Das Reich des dunklen Herrschers - 8
sicher, sonst würde er es doch nicht sagen.«
»Ihr habt die junge Dame gehört«, sagte Richard. »Ich bin mir ganz sicher.«
Der hünenhafte blonde D’Haraner feixte wie ein kleiner Junge. »Also gut, einverstanden. Hiermit gelobe ich, sie stets zu beschützen, Lord Rahl.«
Jennsen deutete mit einer unbestimmten Geste auf die Männer und die Ortschaft hinter ihnen. »Jetzt, da ich eine Weile unter ihnen gelebt habe und diese Menschen eingesehen haben, daß ich keine Hexe bin, sondern sogar eine Menge mit ihnen gemeinsam habe, habe ich ihnen vorgeschlagen, daß ich vielleicht ein wichtiges Amt übernehmen könnte.« Sie zog das Messer aus ihrem Gürtel und zeigte Richard den kunstvoll in den silbernen Griff gravierten Buchstaben ›R‹. »Und zwar als offizielle Abgesandte des Hauses Rahl - vorausgesetzt, du bist einverstanden.«
Richard grinste. »Eine ausgezeichnete Idee.«
»Ich denke, das wäre großartig, Jennsen.« Kahlan deutete mit dem Kinn nach Osten hin. »Aber warte nicht zu lange mit deiner Rückkehr nach Hawton und mit deinem Besuch bei Ann und Nathan. Die beiden werden dir eine unschätzbare Hilfe dabei sein, zu garantieren, daß die Menschen hier nicht länger Opfer der Imperialen Ordnung sind. Sie werden dir gewiß helfen.«
Verlegen schlang Jennsen die Finger ineinander. »Aber werden sie nicht euch beide begleiten wollen?«
»Ann meint, bestimmen zu müssen, wie Richard sein Leben zu leben hat«, sagte Kahlan. »Dabei waren einige ihrer Anweisungen wahrlich nicht der Weisheit letzter Schluß.« Sie hakte sich bei Richard unter. »Er ist jetzt der Lord Rahl und muß die Dinge so tun, wie er es für richtig hält, nicht sie.«
»Ann und Nathan sind in der Lage, zur Sicherheit der Menschen hier beizutragen. Zudem können sie sich als Lehrer nützlich machen und euch den dringend nötigen Nachhilfeunterricht in Geschichte geben.«
Er hatte seinen Rucksack bereits aufgenommen und seine Arme durch die Gurte geschoben, als Owen seine Hand ergriff. »Ich möchte Euch danken, Lord Rahl, daß Ihr mir gezeigt habt wie lebenswert mein Leben ist.«
Marilee trat auf ihn zu und umarmte ihn. »Danke, daß Ihr Owen gelehrt habt, meiner würdig zu sein.«
Richard und Owen lachten. Als Cara Marilee dann auch noch einen anerkennenden Klaps auf den Rücken gab, stimmten schließlich alle in das fröhliche Gelächter ein.
67
Richard, endlich allein unter der endlosen Weite des blauen Himmels, unter den verschneiten Gipfeln der hochaufragenden Berge und in dem von ihm so geliebten Wald, war froh, wieder unterwegs zu sein. Er würde Jennsen vermissen, doch das würde nur vorübergehend sein. Es würde ihr gut tun, eine Weile auf sich gestellt unter Menschen zu leben, die, wie sie, erst noch herausfinden mußten, was es hieß, ein eigenständiges Leben zu führen und sich nach und nach in der großen weiten Welt zurechtzufinden. Er jedenfalls mochte die Erfahrungen, die er seit der Aufgabe seines behüteten Lebens in Kernland gemacht hatte, nicht missen, denn ohne sie wäre er nicht mit Kahlan zusammen.
Es tat gut, zu laufen und die Beine dabei zu strecken. Er schob den Bogen höher auf seine Schulter, während sie sich einen Weg über den sonnenlichtgesprenkelten, jedes Geräusch dämpfenden Waldboden suchten. Jetzt, nachdem er dem Tod so nahe gewesen war und beinahe sein Augenlicht verloren hätte, schien die Welt nur so vor Lebendigkeit zu sprühen. Die Moose wirkten üppiger, die Blätter glänzender, die hochaufragenden Föhren ehrfurchtgebietender.
Und Kahlans Augen erschienen ihm grüner als je zuvor, ihr Haar weicher, ihr Lächeln herzlicher.
So verhaßt ihm seine Gabe einst gewesen sein mochte, jetzt war er erleichtert, sie zurückzuhaben. Sie war ein Teil von ihm, ein Teil dessen, was ihn ausmachte, ein Teil dessen, was ihn zu dem machte, der er war.
Kahlan hatte ihn einmal gefragt, ob es ihm besser gefallen würde, sie wäre ohne ihre Konfessorinnenkraft geboren worden. Er hatte ihr geantwortet, so etwas würde ihm niemals in den Sinn kommen, schließlich liebe er sie so, wie sie sei; im Übrigen sei es unsinnig, bestimmte Züge eines Menschen für sich zu betrachten, denn das hieße seine Persönlichkeit leugnen. Mit ihm verhielt es sich nicht anders; seine Gabe war Teil seines Wesens, und seine Talente bestimmten all sein Tun.
Er hatte sich die Schwierigkeiten mit seiner Gabe allein selbst zuzuschreiben; immerhin hatte ihm die Magie des Schwertes der Wahrheit durch ihr Versagen zu dieser
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