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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wobei sie über die Schulter zurückblickte. Egwene behielt nur mühsam eine ausdruckslose Miene bei. Alle anderen waren zu sehr mit dem beschäftigt, was auch sie selbst heute morgen beschäftigte, um es ebenfalls bemerkt zu haben, aber früher oder später würde jemand es bemerken und sich wundern.
    Sheriam warf ihren kunstvoll bestickten Umhang zurück, um die schmale blaue Stola der Bewahrerin der Chroniken freizugeben, und vollführte vor Egwene einen so formellen Hofknicks, wie es ihre sperrige Kleidung erlaubte, bevor sie einen Platz an Egwenes Seite einnahm. In Schichten edlen Tuchs und Seide gehüllt, war die Frau mit dem flammenden Haar das Abbild des Gleichmuts. Auf Egwenes Nicken hin trat sie einen Schritt vor, um mit klarer, hoher Stimme die uralte Formel zu sprechen.
    »Sie kommt; sie kommt! Die Wächterin über die Siegel, die Flamme von Tar Valon, der Amyrlin-Sitz. Gebt alle acht, denn sie kommt!« Die Formel schien hier ein wenig fehl am Platz, und außerdem war die Hüterin bereits da und kam nicht erst. Die Sitzenden standen schweigend und abwartend da. Einige wenige runzelten ungeduldig die Stirn oder machten sich ruhelos an ihren Umhängen oder Röcken zu schaffen.
    Egwene warf ihren Umhang ebenfalls zurück und entblößte so die siebenfach gestreifte, um ihren Hals geschlungene Stola. Diese Frauen mussten auf jede mögliche Art daran erinnert werden, dass sie tatsächlich der Amyrlin-Sitz war. »Alle sind erschöpft vom Reisen bei diesem Wetter«, verkündete sie nicht ganz so laut wie Sheriam, aber doch laut genug, dass jedermann sie hören konnte. Sie verspürte eine vage Vorahnung, eine fast schwindlig machende Erregung. Das Gefühl unterschied sich nicht sehr von Übelkeit. »Ich habe beschlossen, zwei oder vielleicht drei Tage hier zu lagern.« Das ließ alle die Köpfe heben und Interesse zeigen. Sie hoffte, dass sich Siuan in der Zuhörerschaft befände. Sie versuchte, sich an die Eide zu halten. »Die Pferde brauchen ebenfalls Ruhe, und viele der Wagen müssen dringend repariert werden. Die Bewahrerin der Chroniken wird die notwendigen Anordnungen treffen.« Jetzt hatte es wahrhaft begonnen.
    Sie erwartete weder eine Auseinandersetzung noch eine Debatte, und es gab auch keine. Sie hatte Siuan gegenüber nicht übertrieben. Zu viele Schwestern hofften auf ein Wunder, damit sie nicht unter den beobachtenden Blicken der Welt nach Tar Valon marschieren mussten. Selbst unter jenen, die in tiefstem Herzen überzeugt waren, dass Elaida trotz allem, was sie getan hatte, zum Besten der Burg vertrieben werden musste, würden nur allzu viele jede Gelegenheit der Verzögerung ergreifen, jede Möglichkeit, dass dieses Wunder geschehen könnte.
    Romanda, die zu den Letzteren gehörte, wartete nicht ab, bis Sheriam die Schlusszeilen gesprochen hatte. Sobald Egwene geendet hatte, schritt Romanda, die mit ihrem festen grauen, unter der Kapuze verborgenen Knoten noch recht jugendlich aussah, einfach davon. Magla, Saroiya und Varilin eilten ihr mit fliegenden Umhängen hinterher, soweit jemand eilen konnte, wenn er bei jedem Schritt knöcheltief versank. Es gelang ihnen dennoch gut; ob nun Sitzende oder nicht, sie erweckten den Eindruck, nicht einmal Luft zu holen, ohne Romanda vorher um Erlaubnis zu fragen. Als Lelaine sah, dass Romanda ging, versammelte sie mit einer Handbewegung Faiselle, Takima und Lyrelle aus dem Halbkreis und schritt ebenfalls davon, ohne sich noch einmal umzusehen, wie ein Schwan mit drei ängstlichen Gänschen im Schlepptau. Wenn Lelaine ihre drei Begleiterinnen auch nicht so fest im Griff hatte wie Romanda die ihren, bestand jedoch kein großer Unterschied. Auch die übrigen Sitzenden warteten kaum ab, bis Sheriam das abschließende ›Nun geht im Licht‹ geäußert hatte. Egwene wandte sich um, als sich der Saal bereits in alle Richtungen zerstreute. Die Vorahnung verstärkte sich und wurde Übelkeit sehr ähnlich.
    »Drei Tage«, murmelte Sheriam, während sie Egwene eine Hand reichte, um ihr auf einen der ausgetretenen Wege herabzuhelfen. Die Winkel ihrer grünen Augen kräuselten sich spöttisch. »Ich bin überrascht, Mutter. Verzeiht, aber Ihr seid mehr als einmal vorangeprescht, wenn ich Einhalt gebieten wollte.«
    »Lasst uns das noch mal erörtern, wenn Ihr mit den Wagnern und Hufschmieden gesprochen habt«, wies Egwene sie an. »Wir werden mit Pferden, die tot zusammenbrechen, und Wagen, die auseinanderfallen, nicht weit kommen.«
    »Wie Ihr meint, Mutter«, erwiderte

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