Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Titel: Das Rätsel von Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
trat er an die Wand und schaltete das Ganglicht ein.
    „Idiot!“ schimpfte eine Stimme.
    Neben einem der Schränke standen Klaus und Dieter und blinzelten ärgerlich ins grelle Licht. Auch sie trugen Trainingsanzüge, hatten ihre Sprungseile umgebunden und Taschenlampen dabei.
    „Was macht ihr denn hier?“ fragte Eberhard.
    „Wir haben an unsere lieben Muttis geschrieben und suchen einen Briefkasten“, antwortete der Witzbold.
    Dieter schimpfte: „Mach das Licht aus! Los, mach schon!“ Der kleine Eberhard drehte den Schalter, ging zum Klo und rannte dann im Dunkeln den Gang des Westflügels zurück, als fürchte er, verfolgt zu werden. Doch niemand folgte ihm.
    Erst im Nordflügel ging er langsamer. Es wurde ihm mulmig zumute. Nicht, weil hinter jedem Schrank einer lauern konnte, der ihn vielleicht für den Dieb hielt. Aber was geschähe, wenn der Dieb höchstpersönlich ihn erwischte? Tapfer ging der kleine Eberhard weiter, immer schön in der Mitte, in größtmöglichem Abstand von allen Nischen und Schlupfwinkeln.
    Beim Portal der großen Freitreppe, die hinunterführt in den Burghof, glaubte er ein Geräusch gehört und eine Gestalt gesehen zu haben. Die Doppeltür, sonst um diese Zeit verschlossen, stand offen, kühle Luft wehte herein. Mit angehaltenem Atem huschte der kleine Eberhard hinaus und schnurstracks in die äußerste Ecke der Plattform, wo das steinerne Treppengeländer im rechten Winkel zur Hausmauer führt. Doch als er sich mit dem Hinterteil voran in die Ecke drängte, stieß er plötzlich gegen etwas Weiches. „Flasche“, flüsterte jemand kaum hörbar. Erschrocken und gleichzeitig beruhigt über den freundlichen Empfang, fragte er: „Wer bist du?“
    „Andi. Und du?“
    Vor Freude hätte der kleine Eberhard am liebsten gejubelt, denn mit Andi hatte er den Anschluss an die Spitzengruppe wieder, wie es im Radsport heißt. Und Rennradeln war nach wie vor Andis Lieblingssport. Eberhard flüsterte seinen Namen und zwängte sich neben Andi in die Ecke. Vielleicht wusste der schon was Neues.
    „Du brauchst dir’s gar nicht erst bequem zu machen!“ raunte ihm Andi zu.
    „Ich musste weg“, antwortete der kleine Eberhard. „Da war eben jemand.“
    „Genau deswegen“, sagte Andi. „Ich stehe hier Posten. Also hau dich ins Bett und störe nicht die Aktion.“ Ohne Antwort ging der kleine Eberhard davon. Aber nicht zurück, sondern die große Treppe hinunter. Unten blieb er stehen und lauschte nach allen Seiten in den stockfinsteren Burghof. Obwohl oder gerade weil er nichts hörte, wurde ihm noch mulmiger zumute als drinnen.
    Mensch, du hast doch keine Angst! machte er sich Mut und kam, ohne auf jemand zu stoßen, bis zum Burgfried. Dort blieb er stehen, er glaubte ein Geräusch gehört zu haben. Doch es war nur sein eigener Herzschlag. Noch ein paar Schritte, und er stand unter dem Gewölbe, von wo die Treppe zur Folterkammer hinunterführt.
    Mit ausgestreckten Armen tastete er sich zu dem Pfeiler, hinter dem er sich am Mittag versteckt hatte, als Dampfwalze die Schokolade zurückbringen musste. Er fühlte den Stein, tastete weiter und weiter, bis er plötzlich in etwas Warmes, Feuchtes fasste. Ein paar Zahne schnappten zu und klemmten ihm drei Finger ein. Vor Schmerz hätte Eberhard laut aufgeschrieen, doch da bekam er einen Stoß in die Magengegend und ging zu Boden. Die Klemme um seine Finger löste sich, eine Hand tastete nach ihm, und eine Stimme brummte: „Was ist denn das für’n Gartenzwerg?“
    Trotz des Flüstertons erkannte ihn der kleine Eberhard sofort: „Dampfwalze!“
    Der Muskelprotz polterte los: „Das nächste mal lässt du gefälligst die Hand aus meinern Mund! Sonst sind die Fingerchen weg. Und jetzt schleich dich! Aber etwas plötzlich. Wir haben hier andere Sorgen, als nachtwandelnde Säuglinge einzufangen.“ Dampfwalzes Hand griff nach Eberhards Nacken und schob ihn weg, zog ihn aber sofort wieder zurück. Beide starrten in die Dunkelheit. Der kleine Ritter hielt den Atem an, der große schnaubte wie... wie eben eine Dampfwalze. Sie hatten ein Geräusch gehört, das Aufschlagen eines fallenden Steins oder so ähnlich, drüben beim Burgfried. Jetzt wieder! Und da sah Eberhard, weil er so klein war und sich auch noch auf den Boden kauerte, vor dem Nachthimmel die Umrisse einer Gestalt. Sie kam näher, direkt auf das Gewölbe zu. Eine zweite folgte ihr, und eine dritte!
    Eberhard sah sie ganz deutlich. Er gab Dampfwalze einen Rempler, weil der immer noch so laut

Weitere Kostenlose Bücher