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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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nach rechts, dann nach links und schließlich in Richtung Hafen. Auf der einen Seite lagen Reihenhäuser und ein paar Geschäfte, auf der anderen floss ein Bächlein munter an einem Zeitungsladen vorbei, bevor es sich jenseits der hohen, schneebedeckten Dünen an der breiten, menschenleeren Bucht mit dem Meer vereinigte.
    Im vorderen Fenster des Postamts mit dem roten Schild an der grauen Mauer hingen allerlei Zettel mit Verkaufsangeboten und Hinweisen auf bevorstehende Ereignisse, darunter auch ein »Buttery Morning«, ein Wohltätigkeitsbasar mit Tee- und Kuchenverkauf, im Gemeindesaal. Im Innern erwarteten mich Postkarten, Bücher, Souvenirs, Süßigkeiten und eine hilfsbereite Frau. Ja, sie wisse durchaus eine Unterbringungsmöglichkeit im Ort, die mir gefallen könne, ein kleines, einfach eingerichtetes Cottage. »Von der alten Miss Keith, Gott hab sie selig«, teilte sie mir mit. »Jetzt gehört’s ihrem Bruder, aber weil er selber ein Haus unten am Hafen besitzt, hat er keine Verwendung dafür. Im Sommer vermietet er es an Touristen. Im Winter steht es leer, es sei denn, seine Söhne kommen nach Hause. Der jüngere reist gern, und sein Bruder ist an der Uni in Aberdeen, also würde Jimmy Keith Ihnen das Häuschen wahrscheinlich die nächsten paar Monate überlassen. Wenn Sie möchten, ruf ich ihn für Sie an.«
    Und so kam es, dass ich, ein paar frisch erworbene Postkarten in der Manteltasche, mit Jane an dem Bach entlang zu der Stelle ging, an der aus der Main die Harbour Street wurde. Die Häuser dort sahen aus wie die weiter oben – niedrig und aneinandergereiht, auf der Meerseite mit kleinen Gärten ausgestattet; auf manchen standen Geräteschuppen.
    Von hier aus erstreckte sich der Strand mindestens drei Kilometer weit mit hohen Dünen. Eine schmale weiße Holzbrücke für Fußgänger überspannte die seichte Bachrinne an der Stelle, an der die Dünen begannen. Als ich stehen blieb und überlegte, ob ich sie überqueren solle, rief Jane aus: »Da ist ja der Weg!« Und schon dirigierte sie mich an der Brücke vorbei zu einem breiten, schlammigen Fußpfad, der von der Straße einen Hügel hinaufführte – Ward Hill, wie die Frau im Postamt uns gesagt hatte.
    Die abgerundete Landspitze ragte hoch über dem Meer ins Wasser hinaus. Als ich ihr äußerstes Ende erreichte, hatte ich nicht nur einen Blick auf den Strand, sondern auch auf die fernen Häuser und die dahinterliegenden Hügel. Im Norden entdeckte ich die Ruine von Slains, deren Konturen sich blutrot von den Klippen abhoben.
    Wieder bekam ich eine Gänsehaut. »Perfekt!«, rief ich aus.
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte Jane. »Wirkt ziemlich trostlos.« Ihr Blick ruhte auf dem weiß getünchten Steincottage mit dem grauen Schieferdach. Es hatte kleine Fenster, von deren Rahmen die Farbe abblätterte, und die alten Rollläden im Innern waren heruntergelassen, so dass es aussah, als hätte das Häuschen müde die Augen geschlossen.
    Ich streckte die Hand aus, um zu klopfen. »Es ist einfach nur einsam hier oben.«
    »Du wirst dich allein fühlen, wenn du dich hier einquartierst. Vielleicht war das doch keine so gute Idee von mir. Ich dachte da eher an ein gemütliches Haus im Ort, in der Nähe der Läden …«
    »Ich finde das Cottage ideal für mich.« Ich klopfte noch einmal. »Wahrscheinlich ist er noch nicht da.«
    »Versuch’s mal mit der Klingel.«
    Die Klingel, die sich inmitten eines dichten Rankengewirrs aus winzigen, im Seewind erzitternden Blättern befand, hatte ich nicht bemerkt. Als ich die Hand danach ausstreckte, hörte ich hinter mir eine Männerstimme sagen: »Die funktioniert nicht. Die Salzluft vom Meer zerfrisst die Kabel schneller, als ich sie reparieren kann. Und außerdem«, fügte er hinzu, während er näher herankam, »bin ich ja da.« Sein Lächeln machte sein grobes, fast schon hässliches Gesicht liebenswert. Er war über sechzig, hatte ergrauendes Haar und den durchtrainierten Körper sowie die gegerbte Haut eines Menschen, der viel im Freien arbeitet. Die Frau im Postamt hatte mir prophezeit, ich würde ihn mögen, auch wenn ich vielleicht nicht immer verstünde, was er sagte.
    »Er spricht Doric«, hatte sie mich informiert, »den Dialekt unserer Gegend hier im Nordosten.«
    Ich hatte tatsächlich Probleme, ihn zu verstehen, denn er redete schnell, und es wäre mir schwergefallen, seine Worte zu übersetzen, obwohl ich im Großen und Ganzen begriff, was er wollte.
    Ich streckte ihm die Hand hin. »Mr. Keith?

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