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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Dörfchens Langton Matravers, verfolgte Sir Nigel Irvine die Zeremonie auf dem Bildschirm.
    In der Küche spülte Lady Irvine das Frühstücksgeschirr, wie sie es immer tat, ehe ihre »Perle«, Mrs. Moir, zum Saubermachen kam.
    »Was schaust du dir an, Nigel?« rief sie, als sie das schaumige Wasser abließ. »Du siehst doch sonst morgens nie fern.«
    »Ach, irgendwas aus Rußland, meine Liebe.«
    Es war, dachte er, verdammt knapp gewesen. Er hatte sich an seine eigenen Grundsätze für die Vernichtung eines reicheren, stärkeren und zahlenmäßig überlegenen Feindes durch minimalen Einsatz gehalten, eine Vernichtung, die einzig durch Tücke und Täuschung gelingen konnte.
    Sein erster Schritt war es gewesen, Jason Monk dazu zu bringen, jene Kräfte zu einem lockeren Bündnis zusammenzuschließen, die allen Grund hatten, Igor Komarow zu fürchten oder zu verachten, nachdem sie das Schwarze Manifest gelesen hatten. Zur ersten Kategorie zählten diejenigen, deren Vernichtung von diesem russischen Nazi geplant war – die Tschetschenen, die Juden und die Miliz, die Komarows Verbündeten, die Mafia, gejagt hatten. Zu den übrigen gehörten Kirche und Armee, verkörpert durch den Patriarchen und den angesehensten aller lebenden Generäle, von Nikolai Nikolajew.
    Die nächste Aufgabe hatte darin bestanden, einen Verräter in das Lager des Feindes zu schleusen, doch nicht, um verläßliche Informationen zu erhalten, sondern um falsche Informationen auszustreuen.
    Während Monk noch im Schloß Forbes sein Training absolvierte, hatte der Spionagechef bereits unbemerkt seinen ersten Ausflug nach Moskau unternommen, um zwei seit langem ruhende Agenten zu aktivieren, die er Jahre zuvor angeworben hatte. Der eine von ihnen war ein ehemaliger Moskauer Universitätsprofessor, dessen Brieftauben auch in der Vergangenheit schon von Nutzen gewesen waren.
    Doch als der Professor den Kommunisten demokratische Reformen vorgeschlagen und deshalb seine Stelle verloren hatte, war auch sein Sohn vom Gymnasium gewiesen worden, wodurch ihm jegliche Hoffnung auf ein Studium an der Universität genommen war. Der junge Mann hatte sich dann der Kirche angeschlossen und war nach nicht bedeutsamen Aufenthalten in diversen Kirchensprengeln beim Patriarchen Alexei als Hausdiener und Butler eingestellt worden.
    Pater Maxim Klimowski war ermächtigt worden, Irvine und Monk zu vier verschiedenen Gelegenheiten an Oberst Grischin zu verraten. Der Sinn dieses Manövers lag einzig darin, ihn im Herzen des feindlichen Lagers als einen Verräter zu etablieren, dem das Vertrauen des Anführers der Schwarzen Garde sicher war.
    Zweimal hatten Irvine und Monk fliehen dürfen, ehe Grischin auftauchte, doch bei den letzten beiden Gelegenheiten war dies unmöglich gewesen, und sie hatten sich ihren Weg freikämpfen müssen.
    Irvines dritter Leitsatz lautete, den Feind nicht glauben zu lassen, daß nicht gegen ihn vorgegangen wurde, denn das wäre unmöglich gewesen, sondern ihn davon zu überzeugen, daß die Gefahr woanders lag und deshalb nicht länger existieren würde, wenn er sich erst um ihre Ursache gekümmert hatte.
    Im Anschluß an seinen zweiten Besuch in der Residenz des Patriarchen hatte Irvine bleiben müssen, damit Grischin und seine Schläger genügend Zeit hatten, sein Zimmer während seiner Abwesenheit zu durchsuchen, den Umschlag zu finden und den belastenden Brief zu fotografieren.
    Der Brief war eine Fälschung gewesen, die in London auf dem echten Briefpapier des Patriarchen und anhand von Schriftproben von Alexeis eigener Hand, die Pater Maxim besorgt und Irvine bei einem früheren Aufenthalt überreicht hatte, angefertigt worden war.
    Laut diesem Brief berichtete der Patriarch dem Adressaten, daß er dem Gedanken an eine Wiedereinführung der Monarchie in Rußland sehr gewogen sei (was nicht stimmte, da er noch unentschlossen war) und daß er darauf drängen werde, dem Empfänger dieses Briefs dieses Amt anzutragen.
    Unglücklicherweise war der Brief an den falschen Prinzen gerichtet. Auf dem Umschlag stand der Name Prinz Semjon, der mit seinen Pferden und seiner Freundin in einem Bauernhaus in der Normandie lebte. Man hatte ihn der Notwendigkeit geopfert.
    Jason Monks zweiter Besuch beim Patriarchen hatte die vierte Phase eingeleitet – den Feind dazu anzustiften, auf eine vermeintliche, aber nicht existente Bedrohung gewaltsam zu reagieren. Dies wurde durch den Mitschnitt jener Unterhaltung erreicht, die angeblich zwischen Monk und Alexei

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