Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Gedanken beiseite und beugte sich vor, um die Wunde zu untersuchen.
Kaum ruhte ihre Aufmerksamkeit auf ihm, ging ihr auch auf, dass dies keinem der Male zuvor glich. Er war nicht nur ein Patient für sie, eine Wunde, die man heilen musste, ein bisschen Haut, das man reinigen musste.
Und der Gedanke machte, dass ihr alles umso bewusster wurde, bei all dem, was sie gerade dabei war zu tun.
Seine Haut war warm und angespannt, mit ein paar krausen Haaren über seine Schulter verstreut. Da waren noch viele, viele andere Narben, die zu blassen Rillen von Haut verheilt waren ... und manche, die rot oder fast lila waren, hässliche Zacken auf seinem Körper. Maris wollte sie alle berühren, über die Überreste von den Gefahren streicheln, die er im Dienste des Königs auf sich genommen hatte, um sich sicher zu sein, dass sie so gut verheilt waren wie nur möglich.
Ihre Hände zitterten, als sie über Diricks Schulterblatt strichen und dort eine Gänsehaut seinen Rücken überzog. Einer ihrer Zöpfe löste sich aus den Nadeln und Bändern und fiel ihm schwer gegen die Schulter und Dirick schreckte hoch, so dass der Zopf ihm am Rücken herabglitt und an seinem Rückgrat zu ruhen kam.
Sie spürte, wie er tief Luft holte, als sie die Wunde mit einem feuchten Tuch abtupfte und dann etwas fester daran rieb. Es war ein sauberer Schnitt von einem sehr scharfen Dolch, nicht tief genug, um die Sehnen zu durchschneiden, aber tief genug, um einige Zeit zur Heilung zu brauchen. Ein paar Fäden seines Hemdes hatten sich in dem geronnenen Blut da verfangen und Maris verwendete ein bisschen von dem sich gerade erwärmenden Wasser, um sie herauszuwaschen. Als sie sich immer mehr in ihre Arbeit vertiefte, schien er dies auch zu spüren und atmete da einmal tief und lang aus.
Als sie von seiner Seite wich, um den Umschlag vorzubereiten, setzte sich Dirick auf dem Schemel zurecht und beobachtete sie. Ihre Hände schienen auf einmal zweimal so groß und dreimal so geschwollen, da sie zum einen den Lederbeutel fallen ließen und dann nicht einmal den Knoten aufzubekommen schienen. Und als sie dann endlich eine Handvoll getrockneter Blätter von Färberginster hervorholte, gelang es ihr nicht, sie fest genug zu halten, und die Blätter verteilten sich überall über Tisch und Boden.
Sie murmelte leise grimmig zu sich selbst, als sie sich bückte, um das getrocknete Kraut aufzulesen, wobei sie Acht gab die zarten Blätter nicht noch mehr zu zerkrümeln. Bis sie alle Blätter in einer kleinen Holzschüssel wieder beisammen hatte, blubberte und dampfte das Wasser auf der Feuerstelle auch schon. Als sie einen Blick hinüber warf, um danach zu sehen, bemerkte Dirick dies und bot an, „ich hole das für Euch.“
Sie nickte und ging wieder an die Arbeit. Der getrocknete Ginster, früher einmal von einer hübschen blaugrünen Farbe, war nun zu einem stumpfen Schwarz verkrumpelt und zerfiel in der Schüssel zu Staub. Sie nahm aus einem anderen Lederbeutel eine Handvoll Kamille und fügte sie dem Ginster hinzu. Dirick stand neben ihr, in den Händen das heiße Wasser, und sie machte ihm Zeichen etwas davon zu den Kräutern zu tun. Er goss es vorsichtig ein, gab Acht, dass es nicht spritzte, und als das Wasser die Blumen und Blätter umströmte, entstieg der Schüssel ein scharfer aber angenehmer Geruch.
Maris strich an ihm vorbei, berührte dabei ganz leicht seinen nackten Arm, als sie nach dem rechteckigen Stück Stoff griff. Er erstarrte und trat beiseite, ihr aus dem Weg, und kehrte zu seinem Platz auf dem Schemel zurück. Sie rührte den Inhalt der Schüssel gut um, faltete das Tuch zu einem langen Streifen auseinander und wandte sich dann wieder ihrem Patienten zu. Es hatte fast aufgehört zu bluten, da war nur noch ein schwaches Tropfen und sie wusch die Wunde noch einmal aus.
Dann nahm sie sich ein flaches Instrument aus Holz zu Hilfe, um die Paste aus Kräutern und Wasser auszukratzen, und murmelte, „es wird warm sein.“ Dirick schreckte in der Tat hoch, als sie den Umschlag auf seine Verletzung legte, aber sie spürte, wie er sich entspannte, als die Wirkung der Arznei einsetzte und die Schmerzen schwächer wurden und gleichzeitig die Wunde sich reinigte. Maris legte ihm das Tuch über die Schulter und hob einen seiner schweren, muskulösen Arme hoch, um den Verband festzubinden.
Als dieser fertig war, klopfte sie sacht auf den Umschlag, um sicher zu sein, dass auch nichts von den Kräutern da
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