Das Reich des Lichts
Adragón zu sein, der Anführer der Schwarzen Armee! Und das machte ihn nur umso mutiger.
„Attacke!“, schrie er, auch wenn er wusste, dass die Soldaten ihn nicht hören konnten. Und noch einmal: „Attacke!“
Als er den Turnierplatz überquerte, musste er an den unglückseligen Tag denken, an dem Arturo Prinzessin Alexia mit seinem eigenen Schwert getötet hatte. Da begriff er plötzlich, warum Arturo nicht an der Schlacht hatte teilnehmen wollen. Wenn er über den mit Alexias Blut getränkten Boden geritten wäre, hätte ihn die schmerzliche Erinnerung übermannt, und er wäre zusammengebrochen.
Crispín ritt über die Zugbrücke. Das Geräusch der Pferdehufe auf den Planken vermischte sich mit dem Trommelwirbel. Er war sich bewusst, dass er soeben den ersten Schritt zum Ruhm getan hatte.
Mit erhobenem Schwert stürzte er sich auf die Wachposten der Demoniquianer, die sich ihm entgegenstellten, und bahnte sich den Weg mit einer Treffsicherheit, die aller Ehren wert war. Die emedianischen Soldaten, die ihm folgten, waren von seiner Kühnheit begeistert. Niemand zweifelte daran, Arturo Adragón vor sich zu sehen. Der Sohn eines Geächteten war gerade dabei, sich in einen legendären Ritter zu verwandeln.
Auf dem Schlosshof richtete Crispín ein Blutbad unter den Feinden an. Seine Männer, die von seiner beispielhaften Tapferkeit angesteckt wurden, scharten sich um ihn, um an seiner Seite zu kämpfen. Entsetzt flohen die Demoniquianer vor den Angreifern.
Von einem Hügel herab, versteckt hinter Bäumen, beobachteten Demónicia, Alexander und Tránsito das Geschehen.
Obwohl Alexander de Fer Crispíns Schwertführung bekannt vorkam, erkannte er seinen ehemaligen Schüler nicht, dem er selbst die Kunst des Schwertkampfs beigebracht hatte, damals, in den Weißen Bergen. Auch er glaubte, den echten Anführer der Schwarzen Armee vor sich zu haben.
„Er ist gekommen, um mich zu töten“, murmelte er. „Er will sich rächen!“
„Er muss beseitigt werden!“, knurrte Demónicia. „Wir müssen ihn in den Abgrund des Todes schicken!“
„Aber er ist unsterblich!“, erinnerte Tránsito die Finstere Zauberin. „Niemand kann ihn töten.“
„Dann müssen wir eben seinen Schwachpunkt ausfindig machen“, entgegnete Demónicia. „Sucht das Pergament des Arquimaes, dann werdet ihr erfahren, wo er verletzlich ist.“
„Wir werden es finden, wo immer es auch ist!“, versprach der ehemalige Mönch. „Es wird uns die Macht verleihen, Arturo Adragón zu töten! Und Arquimaes wird vor Kummer sterben.“
„Ich weiß, wo das Pergament ist“, rief Alexander de Fer. „Ich werde es Euch bringen, Herrin!“
„Jetzt müssen wir aber erst einmal von hier verschwinden“, sagte Demónicia. „Wir müssen fliehen, bevor sie uns entdecken!“
Auch wenn sie kein Wort darüber verlor, war Demónicia etwas Seltsames an Arturo aufgefallen. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, doch sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass es nicht der Mann war, den sie kannte. Gleich zu Anfang der Schlacht hatte sie es bemerkt. Deshalb kam sie zu dem Schluss, dass es sich um irgendeinen Trick handeln musste. Besser also, sie flohen, als dass sie in eine Falle liefen.
***
A LS G ÓRGULA A RQUIMAES unbekümmert neben Arquitamius durch die Menschenmenge schlendern sah, wurde sie nervös. Sie hatte so lange auf diesen Augenblick gewartet, dass er ihr jetzt wie ein Traum vorkam.
Sie stellte sich ihnen in den Weg. Zuerst bemerkte Arquimaes sie nicht, doch dann erkannte er sie. Er blieb abrupt stehen und sah sie an, als wäre sie ein Gespenst aus der Vergangenheit.
Er verabschiedete sich von Arquitamius und trat auf sie zu.
„Hallo, Górgula“, begrüßte er sie mit ruhiger Stimme. „Lange nicht gesehen.“
„Sehr lange, Arquimaes, mein Freund“, erwiderte die Hexe. „Zu lange, wenn du mich fragst. Wie du siehst, bin ich alt geworden.“
„Das ist der Preis, den du für deine schlechten Taten zahlen musst. Was machst du hier in Ambrosia? Es ist schon ziemlich mutig von dir, hierherzukommen, nach allem, was du Arturo angetan hast!“
„Ich bin auf der Durchreise, ich ziehe bald weiter.“
„Weit weg?“
„Sehr weit. Ich glaube nicht, dass ich diesen Ort noch einmal betreten werde.“
„Praktizierst du?“
„Die Hexerei? Selbstverständlich! Etwas anderes habe ich ja nicht gelernt.“
„Du solltest ein neues Leben beginnen“, riet ihr der Alchemist. „Es kommen schlechte Zeiten auf die Hexerei zu. Arquimia wird
Weitere Kostenlose Bücher