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Das Ritterdrama von Schreckenstein

Das Ritterdrama von Schreckenstein

Titel: Das Ritterdrama von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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gewarnt vor dem schweren Essen?“ fragte ihn Walter.
    Da lachte der Rex. „Ich red euch doch in den Ferien nicht hinein! Dass es ein Mittagessen geben würde, war ja wohl bekannt, oder?“
    „Und vergesst nicht, um vier Uhr gibt’s Tee — und um sieben Uhr Abendessen!“ rief Dr. Waldmann vergnügt.
    Mit Leidensmiene sah Stephan ihn an. „So schmerzhaft war Ostern noch nie!“
    „Aber das Eiersuchen auch noch nie so einsame Klasse!“ ergänzte sein Freund Ottokar.
    „Oooooh!“ stöhnte Hans-Jürgen und blieb mitten unter dem Türstock stehen. „War mein Bett nur ein Hund! Dann würd ich ihm jetzt pfeifen, dass es hierher kommt!“
     
     
     

Schreckensteiner Skiflugwoche
     
    Am Ostermontag befanden sich die Ritter in zwiespältiger Lage. Sie hatten das Viel zu viel vom Vortag halbwegs verdaut, doch der Fresskater war noch nicht überwunden. Wenn der Magen nachts Schwerarbeit leisten muss, schläft man nicht so gut und hängt am nächsten Tag herum. Sie hatten wieder Appetit, die Ritter, gleichzeitig aber einen Horror davor, ihn zu stillen. Roch es aus der Schublade nach Süßem, wollten sie sofort Saures; Fleischduft im Esssaal dagegen löste umgehendes Verlangen nach Süßem aus.
    Mücke traf die allgemeine Geschmacksverwirrung genau, als er sagte: „Jetzt Ananas mit Bratensoße! Das war’s.“
    Die meiste Zeit lagen sie auf ihren Betten, zu müde um zu lesen, zu träge um Musik zu hören, zu lustlos um sich zu unterhalten, und zu voll, um schlafen zu können. Es müsste etwas geschehen! Davon träumten alle in ihren dumpfen Köpfen. Diese unterbewusste Stimmung trieb sie am Nachmittag zum Tee im Esssaal zusammen. „Nichtstun ist schlimmer als Marzipan!“ stellte Hans-Jürgen fest.

    Dieter nahm das persönlich. „Dann tu doch was!“
    „Ich hab aber zu nichts Lust!“ antwortete der Dichter. Viele nickten. Ihnen ging es genauso.
    „Das kommt vom Nichtstun!“ Dampfwalze schaute vorwurfsvoll in die Runde.
    „Man müsste eine Pflicht haben“, überlegte Beni. Wieder nickten viele Ritter.
    „Ich wüsste eine.“ Mücke grinste. „Wir sollten uns für die Ostergeschenke bedanken.“
    „Mann, wir dürfen doch nicht schreiben!“ widersprach Nichtstuer Fritz. „Wegen der Bazillen! Gott sei Dank.“
    „Schreiben dürfen wir. Aber nicht wegschicken!“ verbesserte Andi.
    Mücke nickte. „Deswegen machen wir’s telefonisch.“
    „Alle Eltern anrufen? Spinnst du?“ regte sich Nichtstuer Walter auf.
    Ungerührt rückte Mücke seine Brille zurecht. „Nur an eine Adresse“, sagte er. „An die Zeitung. Zum Abdruck als offener Brief.“
    Der Vorschlag gefiel den Rittern. Bewegung kam in die trägen Figuren.
    „Und du machst den Text. Oder Hans-Jürgen“, meinte Emil.
    Doch die beiden winkten sehr entschieden ab. „Den machen wir alle. Am besten jetzt gleich.“
    Sofort wurde es still. Die Ritter lehnten sich zurück und konzentrierten sich gut eine Minute lang.
    „Mit welchem Wort fangen wir an?“ fragte Klaus zur allgemeinen Belustigung. Im Nu wurde draus eine Blödelei und verhinderte die gute Absicht.
    „Einer muss schreiben!“ rief Pummel schließlich. „Mach du das, Ottokar.“
    „Ja, Ottokar!“ kam vielstimmig die Verstärkung. Doch der schüttelte den Kopf. „Ich bin in Ferien. Das ist Benis Sache!“
    Klaus schnippte mit den Fingern und sagte gespielt ärgerlich.
    „Schon wieder eine Pflicht weniger!“
    Es kam dann doch zu einer gemeinsamen Leistung, weil sich Beni einfach hinsetzte und schrieb und alles satzweise zur Begutachtung vorlas. In einer Viertelstunde hatten sie einen Text verfasst, dem alle zustimmten. Er lautete:
     
Zum ersten Mal verbringen wir Schreckensteiner unsere Ferien in Quarantäne auf der Burg. Da wir wegen Infektionsgefahr keine Briefe schreiben dürfen, möchten wir uns auf diesem Weg bei Eltern und Freunden für die vielen Ostereier und anderen Genüsse bedanken. Alles wurde, wie auf Schreckenstein üblich, geteilt, und so danken auch diejenigen, deren Eltern nichts beigesteuert haben. Wir bedauern nicht, dass wir nicht weit weg fahren oder fliegen können. Dazu ist es hier zu schön, und wir erholen uns prima im Sanatorium Burg Schreckenstein. Frohe Ostern!
     
    „Nicht schlecht!“ Der Rex schmunzelte.
    Beni hatte ihm den Text gezeigt, bevor er ihn durchtelefonierte.
    „Ihr heizt den Eltern ganz schön ein!“ fuhr der Rex fort. „Da werden noch einmal Ostereier anrollen.“
    Die Ritter hatten sich wieder in ihre Zimmer verzogen und aufs Ohr

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