Das Reich des Lichts
bewegt sich“, berichte ich. „Aber er ist offenbar verwundet.“
„Wir müssen was tun“, sagt Papa. „Wir können nicht tatenlos zusehen.“
„Aber wir haben keine Waffen“, entgegnet Mohamed. „Sie würden uns ohne Zögern abknallen!“
„Was machen wir dann?“, fragt Norma.
„Sie wollen uns nur ausrauben“, erklärt Mohamed. „Wenn wir uns nicht wehren, tun sie uns nichts.“
„Bist du sicher?“, fragt Papa.
„Nein, aber was anderes bleibt uns gar nicht übrig. Wir müssen tun, was sie sagen.“
Mahania sieht mich eindringlich an. Zuerst weiß ich nicht, was ihr Blick zu bedeuten hat. Doch dann verstehe ich ihre Botschaft. Ich weiß, was sie von mir erwartet. Zumindest glaube ich, es zu wissen.
Ich höre die Pferde näher kommen. Gleich werden die Räuber über uns herfallen. Ihre Gewehre sind direkt auf unser Versteck gerichtet.
Als sie nur noch wenige Meter von uns entfernt sind, trete ich aus dem Tempel und stelle mich ihnen in den Weg.
„Halt!“, rufe ich und hebe die Arme, um Missverständnisse zu vermeiden. Wahrscheinlich verstehen sie nicht, was ich sage. „Stehen bleiben!“
Einer der Reiter strafft überrascht die Zügel, um sein Pferd anzuhalten. Die anderen drehen nach rechts ab.
Sie richten ihre Waffen auf mich. Ich rühre mich nicht vom Fleck. Sie sollen sehen, dass ich keine Angst vor ihnen habe.
„Mohamed, sag ihnen, sie sollen verschwinden, bevor es zu spät ist!“, rufe ich. „Übersetz es ihnen.“
Mohamed zögert.
„Sag es ihnen!“, schreie ich.
Endlich übersetzt er, was ich gesagt habe. Die Banditen lachen. Anscheinend amüsiert sie meine Drohung.
„Sag ihnen, sie sollen abhauen, bevor ich böse werde!“, wiederhole ich.
Mohamed übersetzt. Die drei lachen noch lauter.
Einer, anscheinend der Anführer, kommt auf mich zu. Offenbar will er mich über den Haufen reiten. Er ruft mir etwas in seiner Sprache zu.
„Du sollst dich hinknien“, sagt Mohamed. „Tu, was er sagt, Arturo! Sonst erschießt er dich!“
Ich knöpfe mein Hemd auf. Die Banditen betrachten die Buchstaben auf meiner Brust, doch das scheint sie nicht zu beeindrucken. Im Gegenteil, sie schütten sich aus vor Lachen.
Einer von ihnen zielt mit dem Gewehr auf mich. Das reicht jetzt!
„Adragón!“, rufe ich. „Hilf mir!“
Der Drache löst sich von meiner Stirn, die Buchstaben folgen ihm. Die drei Reiter starren sie mit offenem Mund an.
Der Erste reagiert und schießt auf Adragón. Daraufhin umringen ihn die Buchstaben, und Adragón nähert sich drohend seinem Gesicht. Der Mann sagt etwas.
„Du sollst die Buchstaben zurückrufen“, übersetzt Mohamed. „Er sagt, das sei schwarze Magie!“
„Sag ihnen, sie sollen ihre Waffen fallen lassen!“, befehle ich. „Alle!“
Mohamed übersetzt, was ich von ihnen verlange, aber an ihren Stimmen erkenne ich, dass sie nicht dazu bereit sind.
„Sie sagen, du bist ein Zauberer, und wenn du deine Tiere nicht zurückrufst, bringen sie dich um!“, übersetzt Mohamed.
„Ich bin nicht hierhergekommen, um mich umbringen zu lassen“, antworte ich. „Sie sollen den Boden küssen!“
Peng!
Der Mann, den die Buchstaben eingekreist haben, hat wieder geschossen. Die Buchstaben stürzen sich auf die Pferde. Die verängstigten Tiere bäumen sich auf und werfen ihre Reiter ab. Die Männer wollen davonlaufen. Adragón verfolgt sie und zwingt sie, sich hinzuknien und die Hände in den Nacken zu legen.
„Mohamed! Sag ihnen, sie sollen ihre Waffen fallen lassen! Los, mach schon!“
Mohamed übersetzt, was ich gesagt habe. Die Männer werfen ihre Gewehre, mehrere Dolche und zwei Revolver in den Sand. Währenddessen hören sie nicht auf, etwas zu schreien. Der klägliche Ton ihrer Stimmen deutet darauf hin, dass sie es bereuen, uns überfallen zu haben.
Adragón und die Buchstaben kommen ihren Gesichtern gefährlich nahe. Ich sehe panischen Schrecken in ihren Augen. Bestimmt sind sie abergläubisch und haben Angst vor dem bösartigen Geist, der sie bedroht. Man sieht ihnen an, dass sie zu Tode erschrocken sind.
„Arturo!“, schreit Norma.
„Was ist denn?“, frage ich und drehe mich um.
Metáfora kniet im Sand. Sie hat einen merkwürdig abwesenden Gesichtsausdruck. Vor ihr breitet sich eine Blutlache aus.
„Was hast du, Metáfora?“, schreie ich entsetzt. „Was ist passiert?“
„Sie ist getroffen worden!“, ruft mein Vater.
„Nein!“, schreie ich. „Metáfora! Sag mir, dass das nicht stimmt!“
Aber sie sieht mich nur an.
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