Das Ritterdrama von Schreckenstein
nichts anderem.
Pummel und Eugen fehlten. Doch angesichts des Bevorstehenden erschien das sozusagen als Selbstverständlichkeit.
Am Ende der Mahlzeit sagte Beni wieder an. „Die Feuerwehrübung findet erst nach der Teepause statt.“
Das leuchtete allen ein. Pummel und Eugen mussten die Folie in die Rinne kleben, und die musste erst trocknen.
So bekamen die Nichtstuer wieder Oberwasser. Die meisten Ritter begaben sich in ihr Zimmer, legten sich aufs Ohr, lasen, quatschten oder hörten Musik. Einige spielten Ball im Burghof. Die Bewohner des Westflügels konnten den Arbeiten an der Mondfähre zusehen. Sie hatten sie direkt vor der Nase. Was sie da sahen, übertraf ihre Phantasie bei weitem.
„Nichts verraten!“ rief Dampfwalze zum nächsten Fenster hinüber. „Weitersagen!“ Und zu seinen Zimmerkollegen Andi, Klaus und Dieter gewandt, fügte er hinzu: „Kommt mit auf den Speicher! Ich hab da eine Idee.“
Dampfwalzes Fensterparole kam bestätigt zurück. Die Westflügler waren sich einig: sie würden den Mund halten. Neugierig verfolgten sie den Fortgang der Arbeiten oder gingen hinaus, um mitzuhelfen.
„Irre!“ freute sich der kleine Herbert. „Bin gespannt, wer da den Anfang macht.“
In der Teepause erfuhren dann alle, was ihnen bevorstand. Der Esssaal hatte Fenster nach zwei Seiten, zum Burghof und nach Westen. Hier sammelten sich die Ritter.
Aus dem zweiten Stock sah die Sache wahrhaft halsbrecherisch aus. Das zügelte den Appetit und trieb die Ritterschaft schon nach einem Becher Tee hinunter. Dass Dampfwalze, Andi, Klaus und Dieter fehlten, merkte in der allgemeinen Aufregung niemand.
Die beiden Bastler hatten die Rinne mit einer durchgehenden grünen Folie ausgelegt und sie am oberen Rand mit Schraubzwingen befestigt. Eine weitere Zwinge hielt das Ende eines Gartenschlauchs.
„Aha, Kühlwasser! Mann, Aquaplaning, das gibt Tempo!“ stellte Ottokar sachkundig fest.
Kaum dass sich die Ritterschaft im Halbrund um die Mondfähre versammelt hatte, erschien Beni am Fenster und rief: Achtung! Achtung! Die Schreckensteiner Skiflugwoche beginnt.“
Dampfwalze wurde sichtbar. Angetan mit Zylinder und Gehrock aus der Theaterkiste, schwang er sich aufs Fensterbrett. Ein Schrei der Begeisterung schallte ihm entgegen, als er die Füße mit den Kurzskiern nachzog.
Pummel hatte den Wasserhahn im Prinzengarten aufgedreht; der Aquaplaningeffekt auf dem Kunststoff war perfekt. Vorsichtig setzte der Muskelprotz die Skier auf, Ralph und Oskar hielten ihn an den Armen fest.
„Los!“ rief Dampfwalze. Sie gaben ihn frei und tollkühn schoss er in Rennläuferhocke die Rinne hinab. Da kam der Boden. Von dem Druck durch die plötzlich ansteigende Bahn hinuntergepresst, geriet er in Rücklage, die sich im freien Flug durch die Luft zu einem vollen Salto rückwärts ausweitete, und plumpste unter dem Aufschrei der gesamten Ritterschaft in das, im Durchmesser allenfalls drei Meter messende, für die rasende Fahrt genau im richtigen Abstand aufgestellte Schwimmbecken. Ein neuerlicher Aufschrei — diesmal erleichtert.
„Das Becken hat uns Mauersäge geliehen. Nagelneu!“ erklärte Eugen ungerührt und nahm Dampfwalze, der unter Wasser abgeschnallt hatte, die Skier ab.
„Achtung!“ rief Beni wieder.
Klaus erschien am Fenster. Mit Sturzhelm, Rennbrille und Ringeltrikot schwang er sich heraus. Die Ritter lachten. Von ihrem Witzbold erwarteten sie eine komische Einlage; und richtig — sie brüllten los —, Armin hatte Klaus einen Schlitten hinausgereicht! Der Witzbold stellte ihn in die Rinne, hielt ihn mit einem Fuß fest und senkte sich, von Ralph noch am Arm gehalten, auf den Sitz.
„Los!“ rief Klaus. Wie ein Blitzstarter bei Grün an der Ampel schoss er hinunter, flog in hohem Bogen in die Luft, wo er sich anderthalbmal überschlug und landete hinter der Mitte im Schwimmbecken.
In Ottokar meldete sich der Schulkapitän. Er nahm Pummel beiseite. „Habt ihr den Rex gefragt?“
Pummel nickte. „Der hat’s selber ausprobiert. Mit dem Polster vom Hochsprung.“
„Wo geht’s denn hier nach Wampoldsreute?“ Mit dieser Frage war Klaus aus dem Becken aufgetaucht.
„Schade, dass ich keine Filmkamera da habe!“ klagte Dr. Waldmann und knipste Fotos so schnell er konnte. „Achtung!“ tönte Benis Stimme in die lachende und johlende Ritterschaft.
„Das Burggespenst!“ rief Hans-Jürgen.
Es war Dieter, der sich da mit langem Nachthemd und Zipfelmütze aus dem Fenster schwang. Das Fahrzeug, das
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