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Das Schapdetten-Virus

Das Schapdetten-Virus

Titel: Das Schapdetten-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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sind.«
    »Ich bin keines von beiden, und ich habe eine Freundin.«
    »Auch das ist kein Hinderungsgrund.«
    »Für mich schon. Mein Kontakt zu Franka ist rein freundschaftlich. Sie überlegt, ob sie sich für ein Studium an der Kunsthochschule bewerben soll. Ich habe ihr ein paar Tipps gegeben, nichts weiter.«
    Koslowski stand inzwischen neben mir. Als ich seine Stimme hörte, konnte ich mir seinen Gesichtsausdruck lebhaft vorstellen. Wenn er seine Böser-Junge-Nummer abzog, richteten sich auch bei härteren und kräftigeren Burschen als Desmond Solo die Nackenhaare auf.
    »Genug mit dem Schmu, Harald Gausepohl. Wo ist Franka?«
    Solo wich einen Schritt zurück. »Wieso? Ist sie denn verschwunden?«
    »Wo sind die Affen?«, knurrte Koslowski.
    »Welche Affen?«, kreischte Solo.
    »Geben wir ihm noch eine Chance«, sagte ich und tat so, als hielte ich meinen Partner davon ab, den schmächtigen Künstler zusammenzuschlagen. Jedenfalls nahm ich an, dass Koslowski das nicht ernsthaft vorhatte. »Franka«, wandte ich mich wieder an Solo, »ist vor einigen Tagen in ein Gebäude der Firma Arilson eingedrungen und hat zwölf Kapuzineraffen geraubt. Wir wollen die Affen zurückhaben, nichts weiter. Keine Polizei, keine Strafanzeige, niemandem geschieht was.«
    » Arilson – ist das nicht die Firma ihres Vaters?«
    »Richtig.«
    »Ich habe keine Ahnung«, beteuerte Solo. Unter seinen Armen bildeten sich hässliche Schweißflecken, obwohl es im Atelier relativ kühl war.
    »Du gehörst doch selber diesem blöden Kommando an«, grollte Koslowski.
    »Und Sie haben Franka überredet, mitzumachen«, ergänzte ich.
    »Nein, im Gegenteil. Franka hat mir davon erzählt. Sie wollte, dass ich mich dem Kommando anschließe. Aber das ist nicht mein Ding. Ich nehme als Künstler Stellung, meine Arbeit hat eine gesellschaftskritische Dimension. Deshalb muss ich nicht mit einer Fahne herumrennen oder Affen befreien.«
    Ich tätschelte den anthrazitfarbenen Metallblock. »Das gefällt mir. Was stellt es dar?«
    »Die Skulptur heißt Frau mit Sonne .«
    »Ach, dann ist das da oben die Sonne?« Ich zeigte auf die flache Scheibe.
    Solo stöhnte. »Ja sicher.«
    »Ist das Werbung für Sonnenenergie oder eine Warnung vor dem Ozonloch?«
    »Meinetwegen auch eine neue Hutmode. Nein, bitte!«
    Koslowski hatte seinen Fuß gegen die Skulptur gestemmt.
    »Die Figur soll nächste Woche vor einer Schule aufgestellt werden. Tun Sie das bitte nicht!«
    »Nennen Sie uns Namen!«, forderte ich ihn auf.
    »Ich kenne keine Namen. Ich habe Franka nie danach gefragt, und ich wollte es auch gar nicht wissen.«
    Koslowski drückte.
    »Halt! Franka hat mal erwähnt, dass sie sich im Solambo treffen.«
    »Und Sie gehen auch ins Solambo .«
    »Womöglich habe ich den einen oder anderen Veganer tatsächlich dort gesehen. Aber die tragen ja keine Schilder an den Jacken.«
    Wir ließen es dabei bewenden, vorläufig, wie wir Desmond gegenüber betonten, um ihm auch nach unserem Abgang ein paar Schweißausbrüche zu verschaffen.
    »Kann man eigentlich davon leben?«, fragte ich aus purer Neugierde.
    »Wovon?«
    »Von der Kunst.«
    »Komisch, das fragen alle. Nicht: Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß? Was haben Sie als Nächstes vor? Oder: Sind Sie mit der staatlichen Kunstförderung zufrieden? Nein. Kann man davon leben ?«
    »Und? Kann man?«
    »Ich tu’s ja, wie Sie sehen. Mal besser und mal schlechter. Wenn ich eine Skulptur verkaufe, geht’s mir eine Zeit lang gut. Ansonsten hangele ich mich von einer Ausstellung zum nächsten Förderstipendium.«
    »Hab ich mir fast gedacht.«
    »Klugscheißer«, murmelte Solo.
    Ich tat so, als hätte ich es nicht gehört.
     
    »Einen Moment lang habe ich geglaubt, du würdest ihn verprügeln.«
    »Was du von mir denkst, Wilsberg.« Koslowski drehte sich um und fischte eine Tasche vom Rücksitz des Firmen-Audi. »Der Typ hat viel mehr Angst um seine Klötze als um seine Gesundheit.« Er zog einen metallischen Kasten, der entfernt an ein Autoradio erinnerte, aus der Tasche.
    »Was ist das?«
    »Ich traue dem lieben Desmond nicht.« Koslowski drehte an Knöpfen, und wir hörten ein Rauschen. »Eine kleine Wanze – ich habe sie an diesem Teil angebracht, das aussieht wie ein verunglücktes Gemüse.«
    »Autobahnkreuz«, sagte ich. »Aber was versprichst du dir davon? Meinst du, er führt Selbstgespräche?«
    »Wo hast du nur deine Augen, Wilsberg? Auf dem Tapeziertisch lag ein Handy.«
    Koslowski fummelte weiter an den Knöpfen, bis es

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