Das Reich des Lichts
geraten.“
„Morgen früh werdet ihr diese silberne Maske auf meinem Gesicht blinken sehen“, versicherte Arturo.
„Das hoffen wir.“
„Ach, übrigens, ich habe von einem Alchemisten namens Arquimaes gehört“, sagte der Alte. „Vielleicht ist es der, den Ihr sucht. Er soll sich nach Ambrosia zurückgezogen haben, zusammen mit Königin Émedi.“
„Arquimaes ist nicht der Mann, den wir suchen“, sagte Arturo. „Und Königin Émedi … ist tot.“
„Das tut mir leid. Sie war eine gerechte Herrscherin“, sagte Dédalus bekümmert. „Sie hat viel leiden müssen. Es heißt, sie hatte einen Sohn, der bei der Geburt gestorben ist.“
„Ich versichere dir, dass ihr Sohn wohlauf ist“, erwiderte Arturo. „Daran besteht keinerlei Zweifel.“
***
V ÖLLIG ERSCHÖPFT ERREICHTEN die Emedianer Ambrosia. Die Nachricht von ihrem Sieg war bis hierher gedrungen, und so wurden sie von den überglücklichen Menschen freudig willkommen geheißen.
Manche jedoch hatten den Verlust eines geliebten Angehörigen zu beklagen. Die Schlacht um Demónika war blutig gewesen, und viele Soldaten der Schwarzen Armee hatten ihr Leben lassen müssen.
„Ruft zehn Tage Trauer aus“, wies Arquimaes seine Generäle an. „Die Schlacht hat viele Männer das Leben gekostet. Wir mussten unseren Sieg teuer bezahlen.“
„Auch unsere geliebte Königin Émedi hat ihr Leben für uns gelassen“, fügte Ritter Eisenfaust hinzu. „Wie könnten wir das vergessen?“
„Wir werden ihren Leichnam wie unseren wertvollsten Schatz hüten“, versicherte Arquimaes, „zusammen mit Alexia. Denn auch sie ist ein Opfer des Krieges gegen die Hexerei geworden.“
Als die Versammlung vorüber war, trat Rías zu dem Weisen.
„Wenn Ihr wollt, Meister, kann ich Wache halten“, bot er sich an. „Ich habe der Prinzessin zu ihren Lebzeiten gedient, und ich würde es gern auch weiterhin tun.“
„Danke, Freund Rías“, erwiderte der Alchemist. „Ich weiß, dass du Arturo geholfen hast, in die Festung von Demónika einzudringen. Du hast mein vollstes Vertrauen.“
„Wenn Ihr damit einverstanden seid, könnte ich Euch als Gehilfe dienen. Die Alchemie fasziniert mich, seit ich die Buchstaben auf Arturo Adragóns Körper und den Drachen auf seiner Stirn gesehen habe. Ich kenne mich in der Kunst der Kalligraphie aus und bin in der Lage, wunderschöne Zeichnungen anzufertigen.“
„Ich werde sehen, was sich machen lässt. Doch jetzt müssen wir uns erst einmal um die beiden Toten kümmern. Vielleicht, wenn diese finstere Zeit nur noch bloße Erinnerung ist …“
„Ich werde mich in Geduld üben, Meister“, sagte Rías. „Ich hoffe, dass ich Euch dienlich sein kann.“
***
N ACH DEM E SSEN bestand Amedia darauf, Arturo und Crispín in den Stall zu begleiten. Sie hatte große Schmerzen, und ihr Vater, der sie vergeblich umzustimmen versucht hatte, musste sie stützen.
„Dieses Loch ist bei den ersten Erdbeben entstanden“, erklärte sie ihnen draußen. „Von Zeit zu Zeit kommen dort die Bestien heraus und schnappen sich Menschen. Es ist schrecklich.“
„Und was machen sie mit ihnen?“, erkundigte sich Crispín. „Wo bringen sie sie hin?“
„In die Hölle, nehme ich an“, antwortete das Mädchen in aller Unschuld. „Es heißt, dieses Dorf wurde von Hexenmeistern gegründet. Es ist verflucht, glaubt mir.“
„Und was hat König Rugiano damit zu tun?“, wollte Arturo wissen.
„Er ist ein Betrüger!“, rief Dédalus. „In seinen Adern fließt kein königliches Blut, er entstammt einer gottlosen Sippe von Mördern. Er ist es, der den Zorn der Natur entfacht hat. Ich glaube, er ist fürdie Erdbeben verantwortlich. Es geht das Gerücht, dass er sich von Blut ernährt.“
„Ich kenne viele Könige, die sich selbst die Krone auf den Kopf gesetzt haben“, bemerkte Crispín. „Könige, die zu Tyrannen geworden sind und ihr Volk unterdrücken. Mein Vater musste in die Wälder fliehen, um der Grausamkeit eines solchen Tyrannen zu entgehen. Und vergessen wir nicht unseren Freund Frómodi.“
„Ein König ohne königlichen Stammbaum ist ein Fluch für das Volk“, sagte Amedia. „Bald wird dieses Land im Chaos versinken, in dem gottlose und korrupte Hexenmeister das Sagen haben werden. Immer mehr solcher Erdlöcher werden entstehen, und die Bestien aus der Hölle werden uns am Ende alle verschlingen.“
„Wir werden sie davon überzeugen, dass es besser für sie ist, in ihren Löchern zu bleiben“, beteuerte
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