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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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das Ding angefasst?«
    »Ja, natürlich, ich hab es doch ausgepackt.«
    »Klar, aber ich meine, Sie haben es doch hoffentlich nicht
überall
angefasst? Dabei könnten Sie alle Spuren verwischt haben. Wenn welche da sind.«
    »Nein, als ich … als ich gesehen habe, was es ist, habe ich es da hingelegt und nicht mehr angefasst. Wenn das wirklich … Gott …«
    Nachdem der Beamte in gebückter Haltung die Unterseite betrachtet hatte, richtete er sich wieder auf und drehte den Rahmen so weit, dass er die Schrift lesen konnte. »Offenbar tatsächlich so was wie eine Geschichte. Also der Anfang von einem Roman oder so. Verrückt … Sieht komisch aus von unten. Schau’s dir mal an«, sagte er zu seinem Kollegen, und an Nina gewandt: »Wie war dieses Ding eingepackt? Damit?« Er zeigte auf das Paket mit dem zusammengedrückten Papier darin, und Nina nickte.
    »Peter Dorscher? Kennen Sie jemanden, der so heißt?«
    »Nein.«
    »Hm …« Er warf einen erneuten Blick auf den Deckel. »Selburgring, nie gehört. Kennen Sie vielleicht diese Straße?« Wieder verneinte Nina.
    Der andere Beamte war mit der Begutachtung des Rahmens fertig. »Soll ich eine Tüte holen?«
    »Ja, die Biologen können sich das mal ansehen.«
    »Was denken Sie, was das sein könnte?«, fragte Nina vorsichtig. »Ich meine, dieses Material.«
    »Ich weiß es nicht, Frau Hartmann, aber Sie haben recht, merkwürdig sieht das schon aus. Vor allem auf der Rückseite, an den Rändern. Scheint noch ziemlich … frisch zu sein. Vielleicht Schweinehaut. Und Sie haben keine Vorstellung, wer Ihnen das geschickt haben könnte?«
    »Nein.«
    »Haben Sie vielleicht jemanden im Bekanntenkreis, der Krimis schreibt oder so?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Und selbst wenn – warum sollte jemand mir so was schicken? Auf einen Rahmen gespannt? Ich meine …«
    »Wir erleben die verrücktesten Dinge. Vielleicht eine Werbemaßnahme? Guerilla-Marketing oder wie das heißt. Mal was ganz Ausgefallenes: Krimi auf Schweineleder oder so.«
    Sein Kollege kam zurück, in der Hand eine große Papiertüte und mehrere Gummihandschuhe. Er legte die Tüte auf der Arbeitsplatte ab, streifte sich die Handschuhe über, packte den Rahmen am äußeren Rand vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger an, während sein Kollege die Tüte aufhielt. Nina sah ihnen verwundert dabei zu. »Ich dachte immer, diese Tüten müssen aus Plastik sein?«
    »Das sind Märchen aus dem Vorabendprogramm.« Der Polizist bugsierte den Rahmen vorsichtig in die Öffnung. »In einer Plastiktüte, und dann noch luftdicht verschlossen, da würden Fingerabdrücke schlecht werden.«
    »Wann werden Sie wissen, was es ist?«
    »Heute ist Samstag. Da wird in den Laboren normalerweise nicht gearbeitet. Wir geben das jetzt auf dem Präsidium beim Kriminaldauerdienst ab, die werden dann entscheiden, ob sie die Bereitschaft der Biologen anrufen oder ob das Ding bis Montag liegen bleibt. Sie werden informiert, sobald wir was wissen. Aber ich gehe mal davon aus, dass sich das Ganze als harmlos herausstellen wird, das ist meistens so.«

3
    Stephan Erdmann fand Andrea Matthiessen in den Strahlen der tiefstehenden Aprilsonne vor einem Beet kniend, als er ihren kleinen Garten betrat. Sie stützte sich mit der linken Hand auf einem sandigen Stück zwischen zwei Sträuchern auf dem Boden ab, hatte sich weit vornübergebeugt und zupfte mit der behandschuhten Rechten welke Blätter ab. Erdmann war durch den Vorgarten gegangen, nachdem sich auf sein Klingeln hin nichts geregt hatte. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, als er unmittelbar hinter ihr stehen blieb und sagte: »Welch ein außergewöhnlicher Anblick.«
    Matthiessen zuckte zusammen und wäre fast vornüber in die Sträucher gekippt, konnte sich aber im letzten Moment noch mit der freien Hand abfangen. Wütend sah sie zu ihm hoch. »Herr Erdmann! Was soll das? Sind Sie verrückt geworden, sich an mich heranzuschleichen?«
    »Die Frau Hauptkommissarin auf allen vieren …« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Darf ich Ihnen helfen?«
    Matthiessen ignorierte seine Hand. Mit einem Schwung, der eher zu einer Mittzwanzigerin als zu einer Frau Anfang vierzig gepasst hätte, richtete sie sich auf und blitzte ihren neuen Partner kampfeslustig an. »Falls Sie sich für witzig halten – Sie sind es nicht. Was wollen Sie hier, und was fällt Ihnen überhaupt ein, in mein Privatleben einzudringen?«
    Erdmann sah ihr dabei zu, wie sie das Haargummi löste, sich einige dunkle Strähnen

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