Bille und Zottel 13 - Das Fest der Pferde
Weiße Weihnacht im Sommer
„Total verschimmelt!“
Bille nahm erschrocken den Apfel, in den sie gerade herzhaft gebissen hatte, aus dem Mund.
Florian lachte.
„Doch nicht dein Apfel! Daniel und Joy! Sie sind gerade dabei, sich den vierten Schimmel zu kaufen. Vorgestern bekam Daniel den Wikinger, um seinen guten alten Asterix zu entlasten, und jetzt ist Joy hinter der Stute her, die eben im M-Springen den zweiten Platz geschafft hat - trotz dieses Idioten, der im Sattel saß.“
„ Flori !“
„Ist doch wahr! Na ja, ganz so blöd scheint er nicht zu sein, wenn er einsieht, daß die Stute nichts für ihn ist. Sie ist viel zu temperamentvoll. Das sagt er selber. Er sucht ein schwereres Pferd, einen ruhigen, nicht zu jungen Wallach. Luzifer, der wäre etwas für ihn!“
„Aber den geben wir nicht her!“ mischte sich die kleine Mini ins Gespräch. „Das fehlte gerade noch!“
„Keine Angst, Mini, Luzifer gehört zu unserem Schulstall, und da wird er auch bleiben“, beruhigte Bille die Kleine. „Was solltest du schließlich ohne ihn anfangen - ein besseres Voltigierpferd gibt’s nicht!“
„Eben.“
Mini hob Billes Sattel auf, zupfte ein paar Grashalme von der Satteldecke und verstaute ihn im Transporter. Auf Turnieren Billes Pferdepfleger zu sein - dieses Ehrenamt hatte sie ihr abgebettelt, und Mini achtete streng darauf, daß kein anderer außer ihr auch nur in die Nähe von Black Arrow oder San Pietro kam.
Der schöne Rappe und der goldrote Fuchs standen einträchtig im Schatten des Transporters nebeneinander und erholten sich von den Strapazen des Turniertags. Beide waren erfolgreich gewesen, wenn auch keiner einen ersten Platz errungen hatte. Nun dösten sie in der Hitze des sommerlich schwülen Juninachmittags, wehrten sich hin und wieder ärgerlich gegen die aufdringlichen Fliegen und ließen sich durch den Abfahrtstrubel um sie her nicht aus der Ruhe bringen.
„Wollen wir schon verladen?“ erkundigte sich Mini eifrig.
„Nein, warte noch ein bißchen. Im Transporter ist es noch heißer“, sagte Bille. „Willst du einen Augenblick hier Wache halten? Ich möchte gern einen Blick auf Joys neues Traumpferd werfen. Bin wirklich gespannt, ob sie sich einig werden.“
Florian hatte seine heißgeliebte Stute Florentine bereits verladen, um sie den Händen Unbefugter nur ja sofort zu entziehen. Jetzt blickte er unentschlossen zwischen Bille und seinem Pferd hin und her. Konnte er es wagen, Florentine einen Augenblick unbeaufsichtigt zu lassen? Schließlich siegte die Neugier.
„Warte, ich komme mit!“ rief er Bille nach und stürmte davon.
Auf dem Abreiteplatz war es ruhig geworden. Die meisten Turnierteilnehmer waren bereits beim Aufbruch, und wer nicht damit beschäftigt war, seine Pferde zu verladen, saß an einem der langen Tische vor dem Imbißzelt , um Sieg oder Niederlage im Kreis der Reiterfreunde zu begießen; mit einem Glas Sekt, mit einem kühlen Bier oder einer Cola, je nach Geschmack und Laune. Nebenan auf dem Parcours wurden die Hindernisse abgebaut, Helfer schleppten Blumenkübel, Fähnchen und Stangen; im Büro der Meldestelle knallte ein Sektkorken, Gelächter hallte über den Platz.
Bille hatte es nicht leicht, bis zum Abreiteplatz vorzudringen; immer wieder mußte sie Hände schütteln, Fragen beantworten, Glückwünsche entgegennehmen. Endlich erreichte sie den etwas abgelegenen Platz, auf dem Joy seit einer halben Stunde die junge Schimmelstute testete. Aus der anderen Richtung stürmten Tom und Bettina heran.
„Ist das wahr? Joy will die Schimmelstute kaufen?“ fragte Bettina die Freundin atemlos. „Sie kostet doch sicher ein Vermögen!“
„Pst, nicht so laut!“ mahnte Bille. „Wenn der Besitzer dich hört, setzt er den Preis gleich noch um einen Tausender rauf ! “
„Ich möchte wissen, warum die so einen Tick auf Schimmel haben“, brummte Tom kopfschüttelnd.
„Vielleicht wollen sie vierspännig zur Hochzeit fahren“, meinte Bettina anzüglich. „Daniel hat heute beim Frühstück so eine Bemerkung losgelassen, daß sie eine Hochzeit im kommenden Winter planen. Tante Gerda hat sich fast verschluckt vor Schreck, daß ihr Ältester bereits ans Heiraten denkt.“
„Mit vier Schimmeln durch eine verschneite Landschaft, und das im Hochzeitskleid - wenn das nicht romantisch ist“, sagte Bille kichernd. „Wie im Kino!“
„Das ist doch langweilig“, winkte Florian ab. „Wenn ich es wäre, ich hätte mir zu den beiden Schimmeln zwei Rappen gekauft
Weitere Kostenlose Bücher