ebenso unbewegt wie bei einer Statue, aber Cadsuane vermutete, dass Alanna unangenehm überrascht sein würde, wenn sie das nächste Mal aufbrauste oder auf eine ihrer Arafeller Launen verfiel. Das war jedoch unwichtig. Nur der Junge zählte.
    »Die meisten Menschen nehmen, was ihnen geboten wird, wenn es reizvoll und erfreulich erscheint«, sagte Sorilea. »Einst haben wir auch über Rand al’Thor so gedacht. Leider ist es zu spät, den einmal von uns eingeschlagenen Pfad zu verlassen. Jetzt misstraut er allem, was offen angeboten wird. Nun, wenn ich wollte, dass er etwas annimmt, würde ich vorgeben, ich wollte nicht, dass er es bekommt. Wenn ich in seiner Nähe bleiben wollte, würde ich Gleichgültigkeit vorgeben, wann ich ihn jemals wiedersähe.« Ihr durchdringender Blick richtete sich erneut auf Cadsuane. Nicht in dem Versuch, ihre Gedanken zu ergründen. Die Frau wusste zumindest einiges. Sie wusste genug – oder zu viel.
    Dennoch empfand Cadsuane zunehmend erwartungsvolle Spannung. Wenn sie je Zweifel daran gehegt hatte, dass Sorilea sie ergründen wollte, waren sie jetzt beseitigt. Man versuchte jemanden nur dann auf diese Weise zu ergründen, wenn man auf eine gewisse Übereinstimmung hoffte. »Denkt Ihr, dass ein Mann hart sein muss?«, fragte sie herausfordernd. »Oder stark?« Sie ließ durch ihren Tonfall keinen Zweifel, dass sie einen Unterschied darin sah.
    Sorilea berührte erneut das Tablett. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln schien einen Moment ihre Lippen zu umspielen. Oder auch nicht. »Die meisten Menschen sehen beides als ein und dasselbe an, Cadsuane Melaidhrin. Aber Stärke überdauert, wohingegen Härte zerbricht.«
    Cadsuane atmete tief ein. Ein Risiko, das sie bei jedem anderen, der es eingegangen wäre, getadelt hätte. Aber sie war nicht jeder andere, und manchmal musste man Risiken eingehen. »Der Junge verwechselt sie«, sagte sie. »Er muss stark sein, doch er verhärtet sich bereits zu sehr, und er wird nicht aufhören, bis er aufgehalten wird. Er hat vergessen, wie man lacht – außer vor Bitterkeit. Er hat keine Tränen mehr. Wenn er nicht wieder zu lachen und zu weinen lernt, steht der Welt eine Katastrophe bevor. Er muss lernen, dass sogar der Wiedergeborene Drache ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Wenn er so, wie er jetzt ist, in die Letzte Schlacht zieht, könnte sein Sieg ebenso düster werden wie seine Niederlage.«
    Sorilea hörte angespannt zu, schwieg aber, nachdem Cadsuane geendet hatte. Ihre grünen Augen betrachteten sie forschend. »Euer Wiedergeborener Drache und Eure Letzte Schlacht werden in unseren Prophezeiungen nicht erwähnt«, sagte Sorilea schließlich. »Wir haben versucht, Rand al’Thor seine Abstammung aufzuzeigen, aber ich fürchte, er sieht uns nur als einen weiteren Speer an. Und wenn ein Speer in Eurer Hand zerbricht, haltet Ihr nicht inne, um dies zu beklagen, sondern Ihr ergreift einen neuen Speer. Vielleicht verfolgen wir beide gar nicht so verschiedene Ziele.«
    »Vielleicht«, erwiderte Cadsuane vorsichtig. Auch nur eine Handbreit unterschiedliche Ziele mochten sich überhaupt nicht ähneln.
    Das Schimmern Saidars umfloss jäh die Frau mit dem zähen Gesicht. Sie war so schwach im Gebrauch der Macht, dass Daigian vergleichsweise zumindest mäßig stark erschien. Aber andererseits lag Sorileas Stärke auch nicht in der Macht. »Eines könntet Ihr vielleicht als nützlich erachten«, sagte sie. »Ich kann es nicht zur Wirkung bringen, aber ich kann die

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