Das Reich des Lichts
zwar aus einer kleinen Stadt, die sich gegen die Angriffe zahlreicher Feinde verteidigen musste. Höchstwahrscheinlich wollten sie sich diese zwischen verschiedenen Königreichen gelegene Enklave einverleiben und sich damit einen militärstrategisch wichtigen Vorteil verschaffen. Der allgemeinen Auffassung nach hat Férenix nur dank seiner hervorragend organisierten und disziplinierten Armee überlebt …
Ist das nicht seltsam, Arturo?“, flüstert Metáfora mir zu. „In der Schule haben sie uns das so nicht erzählt.“
„Was ist denn so seltsam daran? Viele Länder überleben dank ihrer militärischen Stärke. Also, ich kann daran nichts Außergewöhnliches finden.“
„Hör dir das an:
Férenix hätte bei seiner Gründung auch den Namen Arquimia erhalten können, als Hommage an Arquimaes, einen Alchemisten aus dem Mittelalter, der unermüdlich an der Entwicklung von Heilmitteln gearbeitet und die Schaffung eines modernen Staates namens Arquimia vorangetrieben hat. Wie einige Zweifler behaupten, ist Arquimia nichts als pure Fantasie, geboren aus den Werken von Bänkelsängern, Geschichtenerzählern, Dichtern und Malern.“
„Es gibt viele Historiker, die der Meinung sind, dass die Weltgeschichte voll von legendären Reichen ist, die teilweise der Realität und teilweise der Fantasie entspringen“, sage ich. „Das heißt noch gar nichts.“
„Nein, aber es passt zu dem, was Battaglia uns erzählt hat. Férenix ist aus Arquimia entstanden, auch wenn niemand weiß, wie und warum es zu dem Namenswechsel gekommen ist.“
„Da muss irgendetwas Schlimmes passiert sein“, vermute ich. „Oder etwas Heroisches. Wir müssen das unbedingt rauskriegen!“
„Reiche gehen unter, wenn ihre Könige verschwinden“, erklärt Metáfora.
„Willst du damit sagen, dass der König von Arquimia plötzlich gestorben ist?“
„Ich will damit sagen, dass er auf den Thron verzichtet hat. Deswegen ist Arquimia untergegangen.“
„Vielleicht hast du recht“, räume ich ein. „Wir nehmen die Bücher mit und lesen zu Hause weiter. Da haben wir mehr Ruhe.“
„Man wird sie uns nicht mitgeben.“
„Dann fotokopieren wir sie eben.“
„Fotokopieren ist verboten, wusstest du das nicht?“
„Ja, doch, aber …“
„Man darf Bücher nicht fotokopieren, basta!“
„Und was machen wir mit dem Zeitungsartikel von diesem Leblanc?“
„Den nehmen wir mit. Er gehört niemandem. Und derjenige, der ihn vergessen hat, legt offensichtlich keinen Wert mehr auf ihn. Er gehört jetzt uns.“
XXI
E HRE FÜR C RISPÍN
A N EINEM SONNIGEN Tag kehrte die Schwarze Armee nach Ambrosia zurück.
Alle Emedianer kamen herbei, um sie willkommen zu heißen. Die blumengeschmückten Straßen waren erfüllt von Musik, Gesang und Tanz. Der Sieg über Demónicus wurde mit einem großen Fest gefeiert, und niemand wollte es sich entgehen lassen.
Arturo Adragóns Gestalt ragte aus dem Heer der Soldaten heraus. Niemand außer den Rittern Leónidas und Eisenfaust wusste, dass sich unter der Rüstung und der Gesichtsmaske Crispín verbarg, der tapfere Knappe, Sohn eines Geächteten.
Arquimaes und Arquitamius hatten sich vor der Ankunft der Armee mit Arturo zusammengesetzt, um zu beraten, wie mit der Lage umzugehen sei.
„Am besten wäre es, offen darüber zu sprechen“, schlug Arquimaes vor. „Früher oder später werden es sowieso alle erfahren.“
„Davon kannst du ausgehen“, sagte Arquitamius. „So etwas kann nicht verborgen bleiben. Irgendjemand wird sich bestimmt verplappern. Du musst vor sie treten und ihnen reinen Wein einschenken.“
„Wenn Ihr meint …“, antwortete Arturo. „Ich werde tun, was Ihr sagt. Ich hoffe nur, dass sich unsere Männer nicht betrogen fühlen und glauben, wir hätten sie arglistig getäuscht.“
„Wenn du ihnen die Gründe darlegst, werden sie es verstehen“, beruhigte ihn Arquimaes. „Glaub mir.“
„Ich werde tun, was Ihr für richtig haltet“, sagte Arturo. „Auch ich glaube, dass es das Beste ist, die Wahrheit zu sagen … Hoffentlich geht alles gut.“
Als die anderen Ritter zu Königin Émedi auf das Podest stiegen, um ihr zum Sieg zu gratulieren, stand Arturo abseits. Er verbarg sichunter einem weiten Kapuzenmantel, so wie es ihm die beiden Weisen geraten hatten.
Das Fest fand auf dem großen zentralen Platz statt. Die Hörner, Trompeten und Trommeln spielten einen eigens für diesen Tag komponierten Triumphmarsch. Die Emedianer wussten um die Bedeutung dieses offiziellen Aktes.
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