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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zentren für Antrieb, motorische Handlungsfolgen und tätige Gedanken. Es sind genau die Areen, die wir bei Sassner ausschalten müssen. Um dies zu tun, ist nur die Topektomie möglich.« Er knipste das Licht aus und drehte sich zu seinen Ärzten um. »Irgendwelche Fragen?«
    »Nein«, antwortete Dr. Keller für die anderen. »Alles klar, Herr Professor. Morgen früh um acht.«
    Um acht Uhr waren im großen OP von Hohenschwandt nicht nur die Ärzte und Schwestern versammelt, sondern auch je ein Vertreter der Staatsanwaltschaft, der Ärztekammer und des Innenministeriums. In sterilen weißen Anzügen, mit Mundtuch und Kopfschutz, standen sie abseits vom OP-Tisch, auf dem Gerd Sassner bereits lag. Sein kahlgeschorener Schädel reflektierte das grelle Licht der riesigen Operationsscheinwerfer.
    Professor Dorian kam als letzter aus dem Waschraum. Eine Gasse aus weißen Kitteln öffnete sich vor ihm, als er ohne Umschweife gleich zum Tisch ging. Dr. Keller und Dr. Kamphusen hatten ihre Plätze eingenommen, die beiden Instrumentenschwestern standen am Seitentisch. Der Anästhesist nickte.
    »Alles normal.«
    Dorian warf einen schnellen Blick über sein Team und die Tische. Elektrobohrer, Leukotome, Elektrokoagulationsnadeln, Pinzetten, Sonden aller Größen, blutstillende Kompressen, Knochenscheren, Nahtmaterial, aufgereihte Ampullen und Spritzen für mögliche Komplikationen im Kreislauf.
    »Dann also los!« sagte Dorian laut.
    Der Mann vom Innenministerium, vermummt in der Ecke stehend, hob schaudernd die Schultern.
    »Er pfeift die Operation an wie ein Schiedsrichter ein Fußballspiel«, flüsterte er dem Abgesandten der Ärztekammer zu.
    »Mehr ist es für ihn auch nicht. Dorian ist heute der beste Neurochirurg der Welt …«
    Ein helles Singen erfüllte den Raum.
    Die Fräse.
    Der erste Knochenlappen am rechten Temporal-Muskel wurde ausgesägt … der Griff ins Hirn, der Griff in Persönlichkeit und Seele, in Intelligenz und Gefühl begann von neuem.
    Vollzog sich ein Wunder?
    Wurde Gerd Sassner wieder ein Mensch, indem man dreimal 25 Gramm Hirn exzidierte?
    Auf diese Frage des Mannes vom Innenministerium hob auch Professor Dorian die Schultern, als zwei Krankenpfleger den dick verbundenen Sassner aus dem OP rollten.
    »Hoffen wir es, meine Herren«, sagte er etwas abgespannt. Die Konzentration der Operation hatte plötzlich Falten in sein Gesicht geschlagen. »Soviel wir in der Medizin wissen … warten und beten ist auch hier der letzte Ausweg …«
    Nach vier Wochen durfte Luise Sassner zum erstenmal wieder ihren Mann sehen.
    »Bringen Sie die Kinder ruhig mit«, sagte Dorian am Telefon. Seine Stimme klang ungewöhnlich forsch. »Haben Sie keine Angst.«
    »Wie sieht er denn aus? Was macht er?« Luises Stimme brach. Sie umklammerte den Hörer, als sei er ein Rettungsring.
    »Sehen Sie es sich selbst an.« Dorian war bester Laune. »Bringen Sie Obst und Schokolade und leichten Rotwein mit, alles, was er gern mag. Er freut sich auf Ihren Besuch …«
    Luise nickte. Sie weinte und hielt den Hörer noch ans Ohr, als Dorian längst aufgelegt hatte. »Er ist gesund«, sagte sie in die Tränen hinein, die über ihre Lippen rannen. »O Gott, mein Gott … er ist gesund …«
    An einem Sonntag standen Luise, Dorle und Andreas auf der Terrasse von Hohenschwandt und erwarteten Gerd Sassner. Angela hatte sie über alles unterrichtet. Im Augenblick war Dr. Keller bei ihm und half ihm beim Anziehen.
    »Er wird Sie nicht erkennen«, hatte Angela zu Luise Sassner gesagt. »Auch die Kinder nicht. Er wird Sie hinnehmen als Menschen, die lieb zu ihm sind. Für ihn bedeuten Namen nichts mehr. Sie werden es selbst sehen: Er ist glücklich und zufrieden, höflich und oft lustig. Er ist der friedfertigste Mensch, den man sich denken kann. Dringen Sie nicht in ihn … er wird keine Erinnerung finden. Nehmen Sie ihn so, wie er jetzt ist: ein glücklicher Mensch, der mit seinem Schicksal zufrieden ist.«
    Und dann kam Gerd Sassner.
    In einem hellgrauen Sommeranzug trat er auf die sonnige Terrasse, stoppelige Haare waren wieder um seinen Schädel gewachsen, und wie er so dastand und in die Sonne blinzelte, war er wie früher, bekannt und geliebt, war er der Sassner, wie er augenzwinkernd aus dem Haus ›Frieden‹ kam, sich in der Morgensonne dehnte, nach seinem Angelgerät griff und sagte: »Heute ist gar kein schönes Forellenwetter. Paßt auf, ich fange nicht einmal genug zur Vorspeise!«
    »Papa …« stammelte Dorle. Sie war in diesem

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