Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
»Verdammt, Richard, das ist eine Schlingpflanze.«
»Du erinnerst dich vielleicht an eine Stelle aus dem Buch der Gezählten Schatten: Und wenn die drei Kästchen der Ordnung ins Spiel gebracht werden, werden die Schlingpflanzen zu wachsen beginnen. «
»Aber … aber«, stammelte Zedd, »die Kästchen der Ordnung befinden sich doch im Garten des Lebens – unter strengster Bewachung.«
»Nicht nur das«, warf Nathan ein, »ich persönlich habe die Männer der Ersten Rotte mit Waffen ausgerüstet, die selbst gegen die mit der Gabe Gesegneten von tödlicher Wirkung sind. Kein Unbefugter könnte sich dort Zutritt verschaffen.«
»Da muss ich ihm Recht geben«, beharrte Zedd. »Es ist völlig unmöglich.«
Richard wandte sich herum und nahm den Gegenstand vorsichtig entgegen, den Cara mitgebracht hatte. Behutsam stellte er die Statuette mit dem Namen Seele so auf den Tisch, dass die Figur den dreien auf der anderen Seite des Tisches das Gesicht zuwandte – trotzig das Haupt erhoben, so als sei sie entschlossen, sich allen Bestrebungen zu widersetzen, von ihnen zu einem Hirngespinst abgestempelt zu werden.
»Sie gehört Kahlan. Sie hat sie im Garten des Lebens zurückgelassen – anstelle der Kästchen und gewissermaßen als Beweis ihrer Existenz. Das Feuerkettenereignis hat sie aus dem Gedächtnis aller gelöscht, und wer sie sieht, hat sie bereits vergessen, ehe sein Verstand auch nur Gelegenheit hatte, sie zu registrieren.«
Mit einer abfällig wedelnden Handbewegung wies Ann auf Buch, Schlingpflanze und Statuette. »Aber das hier, das sind doch nach wie vor alles nur Vermutungen, Richard. Wer in aller Welt könnte sich denn ein solches Komplott ausgedacht haben?«
»Ausgebrütet hat den Plan Schwester Ulicia«, warf Nicci ein. »Und geholfen haben ihr dabei die Schwestern Cecilia, Arminia und Tovi.«
Ann runzelte die Stirn. »Woher wollt Ihr das wissen?«
»Tovi hat es mir gegenüber selbst zugegeben.«
»Sie hat es zugegeben … Aber warum sollte sie so etwas tun? Wie habt Ihr sie überhaupt erreicht?«
»Sie war im Begriff, sich mit einem der Kästchen der Ordnung aus dem Staub zu machen«, sagte Richard. »Dabei wurde sie hinterrücks von dem Mann überfallen, dem ich das Schwert der Wahrheit überlassen habe. Er verletzte sie mit dem Schwert und brachte das Kästchen der Ordnung, das sie bei sich trug, in seinen Besitz.«
Unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen, schlug Zedd sich mit der Hand vor die Stirn und ließ sich schwer in seinen Sessel sacken.
»Des Weiteren verriet mir Tovi«, fuhr Nicci fort, »dass sie hier in Aydindril waren und im Grab der Mutter Konfessor eine Leiche verscharrt haben, um sicherzustellen, dass niemand Richard Glauben schenkt, falls er auf den Gedanken kommen sollte, sie zum Beweis, dass er die Wahrheit spricht, zu exhumieren. Das Kleid hatten sie aus dem Palast der Konfessoren. Sie wollten unter allen Umständen sichergehen, dass alle glauben, Richard bilde sich das alles nur ein.
Ich denke, in diesem Zusammenhang solltet Ihr auch wissen, dass wir zu den Ruinen einer Stadt namens Caska, unten im Süden D’Haras, im ›Herzen der Leere‹, gereist sind, wo wir auf Kundschafter der Imperialen Ordnung stießen. An einem von ihnen habe ich ein Experiment durchgeführt. Ich benutzte ebenjenen subtraktiven Zauber, mit dessen Hilfe ich auf Euer aller Wunsch Richard von seinen angeblichen Wahnvorstellungen ›kurieren‹ sollte.«
Ann, inzwischen vorsichtig geworden, neigte den Kopf fragend zur Seite. »Und?«
»Er hat es nicht länger als ein paar Augenblicke überlebt.«
Zedd, mittlerweile fast so weiß wie sein widerspenstiges Haar, vergrub das Gesicht in den Händen.
»Ich bin sicher, einiges davon wird sich als ganz … nützlich erweisen«, meinte eine ziemlich verwirrt aussehende Ann, »und es ist gut, dass Ihr es herausgefunden habt. Aber wie ich bereits sagte, die Tatsache bleibt trotz allem bestehen, dass du unbedingt bei unseren Truppen sein musst, Richard, wie es in der alles entscheidenden Prophezeiung heißt, die wir dir enthüllt haben: ›Wenn der fuer grissa ost drauka in der entscheidenden Schlacht nicht die Führung übernimmt, wird die bereits jetzt am Rande der Finsternis stehende Welt unter einen fürchterlichen Schatten fallen.‹ All die anderen Dinge, die ihr hier zur Sprache bringt, mögen zweifellos ganz faszinierend sein, aber unsere allerwichtigste Mission ist und bleibt diese Prophezeiung. Wir können uns ein Scheitern ganz einfach
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