Das Reich des Lichts
Vertrauen zu mir, Vater! Habt Vertrauen zu mir!“
XXII
U NERKLÄRLICHE D INGE
E IGENTLICH WOLLTE ICH allein zu Doktor Vistalegre gehen, aber Metáfora hat darauf bestanden, mich zu begleiten.
Wenn sie nicht gehört hätte, wie Cristóbal zu mir gesagt hat, ich solle seinen Vater anrufen, hätte ich es vor ihr verheimlichen können. Aber hartnäckig, wie sie ist, hat sie sich nicht abschütteln lassen.
„Was er wohl von dir will?“, fragt sie mich, als wir uns seinem Haus nähern. „Diese Sitzungen sind doch überflüssig. Es kommt nichts dabei raus, und hinterher bist du noch ratloser als vorher.“
„Aber schaden tun sie auch nicht. Auf jeden Fall helfen sie mir, meine Gedanken zu ordnen. Immerhin habe ich versucht, meine Träume in einem Tagebuch aufzuschreiben …“
„In was für einem Tagebuch? Das ist ja eine Überraschung!“
„Die Besuche bei Vistalegre sind immer auf gewisse Weise interessant. Ich lerne viel über mich und …“
„Ach ja? Verrätst du mir auch, was? Manchmal glaube ich, Estrella ist dir von größerem Nutzen als diese Psychologen. Denk doch mal zum Beispiel an das, was sie dir beim letzten Mal erzählt hat. Alles passt zusammen. Das mit Arquimia und das, was wir gefunden haben, und dann alles andere …“
Die Sprechstundenhilfe empfängt uns mit demselben Lächeln wie immer. Sie fordert uns auf, im Wartezimmer Platz zu nehmen.
Wir blättern in irgendwelchen Zeitschriften, und nach einer Weile werde ich hereingerufen.
„Kann sie mitkommen?“, frage ich.
„Der Doktor möchte allein mit dir sprechen.“
„Wir gehen immer zusammen überallhin“, erklärt Metáfora. „Wenn ich nicht mit hineindarf, geht er auch nicht.“
„Der Doktor hat mir ausdrücklich gesagt, dass …“
„Sagen Sie ihm, entweder mit Metáfora oder gar nicht.“
Die Sprechstundenhilfe verschwindet im Büro, um gleich wieder herauszukommen.
„Ihr könnt beide rein“, sagt sie. „Bitte, hier entlang …“
Im Sprechzimmer erwartet uns neben Doktor Vistalegre auch sein Freund, der Traumexperte Doktor Bern, der mir eine Hypnose vorgeschlagen hat, mit der er mein Unbewusstes zum Vorschein bringen will.
„Guten Tag, Arturo“, sagt Julio Bern. „Und wer ist die junge Dame, die dich begleitet?“
„Ich heiße Metáfora. Ich bin seine beste Freundin und weiß über alles Bescheid, was mit Arturos Träumen zu tun hat. Deswegen bin ich mitgekommen.“
„Wenn er nichts dagegen hat, soll es mir recht sein“, antwortet der Psychologe. „Ich hoffe, unser Gespräch gefällt dir.“
„Es wird ihr bestimmt gefallen“, sagt Doktor Vistalegre. „Metáfora geht in dieselbe Klasse wie Arturo, und außerdem wird ihre Mutter bald seinen Vater heiraten. Sie war schon mal hier.“
„Dann ist es ja gut. Wir werden also herauszufinden versuchen, was es mit diesen Träumen auf sich hat.“
Wir setzen uns vor den Schreibtisch. Die Sprechstundenhilfe kommt herein und bringt uns Tee.
„Nun, Arturo, was gibt es Neues seit unserer letzten Sitzung?“, fragt Doktor Bern.
„Nichts“, antworte ich. „Seitdem ist nichts passiert. Ich bin nur hierhergekommen, weil Cristóbal mir gesagt hat, sein Vater möchte mit mir sprechen.“
„Ich weiß, dass du im Kloster auf dem Monte Fer gewesen bist“, sagt er. „Hast du mit Abt Tránsito gesprochen?“
„Ja, aber es war nicht so wichtig.“
„Was hat der Besuch im Kloster mit all dem hier zu tun?“, fragt Metáfora.
„Das genau wollen wir ja herausfinden! Ich glaube, dass die beiden Dinge eng miteinander verknüpft sind. Da ist zum Beispiel das Gemälde …“
„Das Gemälde hat mit Arturo nichts zu tun“, stellt Metáfora kategorisch fest.
„Nun ja, ich glaube, doch. Zumindest mit seinen Träumen … oder mit seinen Erinnerungen“, fügt Doktor Bern hinzu.
„Ich muss zugeben, dass mir die Szene auf dem Bild etwas sagt. Sie ist in meinen Träumen vorgekommen, aber mehr auch nicht. Ich habe mit der Tragödie nichts zu tun.“
„Du sagst es: Es war eine Tragödie“, mischt sich Doktor Vistalegre ein. „Wir glauben, dass in dieser Szene die Ursache dafür liegt, warum es Arturo Adragón unmöglich gemacht wurde, Arquimia zu regieren.“
„Verstehe ich nicht.“
„Möglicherweise hat sich Arturo Adragón nie von Alexias Tod erholt.“
„Aber er hat sie doch wiederbelebt“, widerspreche ich. „Er hat ihr das Leben zurückgegeben!“
„Sieh an, du scheinst ja eine Menge über den mittelalterlichen Arturo zu wissen“, bemerkt Bern.
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