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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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Kehle entrang sich ein erstickter Laut. Janes Augen füllten sich mit Tränen, als die Hand ihrer Mutter sich fest um ihre schloss.
    »Es ist wahr, Jane«, würgte Lydia hervor. »Ich habe niemals … ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, hätte es dich nicht gegeben. Durch dich bekam mein Leben plötzlich einen Sinn jenseits der Zahlen. Du gabst mir Hoffnung und Liebe und … ich würde nichts davon anders machen wollen. Ich hätte den Teufel selbst belogen, um dich behalten zu können.«
    »Es war ganz allein meine Idee, Jane, darum darfst du Lydia keine Schuld geben.« Mrs Boyd fasste ihren Gehstock fester und stand auf. Dann beugte sie sich nach vorne und gab Jane einen Kuss auf die Stirn. »Und was wir taten, taten wir, damit du bei uns bleiben konntest. Bei Lydia. Vergiss das nie.«
    Dann drückte sie kurz Lydias Schulter, ging aus dem Zimmer und zog leise die Tür hinter sich zu.
    Jane versuchte sich vorzustellen, sie wäre in einem anderen Haus aufgewachsen, bei einer anderen Familie – es gelang ihr nicht. Sie gehörte für immer zu den Kellaways. Zu Lydia.
    »Ich habe es nicht so gemeint, als ich sagte, dass ich dich hasse«, murmelte sie verlegen.
    »Ich weiß.«
    Janes Blick fiel auf ein zerknittertes Stück Papier in Lydias Hand. »Ist das …«
    Lydia strich die Urkunde glatt, und zum Vorschein kam die krakelige, ungelenke Handschrift, mit der Lydia als Janes Mutter eingetragen war. Ohne den leisesten Schatten eines Zweifels.
    »Sie war unter einen der Himmelsglobusse gefallen. Alexander hat sie gefunden.«
    »Was wirst du damit tun?«
    »Ich gebe sie dir.«
    Jane blickte sie verwundert an. »Mir?«
    Lydia nickte und legte die Geburtsurkunde auf Janes Schoß.
    »Und was soll ich damit machen?«, fragte Jane ratlos.
    »Was immer du möchtest. Sie gehört dir. Ich werde dich niemals wieder belügen. Egal, was es ist.«
    Jane starrte auf das Papier, über dem sie bis zur Erschöpfung gebrütet hatte, um glauben und akzeptieren zu können, was sie las. Und während sie es nun zum wohl hundertsten Mal betrachtete, ging ihr endlich auf, wie gut doch alles zusammenpasste.
    Da stand ihr Name. Ihr Geburtsdatum. Der Ort, an dem ihre Großmutter Theodora gelebt hatte. Papas Name, Großmamas Name.
Kellaway, Lydia
. Und dann eine leere Zeile, die für den Namen des Vaters vorgesehen war.
    Es schmerzte. Aber es war richtig so.
    Jane wischte sich eine einzelne Träne ab. »Es tut mir leid.«
    »Was um alles in der Welt sollte dir denn leid tun?«, fragte Lydia.
    »Dass ich … ihm … geschrieben habe. Es vor dir verheimlicht habe. Ich wollte es dir so oft sagen, aber es war … na ja … es war ein Geheimnis, das ich nur für mich alleine hatte. Etwas, das nur mir gehörte.«
    »Ich verstehe das. Du hast keinerlei Grund, dich für irgendetwas zu entschuldigen.«
    »Doch, habe ich. Er hat mir gesagt … er sagte, du musstest deine Arbeit aufgeben, nachdem ich zur Welt gekommen war. Du hättest so vieles tun können, Lydia, so vieles verändern, wenn …«
    »Jane!«
    Mit der Entschlossenheit einer Löwin, die ihr Junges beschützt, schloss Lydia ihre Tochter in die Arme und presste die tränennasse Wange in ihr Haar.
    »Du darfst nicht denken, dass ich irgendetwas für dich aufgegeben habe! Nie! Niemals, hörst du. Ich habe dich gewollt, Jane. Du ahnst ja gar nicht, wie sehr. Ja, ich hatte Angst. Und ja, ich habe schreckliche Fehler gemacht, aber als du dann geboren warst, als ich dich das erste Mal in den Armen hielt, da wusste ich, dass meine Welt nie mehr die alte sein würde. Ich wusste, dass Zahlen und Gleichungen mein Herz niemals mit solch einer Freude erfüllen könnten, wie du es tust. Von diesem Augenblick an war mir nur noch eines wichtig: bei dir zu sein.«
    Janes Tränen quollen über. Sie vergrub den Kopf an Lydias Hals und atmete den vertrauten Duft ganz tief ein. Den Duft ihrer Mutter. Elf Jahre lang hatte sie eine unbestimmte Sehnsucht danach gehegt, eine Mutter zu haben, und dabei war ihre Mutter die ganze Zeit an ihrer Seite gewesen. Immer und überall.
    »Ich wünschte, ich hätte es gewusst«, sagte sie. »Ich wünschte …«
    »Hätte das denn so viel geändert zwischen uns?« Lydias Arme schlossen sich noch enger um Janes Schultern. »Wäre unsere Beziehung denn so anders gewesen?«
    Nein. Womöglich wäre sie, Lydia, eine andere gewesen, obgleich sie das vielleicht gar nicht sein sollte. Im Gegenteil. Vielleicht sollte sie genau die sein, die sie war.
    Jane löste sich aus Lydias

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