Das Reich des Lichts
erfahren, dass ich Arquimaes entführt habe?“, murmelte Graf Morfidio. „Das habe ich mich seitdem immer wieder gefragt.“
„Manchmal trägt der Wind schlechte Nachrichten weiter“, erklärte Górgula. „Alles, was geschieht, kommt ans Licht.“
„Unsinn!“, rief Morfidio. „Es kommt nur ans Licht, wenn jemand es erzählt. Irgendwann werde ich herausfinden, wer Benicius informiert hat. Die Operation war streng geheim. Ich werde den Kerl schon schnappen, der mich verraten hat … Hast du keine Idee, Escorpio?“
„Nein, Herr, ich weiß von nichts“, antwortete der Spitzel.
„Aber irgendeiner muss gequatscht haben!“, beharrte der Graf. „Benicius hatte schließlich keine magischen Kräfte.“
„Benicius hatte überhaupt keine Kräfte“, kicherte Górgula. „Darum ist er ja auch an Lepra erkrankt.“
„Ja, vor allem, weil ihn jemand damit angesteckt hat“, feixte Morfidio. „Reiten wir ins Dorf! Mal sehen, was dein Freund für uns tun kann.“
Wenig später ritt Graf Morfidio durch Drácamont, gefolgt von zwei armseligen Begleitern. Vor langer Zeit war er von zwanzig Soldaten flankiert worden.
Wie damals schlossen die misstrauischen Bewohner ihre Fenster und versteckten sich.
„Reiten wir zum Friedhof“, sagte Escorpio. „Mein Freund ist der Totengräber des Dorfes.“
***
K ÖNIG R UGIANO DACHTE über Horacles’ Vorschlag nach. Dann sagte er: „Gut, verabreichen wir ihnen ihre eigene Medizin. Mal sehen, ob sie danach in der Lage sind, von den Toten aufzuerstehen! Vielleicht finden sie ja jemanden, der bereit ist, Blut für sie zu spenden.“
„Ich halte das für eine gute Idee, Vater“, antwortete Horacles. „Blut gegen Blut! Leben gegen Leben!“
„Soldaten! Führt sie aufs Schafott!“, befahl Rugiano. „Jetzt gleich!“
In diesem Augenblick kam Astrid wieder zu sich.
„Nein!“, schrie sie. „Haltet ein, Soldaten!“
„Wie kannst du es wagen, für diese Halunken einzutreten?!“, rief der König wutentbrannt. „Hast du nicht gesehen, wie sie mich getötet haben?“
„Rugiano, wenn du noch ein wenig Verstand hast, lass sie gehen“, erwiderte der Königin ruhig.
„Du setzt dich für sie ein, obwohl sie für den Tod deines Gatten verantwortlich sind?“, knurrte Horacles. „Was bist du nur für ein Weib!“
„Auch dir haben sie das Leben gerettet, Horacles“, erinnerte ihn Astrid. „Sie haben ihr Leben in Gefahr gebracht, um dich zu befreien.“
„Falsche Schlange! Du erinnerst mich daran, dass diese verdammten Alchemisten mich vor dem Tod gerettet haben? Wer bist du, dass du so mit mir zu sprechen wagst?“, spuckte Horacles hasserfüllt. „Vater, ich verlange, dass du mich vor dieser Frau beschützt!“
„Astrid, ich verbiete dir, so zu unserem geliebten Sohn Horacles zu sprechen!“, befahl Rugiano. „Bitte ihn um Verzeihung! Sofort!“
„Derjenige, den du deinen Sohn nennst, ist ein Verräter!“, schrie Arquitamius. „Er hat mir meine Geheimnisse gestohlen!“
„Halt den Mund, du elender Alchemist!“, schrie der König zurück. „Horacles ist mein Sohn. Er ist mir treu ergeben! Er ist ganz allein mit den Erdbeben fertiggeworden! Dank ihm ist wieder Ruhe in meinKönigreich eingekehrt. Wir sehen einer strahlenden Zukunft entgegen.“
„Horacles lügt!“, rief der Alchemist. „Ich war es, der die Erde besänftigt hat!“
„Ein Dreck bist du!“, schleuderte Horacles ihm entgegen. „Du wolltest mich benutzen und hast mein Leben in Gefahr gebracht! Wenn ich dir nicht entkommen wäre, hättest du mich in eine wilde Bestie verwandelt! Ich war es, der den Erdbeben Einhalt geboten hat!“
„Ich warne dich, Rugiano!“, sagte Arquitamius. „Er wird dich vernichten!“
„Schweig, Alchemist! Ihr seid alle zum Tode verurteilt!“, rief der König und machte Cordian ein Zeichen. Der Ritter trat einen Schritt auf die Gefangenen zu.
Die Soldaten hatten Arturo und seine Freunde umringt und warteten nur auf den Befehl, zur Tat zu schreiten.
„Und komm bloß nicht auf die Idee, deine fliegenden Tierchen loszulassen, Arturo Adragón, Sohn des Arquimaes!“, warnte Horacles den blinden Ritter und hielt seinen Dolch an den Hals der Königin. „Sonst schneide ich deiner Freundin Astrid die Kehle durch, verstanden?“
„Was wollt ihr von uns?“, fragte Arturo.
„Deine magischen Kräfte! Das wollen wir! Ich will du sein! Ich will deinen Drachen auf meiner Stirn haben und die Buchstaben auf meinem Körper!“
„Das ist unmöglich. Der
Weitere Kostenlose Bücher