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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein. Die Direktoren wurden schnell unterrichtet. Der Leiter der Exportabteilung übernahm es, die ausländischen Gäste zu bewirten, die im Augenblick durch die Laboratorien geführt wurden, wo der Chefchemiker des Werkes die neuen Versuchsreihen erklärte. Der Syndikus der Fabrik bezog Posten neben der gläsernen Portierloge des hochragenden Verwaltungsgebäudes, dessen Marmorfassade grell in der Maisonne leuchtete.
    Dr. Hannsmann beeilte sich, im Privatbüro die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Er zog eine Beruhigungsspritze auf, legte einige Medikamente zurecht und benachrichtigte die Werkssanitätsstation, einen Krankenwagen bereitzuhalten.
    Hoffentlich haben wir das alles nicht nötig, dachte Dr. Hannsmann, als er vom großen Fenster des Privatbüros aus unten Sassners Wagen vorfahren sah. Der Syndikus rannte ihm entgegen … welch ein Blödsinn, dachte Dr. Hannsmann, das fällt ihm doch auf … Sassner stieg aus, griff zurück in den Wagen und nahm etwas von den Polstern. Als er sich umwandte, erkannte Dr. Hannsmann im grellen Sonnenlicht, was es war.
    Ein alter Schuh … und er wußte in diesem Augenblick, daß über die Familie Sassner unwiderruflich eine Tragödie hereingebrochen war.
    »Nanu, Doktor … Sie hier?« rief Sassner, als er sein Büro betrat. Er machte einen fröhlichen Eindruck. Die Sonne des Maisonntags hatte Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen, er wirkte gesund und kraftvoll, ein Mann, von dem andere sagen, er könne Bäume ausreißen.
    Dr. Hannsmann lachte ihn an, während er mit der Linken aus der Hüfte heraus ein Zeichen gab, ihn mit Sassner allein zu lassen. Das Gesicht des Syndikus wirkte wie in Mehl getaucht, er zeigte auf den Schuh unter Sassners Arm, strich sich verwirrt über die Haare und zog die Tür dann hinter sich zu.
    »Was gibt's?« fragte Sassner. Er stellte den Schuh in einen der breiten Ledersessel und deutete auf den Arzt. »Das ist unser Hausmedikus, Doktor Hannsmann. Wir alle wundern uns, wovon er lebt, denn wenn er mehr solche Kunden wie uns hat, müßte er längst verhungert sein. Die Sassners sind unanständig gesund! Doktor … mein alter Kriegskamerad und bester Freund Leutnant Benno Berneck.«
    »Sehr erfreut.« Dr. Hannsmann machte eine kleine Verbeugung in Richtung des Schuhs. Dann sah er Sassner an und blinzelte ihm vertraulich zu. »Wenn es möglich ist, Sie ganz kurz allein …«
    »Aber ja, Pillenverschreiber.« Sassner nahm den Schuh vom Sessel, trug ihn hinüber ins Sekretariat und stellte ihn dort auf einen Stuhl. Fräulein Sesselhain, seit neun Jahren Chefsekretärin, schwieg. Sie saß hinter der elektrischen Schreibmaschine wie ein Bild aus Stein, nur ihre Augenlider flatterten, und ihre dezent geschminkten Lippen zuckten wie unter einem Krampf.
    »Nun?« fragte Sassner, als er mit Dr. Hannsmann allein war. »Nehmen Sie Platz, Doktor. Eine Zigarre? Cognac bekommen Sie nicht … ich mag es auch nicht leiden, wenn dem Patienten vom Arzt eine Fahne entgegenweht. Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Sie!« sagte Dr. Hannsmann geradezu. Sassner lachte sein sonores, kraftvolles Lachen.
    »Sagen Sie bloß nicht, ich sei krank, Doktor! Ich lade Sie für nächsten Sonntag ein ins Wochenendhaus, eine große Auszeichnung. Dann werde ich Ihnen beweisen, wie ich im wahrsten Sinne des Wortes Bäume ausreißen kann!«
    »Das ist noch kein Beweis Ihrer Gesundheit.«
    »Soll ich fünfzig Kniebeugen machen? Horchen Sie mein Herz ruhig ab – es ist in Ordnung! Wer ist überhaupt auf die Idee gekommen, daß ich … Doktor! Hat meine Frau Ihnen etwas geflüstert? Ehrlich …«
    »Ihre Gattin? Nein! Was denn?«
    »Ich hatte in den letzten drei Wochen ab und zu Kopfschmerzen.«
    »Ach.«
    »Was heißt ›Ach‹? Haben Sie noch nie Kopfschmerzen gehabt? Wenn alle Menschen mit Kopfschmerzen zum Arzt rennen würden, gäbe es nur noch Millionäre unter den Medizinern!«
    »Wo waren denn die Schmerzen?« fragte Dr. Hannsmann vorsichtig. Dabei zündete er sich seine Zigarre an. Eine Frage, leicht hingeworfen, ohne großes Interesse. Sassner ging darauf ein.
    »Überall. Vor allem hinten links. Kurz über dem Halsansatz, dort, wo der Hinterkopf beginnt.« Sassner rieb mit der Hand diese Stelle. »Aber wie gesagt – kleine Fische. Aufregungen im Betrieb, im Labor drei flog eine ganze Destillieranlage durch Dusseligkeit einer Laborantin in die Luft, ein Auftrag nach Südafrika wurde durch die Italiener unterboten, weil unsere Kalkulation einen Fehler hatte, die Versuchsreihe mit

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