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Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Titel: Das Rätsel von Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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gab ihm einen Rippenstoß. „Jetzt wissen wir doch, dass sie noch da sind.“
    Die Turmuhr schlug dreimal: drei Viertel zehn.
    „Kommt!“ sagte Ottokar plötzlich leise. „In einer Viertelstunde geht Stufe zwei los.“
    Nacheinander gingen in den Zimmern die Lichter aus. Die Musik verstummte. Im Burghof wurde das Fußballtraining beendet, und die vier Tiefstrahler verlöschten. Nur zwei schwache Birnchen brannten noch, eine am großen Torbogen und eine am Fuß der Freitreppe. Der Durchgang zum Sportplatz lag im Dunkeln, Die schwere Tür war abgeschlossen und verriegelt. Auch Doktor Waldmann hatte seine Etüden beendet und sich in sein Zimmer zurückgezogen, wo er bei einer Flasche Wein Aufsätze korrigierte.
    Als die Turmuhr viermal hell und dann zehnmal dunkler schlug, hatte jeder seinen Posten für Stufe zwei bezogen: Mücke auf dem Wehrgang, Andi in der Ecke des Treppenabsatzes vor dem Portal, Klaus im Durchgang zum Sportplatz, Ottokar und Hans-Jürgen hinter dem Pfeiler, wo in der letzten Nacht Dampfwalze überwältigt worden war, und Stephan und Dieter rechts und links im großen Torbogen, unmittelbar hinter Zugbrücke und Fallgitter. Die schwierigste Aufgabe aber fiel Dampfwalze und dem kleinen Eberhard zu.
    „Wir gehen davon aus“, hatte Ottokar bei der Lagebesprechung im Esssaal gefolgert, „dass die Diebe hauptsächlich nachts hier sind. Tags ziehen sie sich zurück oder klauen woanders. Wir müssen so tun, als hätten wir nichts gemerkt.“
    Auch Eberhard folgerte, und zwar richtig: „Heißt das, dass ich noch mal in den Kasten muss?“
    „Erraten! Der Lockvogel darf wieder in seinen Käfig. Sobald du Geräusche hörst, fängst du an zu husten.“
    „Aber ich hab doch den Mund zugebunden!“
    „Davon hast du dich inzwischen befreit“, erklärte Andi. „Das wirkt sehr echt.“
    „Und was tue ich, wenn ich gehustet habe und sie machen den Kasten auf?“ fragte der Mini-Ritter.
    „Genau das sollen sie ja!“ sagte Ottokar. „Dann redest du mit ihnen, behauptest, wir seien alle weg, und sie sollen dir die Fesseln abnehmen. Außerdem hättest du Hunger, Schmerzen und Durst, könntest nicht mehr stehen und so weiter. Verstehst du? Du hältst sie hin, bis wir kommen.“
    „Du brauchst keine Angst zu haben“, beruhigte ihn Stephan, „Paule schnarcht ja nicht.“
    „Aber wenn ihr mich nicht hört? Die haben doch einen Gang, den wir nicht kennen. Oder wenn sie gar nicht kommen?“
    Dampfwalze grinste zu ihm hinunter. „Wir holen dich. Nun glaub’s schon! Spätestens nach dem Frühstück. Die Lateinarbeit bei Doktor Schüler versäumst du nicht. Das versprechen wir dir.“
    Von Ottokar und Dampfwalze gefesselt, stand er bald wieder eingeklemmt neben Paule in dem stockfinsteren Kasten. Beängstigender als die Dunkelheit und seinen knöchernen Nachbarn empfand er nach den Versuchen auf Ottokars Schlagzeug die Friedhofsstille. Wenigstens war die Luft erträglich. Aus Dampfwalzes Fresspaket roch es nach Äpfeln. Um sich abzulenken, zählte der kleine Eberhard still vor sich hin und redete sich ein, was für eine Ehre es sei, auf diesem wichtigen Posten zu stehen. Morgen würden sie ihn darum beneiden. Vor allem Kuno, Herbert und Egon! Morgen — eine Ewigkeit bis dahin.
    An morgen dachte auch Dampfwalze. Mit einer braunen Decke prima getarnt, lag er, knapp zehn Meter vom Eingang zu dem Stollen entfernt, in einer Furche des Ackers, die er an dieser Stelle noch etwas vertieft hatte, um auch bei Mondlicht nicht gesehen zu werden.
    Seine Vorsicht erwies sich aber als unbegründet. Der Mond schaute keine Sekunde heraus, denn Wolken zogen an ihm vorbei, schwarz und unheilverkündend wie in der Oper, die Dampfwalze während der letzten Ferien mit seinen Eltern gesehen hatte. Wenn das ein Vorzeichen sein sollte, dann musste sie bald beginnen, die wilde, verwegene Jagd.
    Die Turmuhr schlug einmal; die Turmuhr schlug zweimal; die Turmuhr schlug dreimal. Als sie viermal schlug und dann elfmal dunkel, hörte Dampfwalze ein Geräusch. Es kam von „Drei Tannen“ herüber. Kurz darauf tasteten Scheinwerfer durch den Wald an der Ostseite: Die Omnibusse mit den Konzertbesuchern kehrten zurück.
    Stephan und Dieter versteckten sich in der Lehrergarage, ehe die Wagen über die Zugbrücke rumpelten. Klaus verkroch sich tiefer in den Durchgang zum Sportplatz; Andi schlich in ein Klassenzimmer. An seinem Posten kamen ja alle unmittelbar vorbei. Ottokar und Hans-Jürgen hinter dem Pfeiler und Mücke auf dem Wehrgang

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