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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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traf. Es war kein Zufall, er hatte den Stoß so präzise geführt.
    Er ließ sein Schwert los und griff nach der Waffe des Mannes, der mit dem Dolch im Herzen dastand, obwohl er schon tot war. Es war den Rittern schwer gefallen, ihre Waffen zu ziehen. Der enge Gang zwischen den Tischen behinderte sie. Aber Dauras vollendete mühelos die Bewegung, die der Besitzer des Schwertes nie mehr fortführen würde.
    Er sprang über einen der Tische, vorbei an der Dame, die den Zettel geschrieben hatte und die jetzt wie erstarrt inmitten der fallenden Leiber stand.
    Im selben Schwung hieb er dem nächsten Krieger die Klinge in den Hals, umfasste mit der Linken dessen Hand und streckte mit der Waffe darin dessen Nachbarn nieder.
    Jetzt stand nur noch der alte Ritter vor ihm. Dauras hatte für den Weg durch all die Männer nicht länger gebraucht, als ein normaler Krieger brauchte, um sein Schwert zu ziehen. Der Ritter hielt seine Waffe in der Hand   – Dauras war trotzdem schneller. Er rammte ihm das Schwert mit einem wuchtigen Stoß durch das Kettenhemd und in die Brust, bevor der Ritter zum Hieb ausholen konnte.
    Dann hielt er inne.
    Die Hälfte seiner Gegner war tot, die übrigen wanden sich mit zerschlagenen Beinen hilflos am Boden. Die Gaststube war erfüllt von ihren Schreien. Blut sprudelte aus den Oberschenkelwunden wie Wein aus einem aufgeschlagenen Fass.
    Die junge Dame verharrte immer noch wie gelähmt in dem Durcheinander. Dauras fasste sie an den Hüften und hob sie auf eine Bank, ehe die Lache aus Blut ihre Füße erreichte. Beiläufig nahm er die feinen Pelzstiefelchen wahr, die sie trug. Er packte sein eigenes Schwert. Die Klinge hatte sich in der Augenhöhle verkantet und ließ sich nur widerstrebend wieder herausziehen.
    Er schritt in den vorderen Teil der Gaststätte.
    Die Krieger, die dort noch saßen, griffen zu den Waffen. Mit aufgeregten Rufen sprangen sie auf und stellten sich neben die Tische. Es waren mehr Männer übrig, als Dauras bereits besiegt hatte. Aber fünf von ihnen wichen zurück, als er auf sie zuging, bis zur Türe, und dann flohen sie hinaus auf die Straße. Es waren dieselben fünf, die zuvor schon abseits der anderen gesessen hatten.
    Dauras stieß einen Schrei aus. Er stürmte auf die letzten sechs an der großen Tafel zu. Einer hob erschrocken das Schwert und stellte sich ihm entgegen. Dessen Kameraden dahinter suchten das Weite, noch bevor Dauras den Mann erschlagen hatte.
    Es wurde still in der Gaststube. Dauras drehte sich um und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Zu langsam , dachte er. Sie sind einfach alle zu langsam!
    Er fühlte einen Hauch von Hochgefühl nach dem gewonnenen Kampf, doch es lag auch eine bittere Note darin. Enttäuschung.
    Er bedauerte es beinahe, dass er seinen Gegnern nicht die Zeit gegeben hatte, sich auf den Kampf vorzubereiten. Hätte er sie alle dann genauso besiegt, in einem offenen Kampf?
    Vielleicht hätte er es darauf ankommen lassen sollen.
    Seine Sinne erfassten die stumme Präsenz des Wirts, und er hielt inne. Der Mann wirkte aufgebrachter denn je, aber auf eine ruhige Art. Erschüttert. Steif lehnte er inmitten des Gemetzels an einem Tisch, nicht weit von der immer noch reglosen Dame entfernt.
    Dauras fuhr den Mann an: »Willst du mir wieder Vorhaltungen machen? Du hast es gehört: Die Dame wurde entführt. Ich habe ihr nur geholfen!«
    Seine Worte rissen den Wirt aus der Benommenheit. Langsam wandte er sich Dauras zu. Seine Stimme zitterte.
    »Nein, Herr   …« Der Wirt räusperte sich. Er rang die Hände. »Wenn Ihr nur sehen könntet!«
    Dauras stieß einen verächtlichen Laut aus. »Ich sehe besser als jeder andere, Wirt. Und ich brauche keine Augen dafür. Frag diese Krieger da, wenn du an meinen Worten zweifelst.«
    »Ihr seht es nicht !« In der Stimme des Wirtes lag ein Entsetzen, das selbst Dauras innehalten ließ. »Diese Männer, sie trugen Wappen und Farben. Die Soldaten, die geflohen sind, trugen die Farben des Kaisers! Diesmal, Herr, seid Ihr zu weit gegangen.«
    Zu weit gegangen.
    Zwei Wegstunden entfernt auf einer menschenleeren Heide dachte Dauras über diese Worte nach.
    Dauras wusste, dass viele seiner Feinde überlebt hatten. Er war kein Risiko eingegangen und hatte die Silberforelle sofort verlassen. Die Dame   – besser gesagt: das Mädchen   – folgte ihm so willenlos wie eine Puppe, sobald er sie an der Hand nahm. Niemand hatte sich ihnen in den Weg gestellt.
    Im Stall hatte er unter den Pferden seiner Feinde

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