Das rätselhafte Iksilon
Schuppen. Der Kater folgte mir. Als ich dort ankam, ging ich zuerst um den Schuppen herum, aber ich konnte niemanden finden. Wirklich niemanden, denn auch der Kater war verschwunden. Zum Glück nicht ganz, denn ich hörte sein Miauen aus dem Schuppen.
»Ist hier jemand?«, rief ich leise und bekam außer dem Miauen keine Antwort. Ich rief noch ein paar Mal, immer lauter, aber keiner antwortete mir. Auch Ugetz hörte mit dem Miauen auf. Ohne viel zu überlegen ging ich in den Schuppen hinein. Es war dunkel. Ich machte die
Augen zu, denn ich brauchte ein paar Augenblicke, um mich an die Finsternis zu gewöhnen. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich noch immer nichts. Das heißt, ich konnte zwar gut sehen, aber außer den Sachen, die immer dort waren, sah ich nichts Neues.
Ich durchsuchte den ganzen Schuppen von oben bis unten, aber trotzdem konnte ich niemanden finden. Keiner hatte sich dort versteckt.
»Alles war also nur ein Scherz«, dachte ich, setzte mich auf den Boden und lehnte mich mit dem Rücken an den Schrank. »Irgendjemand treibt seine Scherze mit mir. Tina vielleicht, oder vielleicht mein Vater? Er liest so blöde Bücher und wahrscheinlich wollte er ein paar blöde Ideen an mir ausprobieren. Schon gut! Ich werde auf ihn warten. Wenn er kommt, werde ich ihm sagen, dass seine blöden Buchideen blöd sind.« Ich machte es mir gemütlich und nahm den Kater auf meinen Schoß und so wartete ich, dass mein Vater käme. Ich wusste nicht, wie lange es dauern würde. Alles, was ich wusste, war, dass ich doch für kurze Zeit eingeschlafen war. Nur für einen ganz, ganz kurzen Augenblick. Dann war ich plötzlich wach. Ich hörte Geräusche. Sie kamen aus dem alten Schrank und ich war sicher, dass mein Vater sich nicht in dem Schrank verstecken würde. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Außer dem alten Wintermantel konnte ich nichts entdecken. Aber dann sah ich ein Wesen. Er sah genauso aus wie ich. Vor mir stand mein Spiegelbild.
Das Spiegelbild
»Du! Wer bist du?«, fragte ich.
»Erlauben Sie bitte, dass ich mich vorstelle. Ich bin du!«
»Was redest du für einen Blödsinn!«
»Ich bitte untertänigst um Ihr Verständnis für mein Unwissen. Was bedeutet das Wort Blödsinn?«
»Blödsinn ist Blödsinn. Und du bist blöd!«
»Es ist mir äußerst peinlich, verzeihen Sie mir. Auch das Wort blöd verstehe ich nicht.«
»Du bist komisch. Arbeitest du in einem Zirkus?«
»Ich ersuche inständig um Ihre Geduld. Meine Bildung lässt es leider nicht zu, dass ich in einem Zirkus tätig wäre. Aber ich besuche in meiner Freizeit gerne Zirkusveranstaltungen.«
»Du bist nicht nur blöd. Du bist auch krank.«
»Ich danke Ihnen für Ihre überaus tiefe Weisheit. Ich befinde mich in der Tat in einem kränklichen Zustand. Und Sie sind daran schuld.«
»Ich verstehe gar nichts von dem, was du sagst.«
»Wenn Ihr außerordentliches Sprachwissen nicht ausreicht, mich zu verstehen, gebieten Sie jene Sprache, die ich für Sie sprechen soll.«
»Du bist wirklich ein Esel.«
»Meinen Sie jenes Tier mit den langen Ohren und den vier Beinen? Dann liegen Sie falsch, edler, mir so teurer Freund. Ich bin auch ein Mensch wie du.«
»Warum sprichst du dann nicht so wie ich?«
»Wir haben in der Schule gelernt, uns bei Fremden immer höflich auszudrücken.«
»Wir auch. Aber das bedeutet nicht, dass du mit mir wie mit einem Trottel reden musst.«
»Ich bitte schon wieder um Ihr Verständnis für mein Unwissen. Was bedeutet das Wort Trottel?«
»Trottel ist Blödmann und Blödmann bedeutet Dummkopf. Dummkopf ist das Gleiche wie Doofkopf und Doofköpfe sind Dickköpfe. Verstehst du mich jetzt, du dickköpfiger Trottel?«
»Hm! Da bin ich mir nicht sicher. Bedeutet alles das, was du mir gesagt hast, dass ich ein bisschen schirischari bin? Oder vielleicht plemplem?«
»Ja! Genau. Erlaube mir zu sagen, du hast da die richtigen Worte gefunden. Du bist wirklich schirischari, aber nicht nur ein bisschen.«
»Du auch. Und außerdem bist du ein Trottel«, sagte er, sprang auf mich zu und wir begannen zu raufen. Wir rollten zusammen durch die Dunkelheit des Schuppens, dass die Sachen um uns herum nur so flogen. Ich dachte, ich würde ihn leicht besiegen, aber dem war nicht so. Er war genauso stark wie ich. Nach einiger Zeit hörten wir auf, denn wir waren so müde, dass wir uns kaum noch bewegen konnten. Ich reichte ihm meine Hand und sagte: »Unentschieden!«
»Unentschieden«, lächelte er zurück und nahm meine
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