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Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Titel: Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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ihm nur, zu seiner Mutter zurückzukehren, und er hatte sie für die Erleichterung auf ihrem Gesicht gehasst, als er ihr sagte, dass er nirgendwo hinging, zumindest jetzt noch nicht.
    Schon damals habe ich mir ständig solche Konstellationen ausgemalt und im Dickicht meiner Geschichten nach verworrenen Zusammenhängen gesucht.
    »Mr Sadler, Sie müssen meinem Sohn verzeihen«, sagte Mrs Cantwell, legte die Hände flach auf den Tresen und beugte sich vor. »Er ist sehr leicht erregbar, wie Sie sehen.«
    »Darum geht es doch jetzt nicht, Ma«, sagte David. »Wir haben da eine Verpflichtung.«
    »Und der würden wir gerne nachkommen, selbstverständlich, aber …«
    Das Ende ihres Satzes bekam ich nicht mehr mit, denn David fasste mich beim Ellbogen. Die Intimität seiner Geste überraschte mich, und ich trat einen Schritt zurück, während er sich nervös umsah und schließlich mit gedämpfter Stimme sagte: »Mr Sadler, kann ich Sie unter vier Augen sprechen? Ich versichere Ihnen, so geht es bei uns normalerweise nicht zu. Sie müssen einen sehr schlechten Eindruck von uns haben. Aber wenn wir vielleicht kurz in den Salon gehen könnten? Dort ist gerade niemand und …«
    »Aber ja«, sagte ich und stellte meine Tasche auf den Boden vor Mrs Cantwells Theke. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich die hier stehen lasse?« Sie schüttelte den Kopf, schluckte, rang wieder die Hände und sah ganz so aus, als würde sie in diesem Moment lieber sterben, als unsere Unterhaltung weiterführen zu müssen. Ich folgte ihrem Sohn in den Salon, einerseits neugierig wegen des Aufhebens, das sie um diese Geschichte machten, andererseits aber auch verärgert. Die Reise hatte mich erschöpft, und ich war voller so gegensätzlicher Gefühle, was den Grund meines Hierseins betraf, dass ich nichts anderes wollte, als in mein Zimmer zu gehen, die Tür hinter mir zu schließen und mit meinen Gedanken allein zu sein.
    Tatsächlich war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich in der Lage sein würde, meine Pläne für den nächsten Tag zu verwirklichen. Ich wusste nur, dass die Züge nach London immer zehn Minuten nach der vollen Stunde gingen, und zwar alle zwei Stunden, beginnend um zehn nach sechs, was hieß, dass es vor meiner Verabredung vier Möglichkeiten zur Rückfahrt gab.
    »Was für ein Durcheinander!«, sagte David Cantwell und pfiff leise durch die Zähne, als er die Tür hinter uns schloss. »Und Ma macht die Sache kein Stück leichter, habe ich recht, Mr Sadler?«
    »Hören Sie, wenn Sie mir vielleicht einfach erklären könnten, was das Problem ist«, sagte ich. »Ich habe eine Postanweisung mit meinem Brief geschickt, um das Zimmer zu reservieren.«
    »Natürlich haben Sie das, Sir, natürlich haben Sie das«, antwortete er. »Ich habe die Buchung selbst vorgenommen. Wir wollten Ihnen die Nummer vier geben, verstehen Sie? Es war meine Entscheidung. Die Nummer vier ist unser ruhigstes Zimmer, und wenn die Matratze auch etwas knubblig sein mag, so ist der Federrahmen doch ausgezeichnet. Viele unserer Gäste haben schon gesagt, wie außerordentlich bequem das Bett ist. Als ich Ihren Brief las, Sir, dachte ich, dass Sie Soldat sind. Hatte ich recht?«
    Ich zögerte einen Moment und nickte knapp. »Das war ich«, sagte ich. »Jetzt natürlich nicht mehr. Nicht mehr, seit es vorbei ist.«
    »Waren Sie in viele Gefechte verwickelt?«, fragte der junge Cantwell, und seine Miene hellte sich auf. Ich spürte, wie sich meine Geduld dem Ende zuneigte.
    »Mein Zimmer. Bekomme ich es jetzt oder nicht?«
    »Nun, Sir«, sagte er, enttäuscht von meiner Antwort, »das hängt ganz von Ihnen ab.«
    »Wieso das?«
    »Mary, unser Mädchen, ist im Moment oben und desinfiziert alles. Erst hat sie sich angestellt, das können Sie mir glauben, aber dann habe ich ihr gesagt, dass mein Name draußen über der Tür steht und nicht ihrer, und dass sie besser tut, was ich ihr auftrage, wenn sie ihre Stelle behalten will.«
    »Ich dachte, es sei der Name Ihrer Mutter«, sagte ich, um ihn etwas aufzuziehen.
    »Es ist auch meiner«, blaffte er ungehalten und sah mich mit leicht vortretenden Augen an. »Auf jeden Fall wird das Zimmer so gut wie neu sein, wenn Mary damit fertig ist, das kann ich Ihnen versprechen. Ma wollte es Ihnen nicht sagen, aber da Sie Soldat sind …«
    »Ich war Soldat«, berichtigte ich ihn.
    »Ja, Sir. Nun, ich denke, es wäre respektlos, wenn ich Ihnen nicht sagen würde, was in dem Zimmer geschehen ist, und Sie nicht Ihre eigenen

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