Das Rätsel von Burg Schreckenstein
Bombe. Sogar dem Rex verschlug es die Sprache. Er schüttelte nur den Kopf. Und dann musste Dampfwalze erzählen, immer wieder unterbrochen von Ausrufen des Erstaunens, der Bewunderung und Erleichterung.
Dagegen herrschte drunten am Bootshaus Ratlosigkeit. „Ich hab ihn raufkommen sehen!“ wiederholte Klein Kuno immer wieder. „Als ihr alle geschlafen habt.“
„Und du hast geträumt!“ brummte der kleine Egon. Auf dem Rückweg kamen sie an dem künstlichen Hügel vorbei. „Dann hat er das Zeug da rein!“ verteidigte Kuno seine Theorie.
Herbert und Egon rüttelten am Gitter und betrachteten das Schloss. „Sense!“ sagte Herbert.
Dampfwalze mussten die Ohren vor Stolz klingen. Gewohnt, bei Streichen alle unnötigen Spuren zu verwischen, hatte der alte Fuchs das ölige Schloss mit Erde abgerieben, bevor ergegangen war. Egon betrachtete es fachmännisch, schüttelte den Kopf und erklärte: „Da hat seit Jahren kein Schlüssel drin gesteckt!“
Die entscheidende Nacht
Um neunzehn Uhr fuhren die Ritter mit dem Rex, Schießbude, Gießkanne, Rolle, Doktor Schüler und einigen nicht auf der Burg wohnenden Lehrern in Omnibussen weg. Zurück blieben Ottokar, Stephan, Dampfwalze, Andi, Mücke, Klaus, Dieter, Hans-Jürgen und Mini-Ritter Eberhard.
„Wir müssen eine Wache dalassen“, hatte der Rex kurz vor der Abfahrt gesagt, „damit nicht noch mehr verschwindet. Von uns oder von Rosenfels scheint ja glücklicherweise niemand in die Sache verwickelt zu sein.“
Die Nachricht tat den Rittern gut. „Siehst du, es ist doch wieder wie früher!“ sagte Werner zu Fritz, während Strehlau aussprach, was die meisten dachten: „Mann! Da geht’s hier sicher rund. Und wir müssen zu dem ollen Beethoven!“
„So ein Mist!“ schimpfte auch Klein Kuno. „Möchte nur wissen, was der Eberhard dabei verloren hat?“
Der Mini-Ritter saß seelenruhig mit der Wachmannschaft im Esssaal und hörte zu, wie Ottokar seinen strategischen Stufenplan entwickelte.
Auch Doktor Waldmann war dabei, vom Rex für „besondere Entscheidungen“ zurückgelassen. „Ich bin dafür, dass ihr euch jetzt verteilt und möglichst überall Anwesenheit mimt!“ sagte er.
„Genau!“ stimmte ihm Andi bei. „Die wissen natürlich, dass die meisten weggefahren sind. Drum müssen wir so tun, als ob wir uns ganz sicher fühlen.“
„Also, auf die Plätze! Stufe eins. Um zweiundzwanzig Uhr Stufe zwei“, sagte Ottokar.
Das Wachkommando verteilte sich. Andi ging in den Westflügel, knipste in drei Zimmern Licht an, schaltete sein Transistorradio ein, stellte es ans offene Fenster, ging hinaus auf den Gang und fing unter lautem Pfeifen an, etwas sehr Nützliches zu tun, nämlich seinen Schrank aufzuräumen. Mücke tat dasselbe im Nord- und Klaus im Südflügel.
Mini-Ritter Eberhard, der die Klassenzimmer im Ostflügel zu „beleben“ hatte, bearbeitete Ottokars Schlagzeug einmal nach Herzenslust. Die Instrumente der „Horror Rock Horror Rockers“, wie die Gruppe sich neuerdings nannte, wurden in einer Kammer neben dem Lehrerzimmer aufbewahrt.
„Lärm klingt immer nach Sicherheit“, hatte Ottokar gesagt, „aber wenn du ein Fell kaputt haust, musst du’s bezahlen. Klar?“
Auch Dieter und Hans-Jürgen lärmten, als wären sie allein auf der Welt. Ihr Platz war der Burghof, wo sie im Licht der vier neuen Tiefstrahler Fußball spielten — mit entsprechendem Begleitgeschrei, versteht sich. Dagegen verursachte Doktor Waldmann ungleich kultivierteren Lärm. Er hatte es übernommen, im Wohnzimmer bei offenem Fenster Klavier zu spielen.
Diese Geräuschkulisse sollte gleichzeitig die leise Arbeit von Ottokar, Stephan und Dampfwalze unterstützen. Während die Lärmer am Platz blieben, unternahmen sie Streifengänge in der Burg und der nächsten Umgebung. Teils miteinander, teils allein.
„Still ruht der See“, meldete Dampfwalze, als er Ottokar und Stephan beim Sportplatz wieder traf. Er hatte das Bootshaus inspiziert.
„Aber irgendein Depp hat die Ruder von ,Schreckenstein VI’ im Wasser hängen lassen.“
„Ein Beweis dafür, dass die Ganoven mit dem Boot drüben waren“, meinte Stephan.
Ottokar schüttelte den Kopf. „Woher kennen die sich nur so gut bei uns aus?“
„Vielleicht sind sie aus Neustadt? Von der Ebert-Schule?“ meinte Stephan. Zu dritt gingen sie auf dem schmalen Weg am Hang um den Südflügel herum und über die Zugbrücke in den Burghof. Obwohl es schon fast dunkel geworden war, entdeckte
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