Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
und sprach mit lauter Stimme einen Befehl. Sein Mund verzerrte sich wie in einem Krampf, strahlendes Licht hüllte ihn ein und fiel gleich darauf in sich zusammen. Aber die tiefrote Flamme senkte sich langsam auf die glänzenden Schuppen des Drachen. Die Atmosphäre im Stall war plötzlich wie verwandelt, als sei eine kaum spürbare Spannung zusammengebrochen und habe sich in Nichts aufgelöst. Der Drache wälzte sich fiebrig hin und her. Dann schlug er die großen, goldenen Augen auf und hob den kolossalen Kopf aus dem schmuddeligen Stroh. Julia schlang ihm begeistert die Arme um den Nacken und schmiegte sich an ihn.
„Oh, Drache ... Drache!“
„Julia? Was ist, Julia?“
„Nichts. Alles kommt in Ordnung, jetzt, da du wieder da bist.“
Der Drache sah Rupert an, und seine Pupillen weiteten sich ein wenig.
„Rupert“, sagte er langsam. „Bist du doch heimgekehrt? Wie lange habe ich geschlafen?“
„Zwei oder drei Monate“, antwortete Rupert l ächeln d. „Es ist schön, dich wiederzusehen.“
„Das gilt auch umgekehrt. Julia und ich machten uns allmählich Sorgen um dich. Sagtest du Monate?“
„Richtig“, entgegnete Julia und ließ ihn los.
„Finsternis ist über die Burg hereingebrochen. Die Dämonenhorden hämmern gegen die Tore, und es kann nicht mehr lange dauern, bis sie über die Mauern klettern und uns alle niedermetzeln.“
„Immer das alte Lied“, entgegnete der Drache und gähnte mit weit aufgerissenem Maul. Der Erzmagier war sichtlich beeindruckt, als er die vielen blitzenden, scharfen Zähne sah.
„Ihr habt mir nicht zufällig etwas zu essen mitgebracht, oder?“, erkundigte sich der Drache.
„Drache ...“, sagte Julia.
„Ich weiß“, unterbrach sie der Riese gelassen, „wir schweben alle in unmittelbarer Lebensgefahr. Aber ich habe monatelang geschlafen, und obwohl ich es gewohnt bin, geraume Zeit im Winterschlaf zu verbringen, habe ich Hunger. Bärenhunger. Ein paar Hühner vielleicht für den Anfang, und dann ein bis zwei Kühe. Oder drei.“
„Drache“, sagte Rupert. „Wir sind auf deine Hilfe angewiesen. Du musst uns über den Düsterwald fliegen , um den Dämonenprinzen aufzustöbern. Wirst du das tun?“
„Sicher“, erklärte der Drache. „Nach dem Essen.“
Der Erzmagier sah Rupert und Julia an. „Jetzt weiß ich, weshalb sich Drachen als Haustiere nie durchsetzen konnten.“
Eis überzog die innere Burgmauer und machte das Kopfsteinpflaster im Hof spiegelglatt. In einem Dutzend schmiedeeiserner Kohlebecken loderten helle Feuer, aber auch sie konnten die bittere Kälte nicht vertreiben, die sich wie eine schwere Decke über die Burg gelegt hatte. Man hatte die Verletzten nach drinnen gebracht, wo sie noch einen kleinen Rest Wärme fanden; der Drache kauerte allein auf dem Hof und fraß sich durch einen Berg der verschiedensten Fleischsorten. Einige Wachen und Gardisten verstärkten die Barrikaden an den Haupttoren; sie trugen unförmige Pelze und Fäustlinge und bewegten sich plump wie Bären. Jenseits der Burgmauer erstreckte sich die endlose Schwärze.
Rupert und Julia standen in dicke Pelzmäntel gehüllt am Fuß der Haupttreppe und unterhielten sich leise. Als der König plötzlich am Eingang erschien und die Treppe herunterkam, um sich zu ihnen zu gesellen, verstummten sie und rückten enger zusammen. Rupert und Julia verbeugten sich steif, und der König nickte ihnen kurz zu.
„Die Augenklappe gefällt mir“, meinte der König. „Ausgesprochen kess, diese Seeräuber-Aufmachung!“
„Fang du nicht auch noch an!“, knurrte Rupert. „Den nächste n Gardesoldaten, der mich auffordert, ein Seemannslied zu singen, mache ich platt!“
„Reg dich nicht auf“, tröstete ihn Julia. „Wenn all das vorbei ist, kaufe ich dir ein Glasauge.“
„Ich kann es kaum erwarten“, brummte Rupert.
Der König fand, es sei an der Zeit, das Thema zu wechseln. „Wie lange dauert es noch, bis der Drache aufsteigen kann?“, fragte er.
„Sollte nicht mehr lange dauern“, sagte Rupert. „Unsere letzten Fleischvorräte hat er anscheinend verputzt.“
„Der Dämonenprinz“, sagte Julia nachdenklich. „Wie sieht er aus?“
„Das weiß niemand“, entgegnete König John. „Kein Mensch, der ihn je sah, hat es überlebt.“
„Klasse“, sagte Julia. „Echt klasse. Wie sollen wir ihn finden, wenn wir nicht wissen, wie er aussieht?“
„Thomas wird euch zu ihm führen“, erklärte der König. „Wenn ihr mich einen Moment entschuldigt ...“ Er
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