Es geschah in einer sternenklaren Nacht - Baccara Bd 1599
PROLOG
Jewel Henley wälzte sich unruhig in ihrem Krankenhausbett hin und her. Mit der einen Hand hielt sie ihr Mobiltelefon umklammert, mit der anderen wischte sie sich die Trä nen von den Wangen. Sie musste ihn anrufen, ihr blieb keine Wahl.
Die Vor stellung, Periklis um Hilfe zu bitten, behagte Jewel ganz und gar nicht. Nach dem One-Night-Stand vor fünf Monaten hatte er sie skrupellos abserviert. Aber Gefühle wie Stolz und Wut waren jetzt fehl am Platz, das Baby ging vor.
Behutsam legte Jewel eine Hand auf ihren sanft gewölbten Bauch. Es beruhigte sie, die Bewegungen ihrer Tochter zu spüren.
Wie wird Periklis wohl auf die Nachricht reagieren, dass er Vater wird? Wird es ihn überhaupt interessieren? Unwillkürlich schüttelte Jewel den Kopf. Auch wenn er nichts für sie empfand, würde er sein Kind sicher nicht im Stich lassen. Also würde er ihr helfen?
Um das herauszufinden, gab es nur einen Weg: Sie musste ihn anrufen. Auf dem Display leuchtete bereits Periklis’ private Telefonnummer. Jewel hatte seine Kontaktdaten bei der Einstellung erhalten, und obwohl sie schon am nächsten Tag gefeuert worden war, hatte sie die Nummern nie gelöscht.
Verzweifelt ließ Jewel das Handy auf die Brust sinken und schloss die Augen. Sie brachte es einfach nicht über sich, die Nummer zu wählen. Warum konnte sie nicht eine dieser schwangeren Frauen sein, die vor Glück strahlten und völlig gesund waren? Dann bräuchte sie Periklis nun nicht um Hilfe zu bitten.
Eine Krankenschwester trat nun ins Zimmer und riss Jewel aus den Grübeleien.
„Wie geht es Ihnen heute, Miss Henley?“
Jewel nickte schwach. „Gut.“
„Haben Sie schon jemanden gefunden, der Sie nach Ihrer Entlassung betreut?“
Als Jewel schwieg, schaute die Schwester sie tadelnd an. „Sie wissen ja. Der Arzt entlässt sie erst, wenn Sie jemanden haben, der auf Sie aufpasst. Zumindest solange Sie noch das Bett hüten müssen.“
Seufzend hielt Jewel das Handy hoch. „Ich wollte mich gerade darum kümmern.“ Die Schwester nickte wohlwollend. „Gut. Sobald ich fertig bin, können Sie weitertelefonieren.“
Nach dem üblichen Routine-Check verließ die Schwester das Zimmer, und Jewel griff frustriert nach dem Handy. Vielleicht ging Periklis ja auch gar nicht dran.
Sie atmete noch einmal tief durch und drückte dann die grüne Tas te zum Wäh len der Nummer. Mit geschlossenen Augen lauschte Jewel dem Klingeln. Einmal. Zweimal. Ein drittes Mal. Erleichtert wollte sie auflegen, als Periklis sich meldete.
„Anetakis.“ Seine Stimme klang schroff, und Jewel verließ der Mut. Trä nen schossen ihr in die Augen, ihr Hals war wie zugeschnürt.
„Wer ist da?“, fragte Periklis.
Jewel riss das Telefon vom Ohr und drückte hektisch auf alle Knöpfe, um den Anruf zu beenden. Sie konnte das einfach nicht tun, es musste einen anderen Weg geben. Mit einer stillen Entschuldigung an ihr Baby beschloss sie, Periklis Anetakis aus ihrem Leben herauszuhalten.
Während sie noch überlegte, klingelte das Handy. Instinktiv klappte sie es auf. Zu spät begriff sie, dass es Periklis war, der sie zurückrief.
Ohne etwas zu sagen, presste sie den Hörer ans Ohr.
„Ich weiß, dass Sie mich hören“, rief Periklis. „Wer zur Hölle ist da, und woher haben Sie meine Nummer?“
„Es tut mir leid“, sagte Jewel leise. „Ich wollte dich nicht belästigen.“
„Warten Sie!“, forderte er. Dann war es einige Sekunden still.
„Jewel, bist du das?“
Oh Gott, er hatte ihre Stimme erkannt. Wie war das möglich? Sie hatten seit fünf Monaten keinen Kontakt mehr gehabt. Fünf Monate, eine Woche und drei Tage, um genau zu sein.
„J…ja“, sagte sie stockend.
„Gott sei Dank“, seufzte Periklis. „Ich habe dich überall gesucht. Du warst wie vom Erdboden verschwunden.“
„Wie bitte?“, brachte Jewel erstaunt hervor, und gleichzeitig fragte Periklis: „Wo bist du?“
„Erst ich!“, sagte er herrisch. „Wo bist du? Geht es dir gut?“
Mit dieser Reaktion hatte Jewel nicht gerechnet. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder gesammelt hatte. „Ich bin im Krankenhaus.“
„Guter Gott!“, stieß er hervor und ließ eine ganze Salve griechischer Flüche folgen.
„Wo?“, fragte er hektisch. „Welches Krankenhaus? Nun red schon!“
Völlig überrumpelt nannte Jewel ihm die Adresse.
„Ich komme so schnell ich kann“, sagte Periklis. Dann legte er auf.
Mit zitternden Händen klappte Jewel das Handy zu und legte es auf den Nachttisch.
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