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Das Sonnenblumenfeld

Das Sonnenblumenfeld

Titel: Das Sonnenblumenfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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Hoffnung.
    Wie der Faden, den eine Spinne webt.

Im Kommissariat
    Als der Schwarze vor ihm saß, war dem Commissario klar, dass er mit dem Raub in der Lottostelle nichts zu tun hatte. Aber so, wie der die Beine unter den Arm genommen hatte und davongerannt war, wusste er irgendwas. Um ihn zum Reden zu bringen, versuchte der Commissario, ihn mit der abgelaufenen Aufenthaltsgenehmigung einzuschüchtern. Er drohte ihm sogar, ihn zurück nach Afrika zu schicken, aber der Schwarze wiederholte nur, dass er nichts wusste und nichts Böses getan hatte.
    »Woher kommen dann die hundert Euro in deiner Tasche?«, fragte der Commissario.
    Der Schwarze erklärte, dass er seit sieben Uhr früh an den Stränden unterwegs gewesen wäre und die hundert Euro verdient hätte.
    »Es ist verboten, am Strand zu handeln«, sagte der Commissario.
    Der Schwarze sagte, dass er von irgendwas leben musste und nicht stehlen wollte.
    Der Commissario interessierte sich nicht für die abgelaufene Aufenthaltsgenehmigung des Schwarzen, auch nicht dafür, dass er am Strand Krimskrams verkaufte. Er wollte ihn nur einschüchtern, damit er erzählte, was er wusste. Aber aus dem Schwarzen
war nichts rauszubekommen, und irgendwann glaubte er ihm, dass er wirklich nichts wusste. Er wollte ihn schon wegschicken, als der Anruf aus dem Sonnenblumenfeld kam.
    Er ließ den Schwarzen im Verhörraum sitzen und kümmerte sich um die neue Angelegenheit, die ihm wichtiger erschien.
     
    Der Typ mit dem Schnurrbart, den er verhörte, kam ihm ehrlich vor, wie ein Mensch mit einem reinen Gewissen. Aber er erzählte eine merkwürdige Geschichte, die vorn und hinten nicht stimmen konnte. Eine Tammorra, die geschlagen wurde, das Mädchen, von dem man nicht wusste, wer sie war und wo sie hingegangen war. Und der niedergestochene Verletzte, der vielleicht etwas wusste, aber gerade operiert wurde und im Moment nicht reden konnte.
    Der Commissario versuchte, diesen Capa di Ciuccio zu verhören, aber der gab keinen Mucks von sich, deshalb sperrte er ihn ein, damit er sich vielleicht eines Besseren besann.
    In der Zwischenzeit kam ein Anruf aus der Notaufnahme, ein Junge mit ramponiertem Gesicht und gebrochenem Arm war eingeliefert worden. Aber wer ihn so zugerichtet hatte, wollte er nicht sagen. Der Commissario dachte, dass es vielleicht eine Verbindung zu seinem Fall gab, und fuhr ins Krankenhaus, um die Sache genauer zu untersuchen.
    Im Krankenhaus stellte er fest, dass der Junge der Enkel vom Schuster war. Ein anständiger Bursche, das wusste er, deshalb wunderte es ihn, dass der nicht reden wollte.
    »Warum sagst du nichts? Hast du Angst vor mir?«
    »Nein«, sagte Lorenzo, »aus Respekt vor jemand anderem kann ich Ihnen nicht sagen, was passiert ist.«
    Der Commissario verstand, dass Lorenzo aus Respekt vor dem Mädchen nichts sagen wollte. Und meinte zu wissen, wer das Mädchen war. Aber er wusste aus Erfahrung, dass erst nach einer Nacht der Mut kam, Anzeige zu erstatten. Weil er niemanden unter Druck setzen wollte, kehrte er ins Kommissariat zurück.
    Während er zurückfuhr, dachte er darüber nach, dass die Geschichte des Typen mit dem Schnurrbart vielleicht doch einen Sinn ergab. Aber trotzdem, irgendwas stank noch.
    Warum war der Schnurrbärtige mit nacktem Oberkörper im Sonnenblumenfeld gewesen? Und was machten er und sein Freund überhaupt bei Sonnenuntergang dort?
    Er roch, dass etwas faul war, aber er wusste nicht, was.
    Dann fiel ihm der Raub in der Lottostelle ein.
    Hatten der Niedergestochene und der Schnurrbärtige das Geld geraubt?
    Nur so eine Idee, aber er wollte ihr auf den Grund gehen.
    Deshalb verhörte er den Schnurrbärtigen noch einmal.
    Drei oder vier Fragen reichten, dann war er sich sicher. Seine Intuition hatte ihn nicht getäuscht.
    Der Commissario holte den Schwarzen und zeigte ihm durch das Fenster den Schnurrbärtigen. Er war sich sicher, der Schwarze hatte die beiden Täter genau gesehen, auch wenn er was anderes behauptete.
    Der Schwarze schaute durch die Scheibe auf den Schnurrbärtigen und erkannte ihn sofort.
    »Und?«, fragte der Commissario. »Ist er das?«
    Der Schwarze schwieg.
    Dann atmete er tief durch und sagte: »Nein, das ist er nicht.«
    »Sicher?«
    »Sicher«, antwortete der Schwarze.
    Der Commissario war überzeugt, dass er immer noch log. Und dass der Schnurrbärtige was mit der Lottostelle zu tun hatte. Der Lottostelle, die Mino Calasetta gehörte, verdammt noch mal. Demselben Mino Calasetta, den der Commissario seit

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