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Das Schapdetten-Virus

Das Schapdetten-Virus

Titel: Das Schapdetten-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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einen Mietvertrag für eine Woche. Natürlich nicht mit meinem Namen. Für alle Fälle hatte ich immer einen zweiten Personalausweis dabei, den ich vor einigen Jahren in der Jackentasche eines kleinen Gauners gefunden hatte, und auf den neueren Personalausweisen sahen sich ja sowieso alle irgendwie ähnlich. Als zusätzliche vertrauensbildende Maßnahme legte ich ein Bündel Geldscheine auf die Theke, wobei ich erwähnte, dass der Restbetrag als Trinkgeld gedacht sei.
    Der Angestellte wurde noch freundlicher, kürzte die Formalitäten ab und reichte mir mit besten Wünschen für den geplanten Frankreichtrip die Autoschlüssel.
     
    Meine erste Fahrt führte mich zu einem Verbrauchermarkt. Ich deckte mich mit Lebensmitteln ein und kaufte ein paar Sonderangebote aus der Kleidungsabteilung. Undercover zu ermitteln war nicht billig, wie ich feststellen musste. Von jetzt an würde ich meinen Lebenswandel auf das Notwendigste beschränken.
    Nachdem ich den Hymercar aufgetankt hatte, brach ich zu einer Sightseeingtour ins Münsterland auf. Tatsächlich war ein Reisemobil ein ideales Versteck. Niemand würde einem langsam rollenden oder an landschaftlich reizvollen Stellen parkenden Gardinenbus Aufmerksamkeit schenken. Zu sehr waren diese Gefährte verbunden mit der Vorstellung von halb nackten Langhaarigen oder Gesundheitssandalen tragenden Rentnerpaaren.
    Auf der B 51 entdeckte ich die Langsamkeit des Fahrens. In beschaulichem Tempo erreichte ich Appelhülsen, das in der Abendsonne döste, und dann sah ich auch schon die bläulich schimmernden Abhänge der Baumberge am Horizont.
    Nicht zufällig führte meine Reiseroute am Affenhaus von Schapdetten vorbei. Vor der Suche nach einem nächtlichen Rastplatz wollte ich noch einen Blick auf meine zeitweilige Wirkungsstätte werfen. Neue Erkenntnisse erwartete ich keine, mich interessierte einfach, ob das Gelände noch genutzt wurde und wer jetzt die Tore bewachte.
    Deshalb haute mich das, was ich zu sehen bekam, glatt um. Zur Straße hin, aber noch auf dem eingezäunten Areal, hatte man eine riesige Holzwand errichtet, die jeden Einblick auf die Gebäude verwehrte. Und vor dem Tor parkten mehrere große Lkws, die von Polizisten in Kampfmontur bewacht wurden.
    Ich drosselte die Geschwindigkeit, bis ich gerade noch als normaler Schaulustiger durchgehen konnte, und reckte den Hals. Und dann erhaschte ich tatsächlich ein Bild, das bei mir sofort eine Gänsehaut verursachte. Falls ich nicht unter Halluzinationen litt, hatte ich an der Laderampe eines der Lkw eine Gestalt in einem weißen Schutzanzug gesehen. Kein schlichter Kittel-Look, sondern die komplette Weltraumgarnitur mit Kopfglocke.
     
    Ich fuhr bis zur Raststätte Tecklenburger Land an der A 1. Das Münsterland schien mir plötzlich nicht mehr sicher genug. Unterwegs hatte mich Franka noch einmal angerufen. Ich erzählte ihr, was ich gesehen hatte, und sie konnte sich auch keinen Reim darauf machen. Zum Schluss riet ich ihr, sich zusammen mit ihren Freunden der Polizei zu stellen.
    »Auf keinen Fall«, sagte sie heftig.
    »Es macht doch keinen Sinn mehr. Anscheinend wird die Geschichte so hoch gehängt, dass wir keine Chance haben, sie unter Ausschluss der Polizei zu Ende zu bringen.«
    »Und wenn schon? Ich kann mir vorstellen, was diese sogenannten Tierärzte mit den Kapuzinern machen. Sie bringen sie alle um, auch wenn nur ein Teil von ihnen erkrankt ist. Das nennen sie Seuchenhygiene.«
    Ich seufzte. »Bei euch sterben die Affen auch.«
    »Bis jetzt ist nur einer gestorben, einigen anderen geht’s schon wieder besser. Und selbst wenn noch welche sterben – dann pflege ich sie eben bis zu ihrem Ende. Das ist würdevoller als einfach abgespritzt zu werden.«
    Und dann hatte sie mich an mein Versprechen erinnert, sie nicht zu verraten, worauf ich erwidert hatte, dass ich mein Wort selbstverständlich halten würde.
     
    Auf dem Raststättenparkplatz gab es eine kleine Kolonie von Reisemobilen. Ich versteckte meinen Hymercar magic zwischen ihnen und nahm erst mal eine Dusche. Dann bereitete ich mir ein unaufregendes, dafür umso sättigenderes Dosengericht. Solange ich auch grübelte, ich konnte den Schlüssel zu den Ereignissen des heutigen Tages nicht entdecken.
    Ich öffnete mein zweites Bier. Irgendwie hatte es mein Unterbewusstsein geschafft, zwei Flaschen Bier in den Einkaufswagen des Supermarktes zu schmuggeln. Und schließlich war gegen ein bisschen Entspannung nichts einzuwenden. Ich wollte ja nicht wieder

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