Das Reich der Traeume
langsam Arquimaes zu, der die Szene still beobachtet hatte. Cromells bewaffnete Männer warteten in Habachtstellung, jederzeit bereit, sich auf den Erstbesten zu stürzen, der es wagte, sich vom Fleck zu rühren.
»Deine Männer sollten lieber keinen Widerstand leisten, Alchemist«, drohte der Graf. »Meine Geduld ist begrenzt.«
»Was willst du, Graf?«, fragte der Weise in einem Ton, der die Anwesenden zusammenzucken lieÃ. »Was ist das für eine Art, in das Haus eines friedfertigen Mannes einzudringen? Hast du dich jetzt etwa darauf verlegt, unschuldige Menschen zu überfallen?«
»Wir wissen, dass du Magie betreibst. Es liegen Anschuldigungen gegen dich und deine Gehilfen vor. Wenn sich diese Vorwürfe als wahr erweisen, wirst du auf dem Scheiterhaufen brennen.«
»Magie? Die einzige Magie, die wir hier betreiben, ist die Herstellung von Medizin«, entgegnete Arquimaes spöttisch.
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass du eine wichtige Entdeckung gemacht hast. Du wirst auf der Stelle mit mir auf meine Burg kommen und von nun an unter meinem Befehl stehen.«
»Ich stehe unter dem Schutz von Arco de Benicius«, widersprach Arquimaes. »Ich werde nirgendwohin gehen!«
»Du wirst dein Verbrechen früher oder später gestehen. Diese geheime Formel, die du so gut zu schützen weiÃt, kommt einem Verrat gleich«, erklärte Morfidio.
»Meine Entdeckung verstöÃt gegen keines der Gesetze der Wissenschaft.«
»Das habe ich zu entscheiden, du verdammter Alchemist! Ich lasse nicht zu, dass deine Entdeckung in die falschen Hände gerät«, fauchte Morfidio und betrachtete dabei neugierig das Tintenfässchen, das Arquimaes eben noch benutzt hatte. »Du versuchst, dich gegen mich und gegen König Benicius, deinen Herrn, zu verschwören â¦Â«
»Ich verschwöre mich gegen niemanden!«
»⦠und wenn du erst mal unter meinem Befehl stehst, wirst du mir alles verraten ⦠Wie ich sehe, ist auf der Feder noch frische Tinte«, sagte der Graf, ergriff den Federkiel und schwenkte ihn hin und her, sodass ein paar Tropfen auf den Boden fielen. »Was hast du da eben geschrieben?«
»Selbst wenn du es wüsstest, würde es dir nichts nützen«, antwortete Arquimaes in dem Versuch, den Grafen von seiner Idee abzubringen. »Deine teuflische Zauberformel suchst du hier vergeblich ⦠Ich bin kein Zauberer und auch kein Hexenmeister. Ich bin Alchemist!«
»Mein Herr wird dir niemals eine seiner Formeln verraten!«, rief Arturo plötzlich, das Gesicht rot vor Empörung.
Kaum hatte Arturo diese Worte ausgesprochen, schlug ihm Cromell mit voller Wucht in den Magen, sodass der Junge auf die Knie fiel und ihm der Atem wegblieb.
Seiner Sache sicher, trat Morfidio an den Weisen heran, versetzte einem der Stühle einen heftigen Tritt und sagte dann leise, fast im Flüsterton: »Provoziere mich nicht, Verräter! Wenn du dich weiterhin weigerst, lasse ich alle deine Gehilfen vor deinen Augen köpfen, angefangen mit diesem aufsässigen Bengel da.«
Arquimaes begriff, dass der barbarische Graf nur einen Vorwand suchte, um seine Drohung wahr zu machen. Alle Welt wusste, dass Morfidio genauso blutrünstig war wie jene Bestien, die sich seit geraumer Zeit des Nachts auf die Suche nach Menschenfleisch machten und jede Gelegenheit nutzten, um ihren Appetit zu stillen.
»Lieber sterben wir, als deiner Forderung nachzugeben!«, sagte Arturo, der auf dem Boden lag. »Ich werde Arquimaes mit meinem eigenen Leben verteidigen, wenn es sein muss!«
»Das kannst du haben, mein Junge«, sagte Morfidio, packte Arturo, der immer noch nach Atem rang, und zog ihn gewaltsam hoch. »Sieh her, Arquimaes, ich meine es ernst!«
Mit diesen Worten zog er seinen Dolch aus der Scheide und stieà ihn Arturo mit einer raschen Bewegung in den Bauch. Vollkommen ungerührt, als schnitte er sich bei einem Festschmaus ein Stück Fleisch vom Braten ab.
Entsetzt musste Arquimaes mit ansehen, wie sein Schüler mit einem dumpfen Aufprall zu Boden stürzte.
»Das wird dir eine Lehre sein!«, sagte der Graf und richtete die Spitze des blutgetränkten Dolches auf den Alchemisten. »Rette ihm das Leben mit deiner Medizin, wenn du kannst. Ãberleg es dir gut! Es ist besser für dich, mir dein Geheimnis anzuvertrauen. Sonst bist du der Nächste!«
»Du bist ein Ungeheuer, Graf
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