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Das Ritterdrama von Schreckenstein

Das Ritterdrama von Schreckenstein

Titel: Das Ritterdrama von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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breiten Blechrinne gemacht, wie sie bei Renovierungsarbeiten für den Bauschutt verwendet wird.
    „Sieht aus wie eine Mondfähre!“ meinte Dampfwalze.
    Zusammen mit Pummel, Eugen und Ottokar schob er das Monstrum vom Sportplatz, wo sie es zusammengebaut hatten, zum Westflügel unter ein Fenster nahe beim Durchgang. Es war das Zimmer von Beni , Ralph, Armin und Oskar. Alle vier schauten heraus. Auch an den anderen Fenstern und um das Monstrum herum sammelten sich Ritter und Lehrer.
    „Okay! Nun kannst du die Rutsche einweihen. Du bist der Ferienkapitän!“ rief Pummel hinauf.
    „Ganz schön steil!“ meinte der kleine Kuno besorgt.
    „Steck dir ein paar Schulhefte hinten in die Hose!“ empfahl Eugen. „Es könnte heiß werden.“
    „Quatsch! Kein Papier. Das brennt ja gleich!“ widersprach Armin.
    Die Ritter lachten laut.
    Nimm halt ein Kissen!“ empfahl Oskar.
    „Das rutscht ihm weg!“ widersprach Fritz.
    „Nur was er anhat, bleibt ihm!“ flachste Klaus. „Und das ist auch nicht so sicher.“
    Die unten Stehenden hatten gut lachen. Von oben sah die Sache doch sehr bedenklich aus. Der Ferienkapitän schaute recht sparsam in die steile Rinne. Seine Sorge galt vor allem dem Bogen, den diese unten machte und ihr das Aussehen einer Sprungschanze gab.
    Pummel schien Benis Gedanken zu erraten. „Denk dir nichts wegen der Biegung! Die haben wir extra eingebaut. Das ist die Bremse. Sonst saust du ja ungespitzt in den Boden!“
    Das schien auch dem Rex einzuleuchten, der sich ebenfalls eingefunden hatte. Versonnen nickte er vor sich hin. Dr. Waldmann brauchte viel Platz, mit dem Fotoapparat im Anschlag suchte er die beste Position.
    Beni schwang sich aufs Fensterbrett. Seine Füße baumelten schon in der Blechrinne . Er zog seinen Gürtel fester, stemmte sich hinaus, duckte sich in die Rinne und rutschte los. Er bekam ganz schön Fahrt drauf — die Biegung erwies sich überhaupt nicht als Bremse, vielmehr als Katapult, das ihn in hohem Bogen hinausschleuderte, viel weiter als alle gedacht hatten. Die Neugierigen, voran Dr. Schüler standen zu nah und waren zu viele, um noch ausweichen zu können. Ferienkapitän Beni flog dem Lateinlehrer, der heldenhaft die Arme ausstreckte, auf den Bauch. Beide wären nach hinten umgefallen, hätte nicht die Mauer der Ritter die Wucht wie ein Prellbock verdaut.
    Dr. Schüler behielt seinen Humor. Zu Beni , der wie ein Klammeraffe an ihm hing, sagte er, als wäre nichts geschehen: „Sag mal, du nimmst ja überhaupt keine Rücksicht auf meine Ostereier!“
    Die Ritter lachten. Nur Pummel fragte todernst: „Alles okay?“
    Beni nickte. „Als Testpilot muss ich dir sagen, es wird ziemlich heiß hinten und ist sehr rauh .“
    „Wir müssen eine Plastikfolie reinkleben“, überlegte Eugen.
    „So wie bei den Sommersprungschanzen.“
    Eingehend besah sich Pummel die Hose des Ferienkapitäns.
    Sie hatte die Rutschpartie offenbar gut überstanden. „Die Mondfähre haut hin!“ sagte er. „Aber wir brauchen noch ein paar Erfahrungswerte. Los, Armin! Du bist dran.“
    Erschrocken über das Ansinnen, gleichzeitig geschmeichelt von der Aussicht, im Mittelpunkt zu stehen, schaute Armin in die halbe Röhre.
    „Wir fangen dich auf!“ rief der Rex hinauf und stellte sich mit Dr. Schüler bereit.
    Wenn’s für die Gemeinschaft ist, muss man sich auch überwinden können — das war eine der ungeschriebenen Regeln auf Burg Schreckenstein.
    Armin schwang die Beine über das Fensterbrett. Von Oskar gehalten, stellte er sich aufrecht in die Rinne. Oskar ließ los, Armin rutschte ein, zwei Meter stehend, ließ sich dann nach hinten fallen, sauste in den Bogen, wurde in die Luft geschleudert und landete waagrecht auf den Armen vom Rex und von Dr. Schüler.
    „Klasse!“ rief er.
    Die Ritter gaben Laute der Anerkennung von sich.
    „Okay?“ fragte Pummel.
    Armin nickte strahlend.
    Dr. Waldmann kam hinzu. „Das gibt ein Bild! Ich hab dich genau erwischt.“
    Oben schaute schon Oskar nachdenklich in die Rinne, da ertönte der Gong. Das Mittagessen war fertig.
    „Es ginge auch im Stehen!“ verkündete Eugen. „Wir kleben die Folie rein. Dann müssen alle runter. Zur Übung. Damit’s im Ernstfall keinen Stau gibt.“
    Mit dieser Gewissheit begaben sich die Ritter in den Esssaal.
    Dort machte die Mondfähre Elfriedes Kochkünsten ernsthaft Konkurrenz. So schmackhaft es auch war, was in die Speiseröhren rutschte, die Ritter sprachen vom eigenen Rutsch und sonst von nichts

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