Perry Rhodan - 2563 - Im Zentrum des Feuerauges
1.
Absturz
Der Alarm kreischte wie eine gebärende Dork durch die Gänge.
»Achtung, dies ist keine Übung, ich wiederhole: keine Übung!«, erscholl unermüdlich
Hochalons Stimmaufzeichnung. »Wir werden soeben von mehreren Kegelstumpfraumern angegriffen.
Sämtliche Besatzungsmitglieder einschließlich der Passagiere gehen sofort auf Gefechtsstation.
Macht euch bereit zum Kampf!«
Sichu rannte in ihre Unterkunft und schlüpfte eiligst in die Kampfmontur, die standardmäßig in
jedem Spind hing. Bisher hatte sie sich darüber keine Gedanken gemacht, doch nun wurde ihr
bewusst, dass der Frieden, von dem ihr Vater immer gesprochen hatte, eine Lüge war. Ständige
Bereitschaft und umfassende Kampfausbildung waren für die Frequenz-Monarchie obligatorisch,
selbst bei angehenden Wissenschaftlern.
Allerdings hatten die Vatrox das bisher nie so dargestellt.
Auf dem Weg zur Waffenstation überprüfte Sichu routinemäßig die Vollständigkeit der
Ausrüstung.
»Wer greift uns an?«, fragte sie den Waffenmeister, der in großer Eile Waffen und
Ersatzmunition ausgab.
»Der Feind«, lautete die lapidare Antwort, als gäbe es nur den einen.
Sichu setzte zu einer weiteren Frage an, als sie plötzlich von den Füßen gerissen und durch
die Luft geschleudert wurde. Sie prallte gegen die Wand und fiel ächzend zu Boden. Als ob das
Schiff von einer Riesenfaust getroffen worden wäre, wurde es aus der Flugbahn gerissen, brach zur
Seite aus und kippte. Das Licht flackerte, die Notbeleuchtung sprang an. Die aus den
Lautsprechern
schallenden Alarmmeldungen überschlugen sich.
Während Sichu wieder auf die Füße kam, reimte sie sich aus den chaotischen Satzfetzen
zusammen, dass eine gewaltige Feuersalve ein Loch in den Schutzschirm geschlagen hatte und mit
voller Wucht in das Schiff hineingedonnert war. Der Schaden musste gewaltig sein, wenn der Raumer
dermaßen stark darauf reagierte, dass die Stabilisatoren versagten und sich die Auswirkungen bis
tief im Inneren zeigten.
Darturka-Einheiten trampelten im Eilschritt an ihr vorüber; sie waren wohl zu einer bestimmten
Stelle beordert worden. Vermutlich setzten die Feinde bereits zum Entern an.
Wie eine Betrunkene taumelte Sichu durch den heftig schwankenden Gang; die künstliche
Schwerkraft wurde zwar gehalten, aber die Lage des Schiffes war keineswegs stabil. Weitere Salven
schlugen ein, und das Schlachtlicht erzitterte und schüttelte sich stöhnend.
Welcher Feind verfügte über derart überlegene Technik, eines der rubinroten Schlachtlichter
angreifen und besiegen zu können? So etwas war eigentlich nur durch die Überzahl zu
erklären, doch das beruhigte Sichu keineswegs.
Der Versuch, sich zur Zentrale durchzuschlagen, schlug fehl. Vor ihr war ein Teil des Ganges
verschwunden, wodurch jegliches Durchkommen verhindert wurde. Verletzte mussten geborgen werden.
Sichu aktivierte ihren Funk, doch sie empfing nur Rauschen. Hatte es Hochalon etwa in der
Zentrale erwischt? Was sollte sie tun?
Sie vermutete, dass es im ganzen Schiff so aussah wie an ihrem Standort: sich auflösende
Formenergie-Einrichtungen, durcheinanderlaufende Soldaten und Schiffsbesatzung, Offiziere, die
unterschiedliche Befehle brüllten, immer wieder von dem dröhnenden Donnern weiterer Einschläge
übertönt.
Das Schiff geriet immer mehr aus der Bahn, und Sichu verlor wiederum den Boden unter den
Füßen.
Endlich erklang ein Knacken in ihrem Funkempfänger, und sie vernahm eine ferne Stimme.
»...ichu?«
»Fyrt?«, schrie sie. »Geht es dir gut? Wo bist du?«
»...omm ...gar ...lon ...«
»Ich versteh dich nicht!«, rief sie, da riss die Verbindung wieder ab.
Ratlos sah sie sich um und rief sich den Plan des Schiffes ins Gedächtnis. Sie befand sich auf
Deck 28/4/1, im Hauptbereich des Schlachtlichts, wo die Labors, die Zentrale und die Unterkünfte
der Offiziere und auszubildenden Wissenschaftler untergebracht waren. Aber das half ihr nicht
viel weiter, wenn sie nicht wusste, wo das Schiff beschädigt war ...
Endlich fand sie ein intaktes Holo in einem Gang und rief den Plan auf.
»Allethaggra!«, rief sie aus und ruderte taumelnd nach einem Halt, als der Raumer sich unter
einem weiteren Einschlag aufbäumte. »Das Schiff ist verloren.«
Sie schaltete auf Außenkameras. Dort draußen herrschte das reine Inferno, ein Gewitter aus
Blitzen und Feuer, das sich in tosenden Lärm verwandelte, sobald es in die Atmosphäre des
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