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Das Sonnenblumenfeld

Das Sonnenblumenfeld

Titel: Das Sonnenblumenfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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Leben verändern würden. Die Kleinen könnten ruhiger aufwachsen, und das Geld würde seine Frau milde stimmen.
    Er entschied sich nicht schnell genug.
    In der Tür hinter ihnen erschien Rita.
    Das Haar hing ihr um den Kopf wie einer rasenden Medea, ihre Augen waren vor Wut gerötet, und die Schere in ihrer Hand schien ein Schwert zu sein.
    »Schwein!«, zischte sie, schneidend wie ein Rasiermesser.
    Es war nicht klar, ob ihr Mann, Calasetta oder alle beide gemeint waren.
    »Du Schwein«, sagte sie und richtete die Schere auf Calasetta, »du kaufst dir Dinge und Menschen, wie es dir passt, und jetzt willst du auch noch Kinder kaufen. Und du bist auch ein Schwein«, sagte sie und richtete die spitzen Klingen der Schere auf ihren Mann, »weil du dein Gewissen und deine Träume für ein Nichts verkauft hast, und jetzt willst du auch noch die deiner Tochter verkaufen.«
    Einen Augenblick lang waren die Männer sprachlos. Dann schienen sie antworten zu wollen, aber Rita ließ ihnen nicht die Zeit, Luft zu holen.
    »Raus!«, schrie sie und machte mit der gezückten Schere einen Schritt auf sie zu. »Alle beide raus, bevor ich mich vergesse und nicht mehr weiß, was ich tu.«
    Und die beiden Männer verließen erschrocken und eingeschüchtert das Haus, ohne einen Mucks.

Nur ein Wunder
    »Hast du gehört, Prufessò?«, fragte Dummenico. »Der Commissario hat gedacht, ich hätte mit dem Messer auf dich eingestochen. Der wollte mich schon verhaften. Er hat gedacht, ich bin völlig durchgedreht und hab dich niedergestochen und mich dann auf diesen Jungen gestürzt. Versuch so einem mal zu erklären, dass uns 'ne Tammorra ins Feld gerufen hat und dass dort drei Tiere über das Mädchen hergefallen sind. Und dass wir uns nur eingemischt haben, um das arme Ding zu retten, und dass der ein Messer hatte und dir das in den Bauch gerammt hat. Keine Chance, Prufessò, er hat mir nicht geglaubt. Und je mehr ich erzählt hab, umso misstrauischer hat der mich angeglotzt. Dann hat er mich eine Stunde lang mit einem Polizisten schmoren lassen, der keinen Ton gesagt hat. Dann kommt er zurück und will wissen, was ich dort überhaupt gemacht hab, im Feld, und warum ich obenrum nackt war, als die Polizei kam. Ich konnte ihm natürlich nix vom Lieferwagen erzählen und hab gesagt, dass ich mein Hemd beim Kampf verloren hab. Und dass wir dort waren, weil wir über den Cuzzolara-Teich abkürzen wollten, zum Fest von Santu Vito. Und er: Zu Fuß zum Fest von Santu Vito? Warum nicht, hab ich ge
sagt, und da hat er mir sofort unter die Nase gerieben, dass unser Dorf mehr als dreißig Kilometer weit weg ist. Uns hat jemand mitgenommen, hab ich gesagt, aber er hat mich nur angeschaut, der Commissario, und dann hat er mich gefragt, wo wir um halb vier am Nachmittag waren, und ganz ernst geschaut hat er dabei. Klar, es ging um die Lottostelle, ich hätt mir fast in die Hosen gemacht. Und irgendwie nehm ich meinen letzten Mut zusammen und sag mit festem Blick, dass wir da in Roccelle schwimmen waren.
    Keine Ahnung, Prufessò, ob er das geschluckt hat oder nicht, aber irgendwann ist er noch mal rausgegangen und hat den Polizisten mitgenommen. Ich war also allein. 'ne halbe Stunde, ohne zu wissen, was los ist und wie es dir geht. Dann kommt der Commissario zurück, und ich merk sofort, dass er wie ausgewechselt ist, ganz freundlich und feierlich. Er lässt mir sogar Kaffee bringen, mit zwei Keksen. Sagt, ein Zeuge wär aufgetaucht, der meinen Bericht bestätigt. Wer das war, keine Ahnung. Jedenfalls hat sich der Commissario tausendmal für das Missverständnis entschuldigt und meinen Mut gelobt, und nachdem ich meine Aussage unterschrieben hab, hat er mich gefragt, wo ich hinwill. Ich wollte natürlich zur dir, und wissen, wie es dir geht, und da hat er plötzlich geschaut, Prufessò, ganz düster, das sah aus, als wollte der mir was sagen, aber dann hat er den
Mund gehalten, mir die Hand gedrückt und den Fahrer gerufen.«
    Dummenico schwieg einen Augenblick, seine Stimme war heiser geworden. Vom Nachttisch nahm er die Wasserflasche und leerte sie in einem Zug.
    Die Uhr im Zimmer zeigte die Stunde an, sechs Uhr am Morgen, und es war nichts zu hören, nur die regelmäßigen Geräusche der Apparate, die den Professor am Leben hielten.
    Dummenico schaute aus dem Fenster und sah, dass das Dunkel der Nacht sich lichtete. Der anbrechende Tag schien auch die Schwere, die er spürte, etwas zu lichten, und die Hoffnung kehrte zurück.
    Aber es war eine dünne

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