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Das Schapdetten-Virus

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Titel: Das Schapdetten-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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und Ampeln missachtet hatten und immer noch nach Luft rangen, erwischten wir seine Rücklichter auf der Daruper Straße.
    Die Anstrengung war allerdings völlig umsonst, denn Desmond fuhr zu seinem Atelier.
    »Der Kerl ist ja wirklich fleißig«, hechelte Koslowski.
    »Die Frau mit Sonne «, sagte ich flach. »Einige Dellen schienen mir noch nicht perfekt.«
    »He?«, machte Koslowski.
    »Das ist Kunst, davon verstehst du nichts.«
    Wir warteten, bis das Licht im Atelier anging. Dann stiegen wir aus, um dem Künstler unsere Aufwartung zu machen. So leicht wie am Nachmittag würde er sich nicht mehr herausreden können.
    Ein roter Alfa schoss an uns vorbei und hielt mit quietschenden Reifen. Eine nicht mehr ganz junge, dafür umso erfolgreicher aussehende Blondine sprang heraus und eilte zum Eingang der Kugellagerfabrik.
    »Warte!«, sagte ich zu Koslowski.
    »Was meinst du?«, fragte er zurück.
    »Das könnte Gausepohls Freundin sein.«
    »Die? Kann ich mir nicht vorstellen. Sieht so aus, als hätte sie Geld und einen anständigen Beruf.«
    »Eben. Wie überlebt ein freischaffender Künstler in unseren harten Zeiten? Nur mit einer wohlhabenden Freundin.«
    Wir gingen zurück zum Audi, Koslowski aktivierte das Abhörgerät, und prompt hörten wir ein Türknallen und Solos erstaunte Stimme: »Was machst du denn hier?«
    »Ich muss mit dir reden.« Die Alfa-Blondine.
    »Was heißt, du musst ? Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Seit heute Mittag versuche ich dich zu erreichen. Hörst du deinen Anrufbeantworter nicht ab?«
    »Ich war den ganzen Tag im Atelier.«
    »Hier habe ich’s auch probiert.«
    »Ich schalte das Handy aus, wenn ich arbeite. Du weißt doch, ich kann mich nicht konzentrieren, wenn dauernd das Telefon klingelt. Nächste Woche wird die Skulptur aufgestellt, und sie ist noch nicht annähernd so, wie ich sie mir vorstelle.«
    »Und wo warst du um neun Uhr?«
    »Mein lieber Scholli, die quetscht ihm aber die Eier«, sagte Koslowski anerkennend.
    »Um neun Uhr? Da war ich im Café Regenbogen . Nicht zu meinem Vergnügen, übrigens. Ich musste mich um eine Sache kümmern.«
    »Welche Sache?« Die Stimme der Alfa-Frau war scharf wie ein Skalpell.
    »Mein Gott, Gesine, ist das ein Verhör, oder was?«, fragte Solo beleidigt. »Es geht um eine Gruppe von Leuten, die Affen befreit haben, Affen, die für irgendwelche idiotischen Versuche gequält werden sollen.«
    »Genau darüber will ich mit dir reden, Harald. In meiner Schule geht das Gerücht um, dass Franka Holtgreve an der Aktion beteiligt ist.«
    »Na und?«
    »Das fragst du noch?« Sie schrie jetzt. »Yvonne Holtgreve ist in meinem Leistungskurs. Franka Holtgreve war in meinen Kursen. Selbst der Direktor weiß, dass ich mit dir befreundet bin, und du steckst da irgendwie mit drin.«
    »Ich stecke da nicht drin«, verteidigte sich Solo.
    »Die saubere Franka hat sich hier herumgetrieben.«
    »Wir haben nur geredet, das habe ich dir doch schon zigmal erklärt.«
    »Wie auch immer. Das interessiert mich im Moment nicht. Nächstes Jahr steht meine Beförderung zur Oberstudienrätin an. Die möchte ich nicht verpassen, und vor allem möchte ich nicht, dass Polizei in der Schule auftaucht und sich nach mir erkundigt.«
    »Nun bleib doch mal locker, Gesine!«, brüllte Solo.
    »Schrei mich nicht an!«, blaffte sie zurück. »Du hast selbst gesagt, dass du dich mit den Affenbefreiern getroffen hast.«
    »Ja, weil ich sie davon abbringen wollte. Die Geschichte wird zu gefährlich. Heute waren schon zwei Typen hier, die mich nach Franka ausgehorcht haben.«
    »Polizei?«, fragte Gesine bang.
    »Nein, sie haben sich aufgeführt wie Mafiaschläger. Ich nehme an, es waren Privatdetektive, die im Auftrag von Frankas Vater arbeiten. Soweit ich weiß, hat der alte Holtgreve die Geschichte noch nicht an die große Glocke gehängt.«
    »Mafiaschläger. Der Fatzke sollte mal wirklich die Bekanntschaft der Russenmafia machen«, maulte Koslowski.
    »Pscht!«, machte ich.
    »Nein«, antwortete Solo auf eine Frage von Gesine, die wir nicht gehört hatten. »Im Übrigen habe ich nicht mit dem harten Kern geredet, sondern nur mit den Unterstützern. Und die meinen, Franka und die anderen sind so hart drauf, die geben jetzt nicht klein bei.«
    »Harald!« Die Schärfe in ihrer Stimme war einem schmeichelnden Ton gewichen. »Warum gibst du dem alten Holtgreve nicht einen Tipp, anonym selbstverständlich. Du sagst ihm, wo die Affen sind, und das Problem erledigt sich von selbst.

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