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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Einhorns. „Deine Stimmung wird sich bessern, wenn wir erst unterwegs sind.“
    „Darauf würde ich nicht wetten“, brummte das Einhorn. „Ich habe eine böse Vorahnung.“
    Rupert zuckte die Achseln. „Von Legenden halte ich nicht mehr so viel wie früher. Ich war ein Kind, als der Erzmagier den Hof verließ, aber ich erinnere mich noch genau an das herrliche Feuerwerk, das er zu meinem fünften Geburtstag veranstaltete. Die Raketen, die in die Nacht zischten, und die Feuerräder, die endlos am Himmel wirbelten. Er erzählte mir Geschichten und versuchte, mir Kartentricks beizubringen. Ihr wart damals schon am Hof, Herr Ritter. Wie war er?“
    Der Erste Ritter umklammerte seine Streitaxt fester. Sein Blick wirkte empfindungslos und abweisend.
    „Er war ein Verräter, Hoheit. Ein Vaterlandsverräter, ein Feigling und ein Trunkenbold!“

    Rupert taumelte verbissen durch den gefrierenden Schlamm, den Kopf gesenkt, um seine Augen vor dem Graupel zu schützen. Der Wind, der von allen Seiten zugleich pfiff, verfing sich in seinem Mantel und zerrte an seiner Kapuze. Rupert knurrte, fluchte und packte die Zügel des Einhorns fester. Alle paar Schritte sah er nach rechts, um sich zu vergewissern, dass er die Riemen noch in der Hand hielt. Er wollte auf keinen Fall von seinem Reittier getrennt werden, aber er hatte trotz der dicken Handschuhe kein Gefühl mehr in den Fingern. Rupert hob langsam den Kopf und starrte mit zusammengekniffenen Augen in den Sturm, der an Stärke zunahm. Der Dunkle Turm war immer noch nicht zu sehen.
    „Letzten Monat war noch Sommer“, dachte er verbittert. „Was zum Henker ist nur mit diesem Wetter los?“
    Er strauchelte und wäre fast gestürzt, als der Wind erneut die Richtung wechselte. Das Einhorn rückte näher und versuchte, ihn mit seiner Flanke gegen die schlimmsten Böen zu schützen. Rupert streichelte ihm dankbar den Hals und blinzelte in das Schneetreiben. Er machte sich Sorgen um das Einhorn. Es schleppte sich immer langsamer dahin, halb erstarrt von der Kälte, die bis ins Mark drang; daran änderten auch die Decken nichts, in die er das Tier gehüllt hatte. Eiskristalle funkelten in seiner Mähne, und sein Atem stockte fast so oft wie seine Hufe. Rupert wusste, dass Kälte und Erschöpfung ihren Tribut fordern würden; wenn er nicht bald einen geschützten Rastplatz fand, brach das Einhorn tot zusammen.
    Das Gewitter war über Rupert und seine Begleiter hereingebrochen, nachdem sie den Düsterwald hinter sich gelassen hatten. Innerhalb kürzester Zeit waren dunkle Wolken aufgezogen, und die Abendkühle hatte sich in eisigen Frost verwandelt. Es hatte in Strömen zu regnen und bald darauf heftig zu schneien begonnen. Der Wind frischte auf, aber Rupert stemmte sich verbissen gegen die Böen, die ihm heulend entgegenbliesen. Er war nicht bis hierher vorgedrungen, um sich nun dem Sturm zu beugen.
    Er stampfte bei jedem Schritt kräftig auf, damit seine Zehen nicht völlig erstarrten. Der Schnee fiel in dicken Flocken, und die Kälte nahm beharrlich zu. Manchmal erhaschte Rupert einen Blick auf die blutrote Sonne, die tief am Himmel stand, und zwang sich, schneller zu gehen. Sobald die Sonne unter den Horizont gesunken war, würden die Dämonen das Land durchstreifen. Rupert warf einen Blick über die Schulter. Die Männer folgten ihm durch den Schneematsch, dicht zusammengedrängt, um einander ein wenig zu wärmen. Nur der Erste Ritter ging allein, wie immer. Obwohl sein Kürass von einer silbrigen Reifschicht bedeckt war, schien ihm die Kälte wenig auszumachen. Sein Rücken war gerade und sein Kopf hoch erhoben, als er mit großen Schritten durch die sich immer höher auftürmenden Schneewehen stapfte. Rupert runzelte die Stirn. Die Haltung des Ersten Ritters hätte ihm Mut machen sollen, aber irgendwie fand er dessen eiserne Willenskraft unmenschlich.
    Einen Augenblick lang flaute der Wind ab, die Schneewolken teilten sich, und Rupert erhaschte einen kurzen Blick auf den Düsterwald, der wie ein unheimlicher Schatten hinter ihnen aufragte. Ruperts Miene verfinsterte sich, und er sah wieder nach vorn.
    Dann war der Schneesturm vorbei. Rupert wankte noch ein paar Schritte weiter, ehe er unsicher stehenblieb.
    Langsam hob er den Kopf und blickte sich um, während die plötzliche Stille ihm in den Ohren dröhnte. Das Gras unter seinen Füßen war saftig gr ün, unberührt von Graupel oder Schnee. Der Himmel zeigte das tiefe Azur eines Sommerabends. Kein Wind wehte. Er stand am

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