Das Reich des Lichts
umbringen!“, schrie Rugiano, außer sich vor Wut. Und alle Vorsicht vergessend, die er soeben noch von seinem Sohn gefordert hatte, richtete er das Schwert auf Amedia. „Verschwinde!“
Doch das Mädchen ließ sich nicht einschüchtern. Sie stellte sich dem König entgegen, bereit, sich und Astrid mit allen Mitteln zu verteidigen.
„Dann musst du sterben, du Verräterin!“, schrie Rugiano und stürzte sich auf das Mädchen.
„Nicht!“, rief Dédalus. „Tötet sie nicht!“
Der Alte stellte sich schützend vor seine Tochter und wurde von dem tödlichen Schlag getroffen. Rugiano wich zurück und zog Königin Astrid mit sich. Amedia beugte sich über ihren Vater, um ihm beizustehen.
„Es war nicht meine Schuld!“, rief Rugiano. „Er hat sich selbst umgebracht.“
„Mörder!“, schrie Amedia, die sich an die Leiche ihres Vaters klammerte. „Eines Tages wirst du dafür bestraft werden!“
Ritter Cordian, der das Geschehen genau beobachtet hatte, hielt sich bereit. Doch da gelang es Astrid, sich von ihrem Gatten loszureißen. Wutentbrannt hob Rugiano sein Schwert.
„Soldaten!“, schrie er, entschlossen, Astrid nötigenfalls zu töten. „Gebt mir Rückendeckung!“
„Tut das nicht, Rugiano!“, rief Crispín.
Als Arturo begriff, in welcher Gefahr Astrid schwebte, zog er sein alchemistisches Schwert aus der Scheide und schleuderte es in die Richtung des Königs.
„Adragón!“, rief er. „Beschütze sie!“
Das Schwert flog direkt auf Rugiano zu und bohrte sich in seine Brust. Mit weit aufgerissenen Augen fiel der König vor Dédalus’ Leiche auf die Knie.
„Du hast ihn umgebracht!“, stöhnte Horacles. „Du hast meinen Vater getötet!“
„Und ich werde auch dich töten, wenn du versuchst, uns zu schaden“, entgegnete Arturo, indem er das Schwert auffing, das zu ihm zurückgeflogen war. „Also versuch es besser erst gar nicht. Du hast uns schon genug Leid zugefügt.“
Schluchzend umarmte Horacles seinen Vater, während Astrid sich zu Arturo und seinen Freunden stellte.
Cordian, der nicht wusste, was er tun sollte, hielt seine Soldaten zurück.
„Bring Horacles weg, Crispín“, befahl Arturo.
Der Knappe packte den Jungen und zog ihn fort.
„Was hast du vor?“, schrie Horacles, als er sah, wie Arturo sich mit gezogenem Schwert dem leblosen Körper des Königs näherte.
„Ich will sichergehen, dass Rugiano tot ist“, antwortete Arturo und schlug dem König mit einem einzigen Hieb den Kopf ab. „Nicht einmal Schlangen können ohne Kopf weiterleben!“
„Ich verfluche euch alle!“, schrie Horacles, als der Kopf des Mannes, den er als seinen Vater betrachtete, über den Boden rollte. „Ich werde ihn rächen! Das werdet ihr mir teuer bezahlen!“
„Jetzt gehen wir in aller Ruhe fort“, verkündete Arturo und wickelte Rugianos Kopf in einen Umhang. „Und dass sich mir keiner bewegt!“, fügte er, zu den Soldaten gewandt, hinzu.
„Bringt sie fort von hier!“, schrie Horacles, außer sich vor Wut. „Bringt sie fort, bevor ich mich vergesse! Sie haben meinen Vater umgebracht, diese verdammten Alchemisten! Meine Rache wird fürchterlich sein! Wenn nötig, werde ich mich mit dem Teufel höchstselbst verbünden, aber ihr werdet dafür büßen! Von heute an befinden wir uns im Krieg!“
„Ich werde sie von hier fortbringen, Herr“, sagte Ritter Cordian. „Folgt mir, Fremde!“
Crispín hob Dédalus’ Leiche auf die Arme und verließ den Ort der Tragödie. Seine Freunde folgten ihm mit gezückten Waffen. Nur den in einen Umhang gewickelten Kopf des Tyrannen nahmen sie mit.
***
D ER T OTENGRÄBER WAR gerade dabei, mithilfe eines Jungen ein Grab mit einem Marmorblock zu verschließen, als er bemerkte, dass jemand sich ihm näherte.
„Hallo, Frankul“, begrüßte ihn Escorpio, „dein Sohn wächst ja prächtig!“
„Wo kommst du denn her, Escorpio?“, fragte der Mann. „Was hat dich nach Drácamont verschlagen?“
„Meine Freunde und ich sind auf der Durchreise. Wir brauchen deine Hilfe.“
„Was für eine Hilfe?“, wollte der Mann wissen, während er den schweren Block mit dem Fuß gerade richtete. „Wovor habt ihr Angst?“
„Wir haben keine Angst, wir brauchen nur einen Karren, Kleidung und Lebensmittel. Und deine Verschwiegenheit! Niemand darf erfahren, dass wir hier waren.“
„Habt ihr eine lange Reise vor euch? Besitzt ihr Gold? Was du da verlangst, ist teuer … und nicht so ohne Weiteres zu beschaffen.“
„Wir werden dich gut bezahlen,
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